des sinnlichen Bewusstseyns, -- als die reine Sprache oder das Werden der Gestalt, deren Daseyn nicht aus dem Selbst heraustritt, und rein verschwindender Ge- genstand ist; -- als unmittelbare Einheit mit dem all- gemeinen Selbstbewusstseyn in seiner Begeisterung und als vermittelte in dem Thun des Cultus; -- als schöne selbstische Körperlichkeit, und endlich als das in die Vor- stellung erhobne Daseyn und die Ausbreitung desselben zu einer Welt, die sich zuletzt in die Allgemein- heit, die ebenso reine Gewissheit ihrer selbst ist, zusam- mennimmt. -- Diese Formen, und auf der andern die Welt der Person und des Rechts, die verwüstende Wildheit der freygelassenen Elemente des Inhalts, eben- so die gedachte Person des Stoicismus und die baltlose Unruhe des skeptischen Bewusstseyns, machen die Pe- ripherie der Gestalten aus, welche erwartend und drängend um die Geburtsstätte des als Selbstbewusst- seyn werdenden Geistes umherstehen, der alle durch- dringende Schmerz und Sehnsucht des unglücklichen Selbstbewusstseyns ist ihr Mittelpunkt und das gemein- schaftliche Geburtswehe seines Hervorgangs, -- die Einfachheit des reinen Begriffs, der jene Gestalten als seine Momente enthält.
Er hat die zwey Seiten an ihm, die oben als die beyden umgekehrten Sätze vorgestellt sind; die eine ist diese, dass die Substanz sich ihrer selbst ent- äussert und zum Selbstbewusstseyn wird, die andre umgekehrt, dass das Selbstbewusstseyn sich seiner entäus-
Y y
des sinnlichen Bewuſstseyns, — als die reine Sprache oder das Werden der Geſtalt, deren Daseyn nicht aus dem Selbſt heraustritt, und rein verschwindender Ge- genſtand iſt; — als unmittelbare Einheit mit dem all- gemeinen Selbſtbewuſstseyn in seiner Begeiſterung und als vermittelte in dem Thun des Cultus; — als schöne selbſtische Körperlichkeit, und endlich als das in die Vor- ſtellung erhobne Daseyn und die Ausbreitung deſſelben zu einer Welt, die sich zuletzt in die Allgemein- heit, die ebenso reine Gewiſsheit ihrer selbſt ist, zusam- mennimmt. — Dieſe Formen, und auf der andern die Welt der Person und des Rechts, die verwüſtende Wildheit der freygelaſſenen Elemente des Inhalts, eben- so die gedachte Person des Stoicismus und die baltlose Unruhe des ſkeptiſchen Bewuſstseyns, machen die Pe- ripherie der Geſtalten aus, welche erwartend und drängend um die Geburtsſtätte des als Selbstbewuſst- seyn werdenden Geiſtes umherſtehen, der alle durch- dringende Schmerz und Sehnsucht des unglücklichen Selbstbewuſstseyns iſt ihr Mittelpunkt und das gemein- ſchaftliche Geburtswehe ſeines Hervorgangs, — die Einfachheit des reinen Begriffs, der jene Geſtalten als ſeine Momente enthält.
