genstandes entlässt. Es folgt daraus, dass es zu keinem positiven Werke, weder zu allgemeinen Werken der Sprache noch der Wirklichkeit, weder zu Gesetzen und allgemeinen Einrichtungen der bewussten -- noch zu Thaten und Werken der wollenden Freyheit kom- men kann. -- Das Werk, zu welchem die sich Be- wusstseyn gebende Freyheit sich machen könnte, wür- de darin bestehen, dass sie als allgemeine Substanz sich zum Gegenstande und bleibenden Seyn machte. Diss An- dersseyn wäre der Unterschied an ihr, wornach sie sich in bestehende geistige Massen und in die Glieder ver- schiedener Gewalten theilte; theils dass diese Massen die Gedankendinge einer gesonderten gesetzgebenden, richterlichen und ausübenden Gewalt wären, theils aber die realen Wesen, die sich in der realen Welt der Bildung ergaben, und indem der Inhalt des allgemei- nen Thuns näher beachtet würde, die besondern Mas- sen des Arbeitens, welche weiter als speciellere Stän- de unterschieden werden. -- Die allgemeine Freyheit, die sich auf diese Weise in ihre Glieder gesondert, und ebendadurch zur seyenden Substanz gemacht hätte, wäre dadurch frey von der einzelnen Individualität und theilte die Menge der Individuen unter ihre ver- schiedenen Glieder. Das Thun und Seyn der Persön- lichkeit sande sich aber dadurch auf einen Zweig des Ganzen, auf eine Art des Thuns und Seyns beschränkt; in das Element des Seyns gesetzt, erhielte sie die Bedeu- tung einer bestimmten; sie hörte auf in Wahrheit all- gemeines Selbstbewusstseyn zu seyn. Dieses lässt sich
genſtandes entläſst. Es folgt daraus, daſs es zu keinem poſitiven Werke, weder zu allgemeinen Werken der Sprache noch der Wirklichkeit, weder zu Geſetzen und allgemeinen Einrichtungen der bewuſsten — noch zu Thaten und Werken der wollenden Freyheit kom- men kann. — Das Werk, zu welchem die ſich Be- wuſstſeyn gebende Freyheit ſich machen könnte, wür- de darin beſtehen, daſs ſie als allgemeine Subſtanz ſich zum Gegenſtande und bleibenden Seyn machte. Diſs An- dersſeyn wäre der Unterſchied an ihr, wornach ſie ſich in beſtehende geiſtige Maſſen und in die Glieder ver- ſchiedener Gewalten theilte; theils daſs dieſe Maſſen die Gedankendinge einer geſonderten geſetzgebenden, richterlichen und ausübenden Gewalt wären, theils aber die realen Weſen, die ſich in der realen Welt der Bildung ergaben, und indem der Inhalt des allgemei- nen Thuns näher beachtet würde, die beſondern Maſ- ſen des Arbeitens, welche weiter als ſpeciellere Stän- de unterſchieden werden. — Die allgemeine Freyheit, die ſich auf dieſe Weiſe in ihre Glieder geſondert, und ebendadurch zur ſeyenden Subſtanz gemacht hätte, wäre dadurch frey von der einzelnen Individualität und theilte die Menge der Individuen unter ihre ver- ſchiedenen Glieder. Das Thun und Seyn der Perſön- lichkeit ſande ſich aber dadurch auf einen Zweig des Ganzen, auf eine Art des Thuns und Seyns beſchränkt; in das Element des Seyns geſetzt, erhielte ſie die Bedeu- tung einer beſtimmten; ſie hörte auf in Wahrheit all- gemeines Selbſtbewuſstseyn zu ſeyn. Dieſes läſst ſich
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genſtandes entläſst. Es folgt daraus, daſs es zu keinem
poſitiven Werke, weder zu allgemeinen Werken der
Sprache noch der Wirklichkeit, weder zu Geſetzen
und allgemeinen Einrichtungen der bewuſsten — noch
zu Thaten und Werken der wollenden Freyheit kom-
men kann. — Das Werk, zu welchem die ſich Be-
wuſstſeyn gebende Freyheit ſich machen könnte, wür-
de darin beſtehen, daſs ſie als allgemeine Subſtanz ſich
zum Gegenſtande und bleibenden Seyn machte. Diſs An-
dersſeyn wäre der Unterſchied an ihr, wornach ſie ſich
in beſtehende geiſtige Maſſen und in die Glieder ver-
ſchiedener Gewalten theilte; theils daſs dieſe Maſſen
die Gedankendinge einer geſonderten geſetzgebenden,
richterlichen und ausübenden Gewalt wären, theils
aber die realen Weſen, die ſich in der realen Welt der
Bildung ergaben, und indem der Inhalt des allgemei-
nen Thuns näher beachtet würde, die beſondern Maſ-
ſen des Arbeitens, welche weiter als ſpeciellere Stän-
de unterſchieden werden. — Die allgemeine Freyheit,
die ſich auf dieſe Weiſe in ihre Glieder geſondert,
und ebendadurch zur ſeyenden Subſtanz gemacht hätte,
wäre dadurch frey von der einzelnen Individualität
und theilte die Menge der Individuen unter ihre ver-
ſchiedenen Glieder. Das Thun und Seyn der Perſön-
lichkeit ſande ſich aber dadurch auf einen Zweig des
Ganzen, auf eine Art des Thuns und Seyns beſchränkt;
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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