Gröse, des begreifflosen Unterschiedes, und das Princip der Gleichheit, der abstracten unleben- digen Einheit, vermag es nicht, sich mit jener reinen Unruhe des Lebens und absoluten Un- terscheidung zu befassen. Diese Negativität wird daher, nur als paralysirt, nemlich als das Eins zum zweyten Stoffe dieses Erkennens, das, ein äusserliches Thun, das sich selbstbewegende zum Stoffe herabsetzt, um nun an ihm einen gleich- gültigen, äusserlichen unlebendigen Inhalt zu haben.
Die Philosophie dagegen betrachtet nicht unwesentliche Bestimmung, sondern sie in sofern sie wesentliche ist; nicht das Abstracte oder Un- wirkliche ist ihr Element und Inhalt, sondern das Wirkliche, sich selbst setzende und in sich lebende, das Daseyn in seinem Begriffe. Es ist der Process, der sich seine Momente erzeugt und durchläufft, und diese ganze Bewegung macht das Positive und seine Wahrheit aus. Diese schliesst also ebensosehr das Negative in sich, dasjenige, was das Falsche genannt wer- den würde, wenn es als ein solches betrach- tet werden könnte, von dem zu abstrahiren sey. Das Verschwindende ist vielmehr selbst als we- sentlich zu betrachten, nicht in der Bestimmung eines Festen, das vom Wahren abgeschnitten,
Gröſe, des begreiffloſen Unterſchiedes, und das Princip der Gleichheit, der abſtracten unleben- digen Einheit, vermag es nicht, ſich mit jener reinen Unruhe des Lebens und abſoluten Un- terſcheidung zu befaſſen. Dieſe Negativität wird daher, nur als paralyſirt, nemlich als das Eins zum zweyten Stoffe dieſes Erkennens, das, ein äuſſerliches Thun, das ſich ſelbſtbewegende zum Stoffe herabſetzt, um nun an ihm einen gleich- gültigen, äuſſerlichen unlebendigen Inhalt zu haben.
Die Philoſophie dagegen betrachtet nicht unweſentliche Beſtimmung, ſondern ſie in ſofern ſie weſentliche iſt; nicht das Abſtracte oder Un- wirkliche iſt ihr Element und Inhalt, ſondern das Wirkliche, ſich ſelbſt ſetzende und in ſich lebende, das Daſeyn in ſeinem Begriffe. Es iſt der Proceſs, der ſich ſeine Momente erzeugt und durchläufft, und dieſe ganze Bewegung macht das Poſitive und ſeine Wahrheit aus. Dieſe ſchlieſst alſo ebenſoſehr das Negative in ſich, dasjenige, was das Falſche genannt wer- den würde, wenn es als ein ſolches betrach- tet werden könnte, von dem zu abſtrahiren ſey. Das Verſchwindende iſt vielmehr ſelbſt als we- ſentlich zu betrachten, nicht in der Beſtimmung eines Feſten, das vom Wahren abgeſchnitten,
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[LV/0070]
Gröſe, des begreiffloſen Unterſchiedes, und das
Princip der Gleichheit, der abſtracten unleben-
digen Einheit, vermag es nicht, ſich mit jener
reinen Unruhe des Lebens und abſoluten Un-
terſcheidung zu befaſſen. Dieſe Negativität wird
daher, nur als paralyſirt, nemlich als das Eins
zum zweyten Stoffe dieſes Erkennens, das, ein
äuſſerliches Thun, das ſich ſelbſtbewegende zum
Stoffe herabſetzt, um nun an ihm einen gleich-
gültigen, äuſſerlichen unlebendigen Inhalt zu
haben.
Die Philoſophie dagegen betrachtet nicht
unweſentliche Beſtimmung, ſondern ſie in ſofern
ſie weſentliche iſt; nicht das Abſtracte oder Un-
wirkliche iſt ihr Element und Inhalt, ſondern
das Wirkliche, ſich ſelbſt ſetzende und in ſich
lebende, das Daſeyn in ſeinem Begriffe. Es
iſt der Proceſs, der ſich ſeine Momente erzeugt
und durchläufft, und dieſe ganze Bewegung
macht das Poſitive und ſeine Wahrheit aus.
Dieſe ſchlieſst alſo ebenſoſehr das Negative in
ſich, dasjenige, was das Falſche genannt wer-
den würde, wenn es als ein ſolches betrach-
tet werden könnte, von dem zu abſtrahiren ſey.
Das Verſchwindende iſt vielmehr ſelbſt als we-
ſentlich zu betrachten, nicht in der Beſtimmung
eines Feſten, das vom Wahren abgeſchnitten,
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. LV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/70>, abgerufen am 18.12.2024.
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