wieder in das negative Eins zusammenfasst, ihnen das Gefühl ihrer Unselbstständigkeit gibt, und sie in dem Bewusstseyn erhält, ihr Leben nur im Gan- zen zu haben. Das Gemeinwesen mag sich also ei- nerseits in die Systeme der persönlichen Selbst- ständigkeit und des Eigenthums, des persönlichen und dinglichen Rechts, organisiren; ebenso die Wei- sen des Arbeitens für die zunächst einzelnen Zwecke, -- des Erwerbs und Genusses, -- zu eigenen Zusam- menkünften, gliedern und verselbstständigen. Der Geist der allgemeinen Zusammenkunft ist die Ein- fachheit und das negative Wesen dieser sich isoliren- den Systeme. Um sie nicht in dieses Isoliren ein- wurzeln und festwerden, hiedurch das Ganze aus- einanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat die Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit durch die Kriege zu erschüttern, ihre sich zurecht- gemachte Ordnung und Recht der Selbstständigkeit dadurch zu verletzen und zu verwirren, den Indi- viduen aber, die sich darin vertieffend vom Ganzen losreissen und dem unverletzbaren Fürsichseyn und Sicherheit der Person zustreben, in jener auferlegten Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu fühlen zu geben. Der Geist wehrt durch diese Auflösung der Form des Bestehens das Versinken in das natürliche Daseyn aus dem sittlichen ab, und erhält und erhebt das Selbst seines Bewusstseyns in die Freyheit und in seine Krafft. -- Das negative Wesen zeigt sich als die eigentliche Macht des Gemeinwesens und die Krafft
wieder in das negative Eins zusammenfaſst, ihnen das Gefühl ihrer Unselbstständigkeit gibt, und sie in dem Bewuſstseyn erhält, ihr Leben nur im Gan- zen zu haben. Das Gemeinwesen mag sich also ei- nerseits in die Systeme der persönlichen Selbst- ständigkeit und des Eigenthums, des persönlichen und dinglichen Rechts, organisiren; ebenso die Wei- sen des Arbeitens für die zunächst einzelnen Zwecke, — des Erwerbs und Genusses, — zu eigenen Zusam- menkünften, gliedern und verselbstständigen. Der Geist der allgemeinen Zusammenkunft ist die Ein- fachheit und das negative Wesen dieser sich isoliren- den Systeme. Um sie nicht in dieses Isoliren ein- wurzeln und festwerden, hiedurch das Ganze aus- einanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat die Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit durch die Kriege zu erschüttern, ihre sich zurecht- gemachte Ordnung und Recht der Selbstständigkeit dadurch zu verletzen und zu verwirren, den Indi- viduen aber, die sich darin vertieffend vom Ganzen losreiſsen und dem unverletzbaren Fürsichseyn und Sicherheit der Person zustreben, in jener auferlegten Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu fühlen zu geben. Der Geist wehrt durch diese Auflösung der Form des Bestehens das Versinken in das natürliche Daseyn aus dem sittlichen ab, und erhält und erhebt das Selbst seines Bewuſstseyns in die Freyheit und in seine Krafft. — Das negative Wesen zeigt sich als die eigentliche Macht des Gemeinwesens und die Krafft
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0502"n="393"/>
wieder in das negative Eins zusammenfaſst, ihnen<lb/>
das Gefühl ihrer Unselbstständigkeit gibt, und sie<lb/>
in dem Bewuſstseyn erhält, ihr Leben nur im Gan-<lb/>
zen zu haben. Das Gemeinwesen mag sich also ei-<lb/>
nerseits in die Systeme der persönlichen Selbst-<lb/>
ständigkeit und des Eigenthums, des persönlichen<lb/>
und dinglichen Rechts, organisiren; ebenso die Wei-<lb/>
sen des Arbeitens für die zunächst einzelnen Zwecke,<lb/>— des Erwerbs und Genusses, — zu eigenen Zusam-<lb/>
menkünften, gliedern und verselbstständigen. Der<lb/>
Geist der allgemeinen Zusammenkunft ist die <hirendition="#i">Ein-<lb/>
fachheit</hi> und das <hirendition="#i">negative</hi> Wesen dieser sich isoliren-<lb/>
den Systeme. Um sie nicht in dieses Isoliren ein-<lb/>
wurzeln und festwerden, hiedurch das Ganze aus-<lb/>
einanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat<lb/>
die Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit<lb/>
durch die Kriege zu erschüttern, ihre sich zurecht-<lb/>
gemachte Ordnung und Recht der Selbstständigkeit<lb/>
dadurch zu verletzen und zu verwirren, den Indi-<lb/>
viduen aber, die sich darin vertieffend vom Ganzen<lb/>
losreiſsen und dem unverletzbaren <hirendition="#i">Fürsichseyn</hi> und<lb/>
Sicherheit der Person zustreben, in jener auferlegten<lb/>
Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu fühlen zu geben.<lb/>
Der Geist wehrt durch diese Auflösung der Form des<lb/>
Bestehens das Versinken in das natürliche Daseyn<lb/>
aus dem sittlichen ab, und erhält und erhebt das<lb/>
Selbst seines Bewuſstseyns in die <hirendition="#i">Freyheit</hi> und in seine<lb/><hirendition="#i">Krafft</hi>. — Das negative Wesen zeigt sich als die<lb/>
eigentliche <hirendition="#i">Macht</hi> des Gemeinwesens und die <hirendition="#i">Krafft</hi><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[393/0502]
wieder in das negative Eins zusammenfaſst, ihnen
das Gefühl ihrer Unselbstständigkeit gibt, und sie
in dem Bewuſstseyn erhält, ihr Leben nur im Gan-
zen zu haben. Das Gemeinwesen mag sich also ei-
nerseits in die Systeme der persönlichen Selbst-
ständigkeit und des Eigenthums, des persönlichen
und dinglichen Rechts, organisiren; ebenso die Wei-
sen des Arbeitens für die zunächst einzelnen Zwecke,
— des Erwerbs und Genusses, — zu eigenen Zusam-
menkünften, gliedern und verselbstständigen. Der
Geist der allgemeinen Zusammenkunft ist die Ein-
fachheit und das negative Wesen dieser sich isoliren-
den Systeme. Um sie nicht in dieses Isoliren ein-
wurzeln und festwerden, hiedurch das Ganze aus-
einanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat
die Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit
durch die Kriege zu erschüttern, ihre sich zurecht-
gemachte Ordnung und Recht der Selbstständigkeit
dadurch zu verletzen und zu verwirren, den Indi-
viduen aber, die sich darin vertieffend vom Ganzen
losreiſsen und dem unverletzbaren Fürsichseyn und
Sicherheit der Person zustreben, in jener auferlegten
Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu fühlen zu geben.
Der Geist wehrt durch diese Auflösung der Form des
Bestehens das Versinken in das natürliche Daseyn
aus dem sittlichen ab, und erhält und erhebt das
Selbst seines Bewuſstseyns in die Freyheit und in seine
Krafft. — Das negative Wesen zeigt sich als die
eigentliche Macht des Gemeinwesens und die Krafft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/502>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.