als die allgemeine Macht, dass die Edeln, nicht nur als zum Dienst der Staatsmacht bereit, sondern als Zierrathen sich um den Thron stellen, und dass sie dem, der darauf sitzt, es immer sagen, was er ist.
Die Sprache ihres Preisses ist auf diese Weise der Geist, der in der Staatsmacht selbst die beyden Extreme zusammenschliesst; sie reflectirt die ab- stracte Macht in sich und gibt ihr das Moment des andern Extrems, das wollende und entscheidende fürsichseyn, und hiedurch selbstbewusste Existenz; oder dadurch kommt diss einzelne wirkliche Selbstbe- wusstseyn dazu, sich als die Macht gewiss zu wis- sen. Sie ist der Punkt der Selbsts, in den durch die Entäusserung der innern Gewissheit die vielen Punk- te zusammengeflossen sind. -- Indem aber dieser eigne Geist der Staatsmacht darin besteht, seine Wirklichkeit und Nahrung an dem Opfer des Thuns und des Denkens des edelmüthigen Bewusstseyns zu haben, ist sie die sich entfremdete Selbstständigkeit; das edelmüthige Bewusstseyn, das Extrem des für- sichseyns erhält das Extrem der wirklichen Allge- meinheit für die Allgemeinheit des Denkens, der es sich entäusserte, zurück; die Macht des Staats ist auf es übergegangen. An ihm wird die Staatsgewalt erst wahrhaft bethätigt; in seinem Fürsichseyn hört sie auf, das träge Wesen, wie sie als Extrem des ab- stracten Ansichseyns erschien, zu seyn. -- An sich betrachtet heisst die in sich reflectirte Staatsmacht, oder diss, dass sie Geist geworden, nichts anderes,
als die allgemeine Macht, daſs die Edeln, nicht nur als zum Dienſt der Staatsmacht bereit, sondern als Zierrathen sich um den Thron ſtellen, und daſs sie dem, der darauf sitzt, es immer sagen, was er ist.
Die Sprache ihres Preiſses ist auf diese Weiſe der Geiſt, der in der Staatsmacht selbst die beyden Extreme zuſammenschlieſst; sie reflectirt die ab- ſtracte Macht in sich und gibt ihr das Moment des andern Extrems, das wollende und entſcheidende fürsichseyn, und hiedurch selbſtbewuſste Exiſtenz; oder dadurch kommt diſs einzelne wirkliche Selbstbe- wuſstseyn dazu, sich als die Macht gewiſs zu wis- sen. Sie ist der Punkt der Selbsts, in den durch die Entäuſserung der innern Gewiſsheit die vielen Punk- te zusammengefloſſen sind. — Indem aber dieser eigne Geiſt der Staatsmacht darin beſteht, seine Wirklichkeit und Nahrung an dem Opfer des Thuns und des Denkens des edelmüthigen Bewuſstseyns zu haben, ist sie die sich entfremdete Selbstſtändigkeit; das edelmüthige Bewuſstseyn, das Extrem des für- sichseyns erhält das Extrem der wirklichen Allge- meinheit für die Allgemeinheit des Denkens, der es sich entäuſſerte, zurück; die Macht des Staats ist auf es übergegangen. An ihm wird die Staatsgewalt erſt wahrhaft bethätigt; in seinem Fürsichseyn hört sie auf, das träge Wesen, wie sie als Extrem des ab- stracten Ansichseyns erschien, zu seyn. — An sich betrachtet heiſst die in sich reflectirte Staatsmacht, oder diſs, daſs sie Geiſt geworden, nichts anderes,
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als die allgemeine Macht, daſs die Edeln, nicht nur
als zum Dienſt der Staatsmacht bereit, sondern als
Zierrathen sich um den Thron ſtellen, und daſs sie
dem, der darauf sitzt, es immer sagen, was er ist.
Die Sprache ihres Preiſses ist auf diese Weiſe
der Geiſt, der in der Staatsmacht selbst die beyden
Extreme zuſammenschlieſst; sie reflectirt die ab-
ſtracte Macht in sich und gibt ihr das Moment des
andern Extrems, das wollende und entſcheidende
fürsichseyn, und hiedurch selbſtbewuſste Exiſtenz;
oder dadurch kommt diſs einzelne wirkliche Selbstbe-
wuſstseyn dazu, sich als die Macht gewiſs zu wis-
sen. Sie ist der Punkt der Selbsts, in den durch die
Entäuſserung der innern Gewiſsheit die vielen Punk-
te zusammengefloſſen sind. — Indem aber dieser
eigne Geiſt der Staatsmacht darin beſteht, seine
Wirklichkeit und Nahrung an dem Opfer des Thuns
und des Denkens des edelmüthigen Bewuſstseyns zu
haben, ist sie die sich entfremdete Selbstſtändigkeit;
das edelmüthige Bewuſstseyn, das Extrem des für-
sichseyns erhält das Extrem der wirklichen Allge-
meinheit für die Allgemeinheit des Denkens, der es
sich entäuſſerte, zurück; die Macht des Staats ist
auf es übergegangen. An ihm wird die Staatsgewalt
erſt wahrhaft bethätigt; in seinem Fürsichseyn hört
sie auf, das träge Wesen, wie sie als Extrem des ab-
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betrachtet heiſst die in sich reflectirte Staatsmacht,
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/567>, abgerufen am 22.11.2024.
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