benden Selbstbewusstseyns theilhafftig, oder das glau- bende Bewusstseyn gehört der realen Welt an.
Nach diesem zweyten Verhältnisse hat das glau- bende Bewusstseyn theils selbst seine Wirklichkeit in der realen Welt der Bildung, und macht ihren Geist und ihr Daseyn aus, das betrachtet worden ist; theils aber tritt es dieser seiner Wirklichkeit als dem Eiteln gegenüber, und ist die Bewegung sie auf- zuheben. Diese Bewegung besteht nicht darin, dass es ein geistreiches Bewusstseyn über ihre Verkehrung hätte; denn es ist das einfache Bewusstseyn, welches das Geistreiche zum Eiteln zählt, weil dieses noch die reale Welt zu seinem Zwecke hat. Sondern dem ruhigen Reiche seines Denkens steht die Wirklichkeit als ein geistloses Daseyn gegenüber, das daher auf eine äusserliche Weise zu überwinden ist. Dieser Gehorsam des Dienstes und des Preisses bringt durch das Aufheben des sinnlichen Wissens und Thuns, das Bewusstseyn der Einheit mit dem an und fürsich- seyenden Wesen hervor, doch nicht als angeschaute wirkliche Einheit, sondern dieser Dienst ist nur das fortwährende Hervorbringen, das sein Ziel in der Gegenwart nicht vollkommen erreicht. Die Ge- meine gelangt zwar dazu, denn sie ist das allgemei- ne Selbstbewusstseyn; aber dem einzelnen Selbstbe- wusstseyn bleibt nothwendig das Reich des reinen Denkens ein Jenseits seiner Wirklichkeit, oder in- dem dieses durch die Entäusserung des ewigen We- sens in die Wirklichkeit getreten, ist sie eine unbegriffne
benden Selbstbewuſstseyns theilhafftig, oder das glau- bende Bewuſstseyn gehört der realen Welt an.
Nach dieſem zweyten Verhältniſſe hat das glau- bende Bewuſstseyn theils selbſt seine Wirklichkeit in der realen Welt der Bildung, und macht ihren Geiſt und ihr Daſeyn aus, das betrachtet worden ist; theils aber tritt es dieſer ſeiner Wirklichkeit als dem Eiteln gegenüber, und ist die Bewegung sie auf- zuheben. Dieſe Bewegung beſteht nicht darin, daſs es ein geiſtreiches Bewuſstseyn über ihre Verkehrung hätte; denn es ist das einfache Bewuſstseyn, welches das Geiſtreiche zum Eiteln zählt, weil dieſes noch die reale Welt zu seinem Zwecke hat. Sondern dem ruhigen Reiche ſeines Denkens ſteht die Wirklichkeit als ein geiſtloſes Daseyn gegenüber, das daher auf eine äuſſerliche Weiſe zu überwinden ist. Dieſer Gehorſam des Dienſtes und des Preiſses bringt durch das Aufheben des sinnlichen Wiſſens und Thuns, das Bewuſstseyn der Einheit mit dem an und fürsich- seyenden Wesen hervor, doch nicht als angeſchaute wirkliche Einheit, ſondern dieſer Dienſt ist nur das fortwährende Hervorbringen, das sein Ziel in der Gegenwart nicht vollkommen erreicht. Die Ge- meine gelangt zwar dazu, denn sie ist das allgemei- ne Selbſtbewuſstſeyn; aber dem einzelnen Selbſtbe- wuſstseyn bleibt nothwendig das Reich des reinen Denkens ein Jenseits seiner Wirklichkeit, oder in- dem dieſes durch die Entäuſſerung des ewigen We- sens in die Wirklichkeit getreten, ist sie eine unbegriffne
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benden Selbstbewuſstseyns theilhafftig, oder das glau-
bende Bewuſstseyn gehört der realen Welt an.
Nach dieſem zweyten Verhältniſſe hat das glau-
bende Bewuſstseyn theils selbſt seine Wirklichkeit
in der realen Welt der Bildung, und macht ihren
Geiſt und ihr Daſeyn aus, das betrachtet worden
ist; theils aber tritt es dieſer ſeiner Wirklichkeit als
dem Eiteln gegenüber, und ist die Bewegung sie auf-
zuheben. Dieſe Bewegung beſteht nicht darin, daſs
es ein geiſtreiches Bewuſstseyn über ihre Verkehrung
hätte; denn es ist das einfache Bewuſstseyn, welches
das Geiſtreiche zum Eiteln zählt, weil dieſes noch
die reale Welt zu seinem Zwecke hat. Sondern dem
ruhigen Reiche ſeines Denkens ſteht die Wirklichkeit
als ein geiſtloſes Daseyn gegenüber, das daher auf
eine äuſſerliche Weiſe zu überwinden ist. Dieſer
Gehorſam des Dienſtes und des Preiſses bringt durch
das Aufheben des sinnlichen Wiſſens und Thuns,
das Bewuſstseyn der Einheit mit dem an und fürsich-
seyenden Wesen hervor, doch nicht als angeſchaute
wirkliche Einheit, ſondern dieſer Dienſt ist nur das
fortwährende Hervorbringen, das sein Ziel in der
Gegenwart nicht vollkommen erreicht. Die Ge-
meine gelangt zwar dazu, denn sie ist das allgemei-
ne Selbſtbewuſstſeyn; aber dem einzelnen Selbſtbe-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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