Er hat die zwey Seiten an ihm, die oben als die beyden umgekehrten Sätze vorgeſtellt sind; die eine iſt dieſe, daſs die Subſtanz sich ihrer selbſt ent- äuſſert und zum Selbſtbewuſstſeyn wird, die andre umgekehrt, daſs das Selbſtbewuſstſeyn ſich ſeiner entäuſ-
Y y
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0814"n="705"/>
des sinnlichen Bewuſstseyns, — als die reine Sprache<lb/>
oder das Werden der Geſtalt, deren Daseyn nicht aus<lb/>
dem Selbſt heraustritt, und rein <hirendition="#i">verschwindender</hi> Ge-<lb/>
genſtand iſt; — als unmittelbare <hirendition="#i">Einheit</hi> mit dem all-<lb/>
gemeinen <hirendition="#i">Selbſtbewuſstseyn</hi> in seiner Begeiſterung und<lb/>
als vermittelte in dem Thun des Cultus; — als schöne<lb/><hirendition="#i">selbſtische Körperlichkeit</hi>, und endlich als das in die <hirendition="#i">Vor-<lb/>ſtellung</hi> erhobne Daseyn und die Ausbreitung deſſelben<lb/>
zu einer Welt, die sich zuletzt in die Allgemein-<lb/>
heit, die ebenso <hirendition="#i">reine Gewiſsheit ihrer selbſt</hi> ist, zusam-<lb/>
mennimmt. — Dieſe Formen, und auf der andern die<lb/><hirendition="#i">Welt</hi> der <hirendition="#i">Person</hi> und des Rechts, die verwüſtende<lb/>
Wildheit der freygelaſſenen Elemente des Inhalts, eben-<lb/>
so die <hirendition="#i">gedachte</hi> Person des Stoicismus und die baltlose<lb/>
Unruhe des ſkeptiſchen Bewuſstseyns, machen die Pe-<lb/>
ripherie der Geſtalten aus, welche erwartend und<lb/>
drängend um die Geburtsſtätte des als Selbstbewuſst-<lb/>
seyn werdenden Geiſtes umherſtehen, der alle durch-<lb/>
dringende Schmerz und Sehnsucht des unglücklichen<lb/>
Selbstbewuſstseyns iſt ihr Mittelpunkt und das gemein-<lb/>ſchaftliche Geburtswehe ſeines Hervorgangs, — die<lb/>
Einfachheit des reinen Begriffs, der jene Geſtalten als<lb/>ſeine Momente enthält.</p><lb/><p>Er hat die zwey Seiten an ihm, die oben als die<lb/>
beyden umgekehrten Sätze vorgeſtellt sind; die<lb/>
eine iſt dieſe, daſs die <hirendition="#i">Subſtanz</hi> sich ihrer selbſt ent-<lb/>
äuſſert und zum Selbſtbewuſstſeyn wird, die andre<lb/>
umgekehrt, daſs das <hirendition="#i">Selbſtbewuſstſeyn</hi>ſich ſeiner entäuſ-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y y</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[705/0814]
des sinnlichen Bewuſstseyns, — als die reine Sprache
oder das Werden der Geſtalt, deren Daseyn nicht aus
dem Selbſt heraustritt, und rein verschwindender Ge-
genſtand iſt; — als unmittelbare Einheit mit dem all-
gemeinen Selbſtbewuſstseyn in seiner Begeiſterung und
als vermittelte in dem Thun des Cultus; — als schöne
selbſtische Körperlichkeit, und endlich als das in die Vor-
ſtellung erhobne Daseyn und die Ausbreitung deſſelben
zu einer Welt, die sich zuletzt in die Allgemein-
heit, die ebenso reine Gewiſsheit ihrer selbſt ist, zusam-
mennimmt. — Dieſe Formen, und auf der andern die
Welt der Person und des Rechts, die verwüſtende
Wildheit der freygelaſſenen Elemente des Inhalts, eben-
so die gedachte Person des Stoicismus und die baltlose
Unruhe des ſkeptiſchen Bewuſstseyns, machen die Pe-
ripherie der Geſtalten aus, welche erwartend und
drängend um die Geburtsſtätte des als Selbstbewuſst-
seyn werdenden Geiſtes umherſtehen, der alle durch-
dringende Schmerz und Sehnsucht des unglücklichen
Selbstbewuſstseyns iſt ihr Mittelpunkt und das gemein-
ſchaftliche Geburtswehe ſeines Hervorgangs, — die
Einfachheit des reinen Begriffs, der jene Geſtalten als
ſeine Momente enthält.
Er hat die zwey Seiten an ihm, die oben als die
beyden umgekehrten Sätze vorgeſtellt sind; die
eine iſt dieſe, daſs die Subſtanz sich ihrer selbſt ent-
äuſſert und zum Selbſtbewuſstſeyn wird, die andre
umgekehrt, daſs das Selbſtbewuſstſeyn ſich ſeiner entäuſ-
Y y
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/814>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.