also durch seinen Begriff ohne eigenthümlichen In- halt, findet ein mannichfaltiges Bestehen, den Besitz, vor, und drückt ihm dieselbe abstracte All- gemeinheit, wodurch er Eigenthum heisst, auf, wie jener. Wenn aber die so bestimmte Wirklichkeit im Skepticismus Schein überhaupt heisst, und nur einen negativen Werth hat, so hat sie im Rechte einen positiven. Jener negative Werth besteht dar- in, dass das Wirkliche die Bedeutung des Selbsts als Denkens, als des ansich allgemeinen hat, dieser po- sitive aber darin, dass es Mein in der Bedeutung der Kategorie, als ein anerkanntes und wirkliches Gel- ten ist. -- Beydes ist dasselbe abstracte Allgemeine; der wirkliche Inhalt oder die Bestimmtheit des Mei- nen -- es sey nun eines äusserlichen Besitzes, oder auch des innern Reichthums oder Armuth des Geis- tes und Charakters, ist nicht in dieser leeren Form enthalten und geht sie nichts an. Er gehört also einer eignen Macht an, die ein anderes als das for- mal allgemeine, die der Zufall und die Willkühr ist. -- Das Bewusstseyn des Rechts erfährt darum in sei- nem wirklichen Gelten selbst, vielmehr den Ver- lust seiner Realität und seine vollkommne Unwesent- lichkeit, und ein Individuum als eine Person be- zeichnen ist Ausdruck der Verachtung.
Die freye Macht des Inhalts bestimmt sich so, dass die Zerstreuung in die absolute Vielheit der per- sönlichen Atome durch die Natur dieser Bestimmt- heit zugleich in Einen ihnen fremden und ebenso
also durch seinen Begriff ohne eigenthümlichen In- halt, findet ein mannichfaltiges Bestehen, den Besitz, vor, und drückt ihm dieselbe abstracte All- gemeinheit, wodurch er Eigenthum heiſst, auf, wie jener. Wenn aber die so bestimmte Wirklichkeit im Skepticismus Schein überhaupt heiſst, und nur einen negativen Werth hat, so hat sie im Rechte einen positiven. Jener negative Werth besteht dar- in, daſs das Wirkliche die Bedeutung des Selbsts als Denkens, als des ansich allgemeinen hat, dieser po- sitive aber darin, daſs es Mein in der Bedeutung der Kategorie, als ein anerkanntes und wirkliches Gel- ten ist. — Beydes ist dasselbe abstracte Allgemeine; der wirkliche Inhalt oder die Bestimmtheit des Mei- nen — es sey nun eines äusserlichen Besitzes, oder auch des innern Reichthums oder Armuth des Geis- tes und Charakters, ist nicht in dieser leeren Form enthalten und geht sie nichts an. Er gehört also einer eignen Macht an, die ein anderes als das for- mal allgemeine, die der Zufall und die Willkühr ist. — Das Bewuſstseyn des Rechts erfährt darum in sei- nem wirklichen Gelten selbst, vielmehr den Ver- lust seiner Realität und seine vollkommne Unwesent- lichkeit, und ein Individuum als eine Person be- zeichnen ist Ausdruck der Verachtung.
Die freye Macht des Inhalts bestimmt sich so, daſs die Zerstreuung in die absolute Vielheit der per- sönlichen Atome durch die Natur dieser Bestimmt- heit zugleich in Einen ihnen fremden und ebenso
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also durch seinen Begriff ohne eigenthümlichen In-
halt, findet ein mannichfaltiges Bestehen, den
Besitz, vor, und drückt ihm dieselbe abstracte All-
gemeinheit, wodurch er Eigenthum heiſst, auf, wie
jener. Wenn aber die so bestimmte Wirklichkeit
im Skepticismus Schein überhaupt heiſst, und nur
einen negativen Werth hat, so hat sie im Rechte
einen positiven. Jener negative Werth besteht dar-
in, daſs das Wirkliche die Bedeutung des Selbsts als
Denkens, als des ansich allgemeinen hat, dieser po-
sitive aber darin, daſs es Mein in der Bedeutung
der Kategorie, als ein anerkanntes und wirkliches Gel-
ten ist. — Beydes ist dasselbe abstracte Allgemeine;
der wirkliche Inhalt oder die Bestimmtheit des Mei-
nen — es sey nun eines äusserlichen Besitzes, oder
auch des innern Reichthums oder Armuth des Geis-
tes und Charakters, ist nicht in dieser leeren Form
enthalten und geht sie nichts an. Er gehört also
einer eignen Macht an, die ein anderes als das for-
mal allgemeine, die der Zufall und die Willkühr ist. —
Das Bewuſstseyn des Rechts erfährt darum in sei-
nem wirklichen Gelten selbst, vielmehr den Ver-
lust seiner Realität und seine vollkommne Unwesent-
lichkeit, und ein Individuum als eine Person be-
zeichnen ist Ausdruck der Verachtung.
Die freye Macht des Inhalts bestimmt sich so,
daſs die Zerstreuung in die absolute Vielheit der per-
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heit zugleich in Einen ihnen fremden und ebenso
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/534>, abgerufen am 22.11.2024.
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