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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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ist das Vertrauen in die ewigen Gesetze der Götter,
wie die Orakel, die das Besondre zu wissen thaten,
verstummt. Die Bildsäulen sind nun Leichname, denen
die belebende Seele, so wie die Hymne Worte, de-
ren Glauben entflohen ist; die Tische der Götter oh-
ne geistige Speise und Trank, und aus seinen Spie-
len und Festen kommt dem Bewusstseyn nicht die
freudige Einheit seiner mit dem Wesen zurück. Den
Werken der Muse fehlt die Krafft des Geistes, dem
aus der Zermalmung der Götter und Menschen die
Gewissheit seiner selbst hervorging. Sie sind nun
das, was sie für uns sind, -- vom Baume gebrochne
schöne Früchte, ein freundliches Schicksal reichte
sie uns dar, wie ein Mädchen jene Früchte präsen-
tirt; es gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseyus,
nicht den Baum, der sie trug, nicht die Erde und
die Elemente, die ihre Substanz, noch das Klima,
das ihre Bestimmtheit ausmachte; oder den Wech-
sel der Iahreszeiten, die den Process ihres Werdens
beherrschten. -- So gibt das Schicksal uns mit den
Werken jener Kunst, nicht ihre Welt, nicht den
Frühling und Sommer des sittlichen Lebens, worin
sie blühten und reifften, sondern allein die einge-
hüllte Erinnerung dieser Wirklichkeit. -- Unser
Thun in ihrem Genusse ist daher nicht das gottes-
dienstliche, wodurch unserem Bewusstseyn seine voll-
kommne es ausfüllende Wahrheit würde, sondern es
ist das äusserliche Thun, das von diesen Früchten etwa

iſt das Vertrauen in die ewigen Gesetze der Götter,
wie die Orakel, die das Besondre zu wiſſen thaten,
verſtummt. Die Bildsäulen sind nun Leichname, denen
die belebende Seele, so wie die Hymne Worte, de-
ren Glauben entflohen iſt; die Tische der Götter oh-
ne geiſtige Speise und Trank, und aus seinen Spie-
len und Feſten kommt dem Bewuſstseyn nicht die
freudige Einheit seiner mit dem Wesen zurück. Den
Werken der Muse fehlt die Krafft des Geiſtes, dem
aus der Zermalmung der Götter und Menschen die
Gewiſsheit seiner selbſt hervorging. Sie sind nun
das, was ſie für uns sind, — vom Baume gebrochne
schöne Früchte, ein freundliches Schicksal reichte
sie uns dar, wie ein Mädchen jene Früchte präsen-
tirt; es gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseyus,
nicht den Baum, der sie trug, nicht die Erde und
die Elemente, die ihre Subſtanz, noch das Klima,
das ihre Beſtimmtheit ausmachte; oder den Wech-
sel der Iahreszeiten, die den Proceſs ihres Werdens
beherrschten. — So gibt das Schicksal uns mit den
Werken jener Kunſt, nicht ihre Welt, nicht den
Frühling und Sommer des sittlichen Lebens, worin
sie blühten und reifften, sondern allein die einge-
hüllte Erinnerung dieser Wirklichkeit. — Unser
Thun in ihrem Genuſſe iſt daher nicht das gottes-
dienſtliche, wodurch unserem Bewuſstseyn seine voll-
kommne es ausfüllende Wahrheit würde, sondern es
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[703/0812] iſt das Vertrauen in die ewigen Gesetze der Götter, wie die Orakel, die das Besondre zu wiſſen thaten, verſtummt. Die Bildsäulen sind nun Leichname, denen die belebende Seele, so wie die Hymne Worte, de- ren Glauben entflohen iſt; die Tische der Götter oh- ne geiſtige Speise und Trank, und aus seinen Spie- len und Feſten kommt dem Bewuſstseyn nicht die freudige Einheit seiner mit dem Wesen zurück. Den Werken der Muse fehlt die Krafft des Geiſtes, dem aus der Zermalmung der Götter und Menschen die Gewiſsheit seiner selbſt hervorging. Sie sind nun das, was ſie für uns sind, — vom Baume gebrochne schöne Früchte, ein freundliches Schicksal reichte sie uns dar, wie ein Mädchen jene Früchte präsen- tirt; es gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseyus, nicht den Baum, der sie trug, nicht die Erde und die Elemente, die ihre Subſtanz, noch das Klima, das ihre Beſtimmtheit ausmachte; oder den Wech- sel der Iahreszeiten, die den Proceſs ihres Werdens beherrschten. — So gibt das Schicksal uns mit den Werken jener Kunſt, nicht ihre Welt, nicht den Frühling und Sommer des sittlichen Lebens, worin sie blühten und reifften, sondern allein die einge- hüllte Erinnerung dieser Wirklichkeit. — Unser Thun in ihrem Genuſſe iſt daher nicht das gottes- dienſtliche, wodurch unserem Bewuſstseyn seine voll- kommne es ausfüllende Wahrheit würde, sondern es iſt das äuſſerliche Thun, das von diesen Früchten etwa

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/812>, abgerufen am 22.11.2024.