Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

VI.
Der Geist.


Die Vernunft ist Geist, indem die Gewissheit, alle
Realität zu seyn, zur Wahrheit erhoben, und sie
sich ihrer selbst als ihrer Welt, und der Welt als
ihrer selbst bewusst ist. -- Das Werden des Geistes
zeigte die unmittelbar vorhergehende Bewegung auf,
worin der Gegenstand des Bewusstseyns, die reine
Kategorie, zum Begriffe der Vernunft sich erhob.
In der beobachtenden Vernunft ist diese reine Einheit
des Ich und des Seyns, des Fürsich und des Ansich-
seyns, als das Ansich oder als Seyn bestimmt, und
das Bewusstseyn der Vernunft findet sich. Aber die
Wahrheit des Beobachtens ist vielmehr das Aufhe-
ben dieses unmittelbaren findenden Instinkts, dieses
bewusstlosen Daseyns derselben. Die angeschaute Ka-
tegorie, das gefundne Ding tritt in das Bewusstseyn
als das Fürsichseyn des Ich, welches sich nun im ge-
genständlichen Wesen als das Selbst weiss. Aber
diese Bestimmung der Kategorie, als des Fürsich-
seyns entgegengesetzt dem Ansichseyn, ist ebenso
einseitig und ein sich selbst aufhebendes Moment.
Die Kategorie wird daher für das Bewusstseyn be-
stimmt, wie sie in ihrer allgemeinen Wahrheit ist,


VI.
Der Geist.


Die Vernunft ist Geist, indem die Gewiſsheit, alle
Realität zu seyn, zur Wahrheit erhoben, und sie
sich ihrer selbst als ihrer Welt, und der Welt als
ihrer selbst bewuſst ist. — Das Werden des Geistes
zeigte die unmittelbar vorhergehende Bewegung auf,
worin der Gegenstand des Bewuſstseyns, die reine
Kategorie, zum Begriffe der Vernunft sich erhob.
In der beobachtenden Vernunft ist diese reine Einheit
des Ich und des Seyns, des Fürsich und des Ansich-
seyns, als das Ansich oder als Seyn bestimmt, und
das Bewuſstseyn der Vernunft findet sich. Aber die
Wahrheit des Beobachtens ist vielmehr das Aufhe-
ben dieses unmittelbaren findenden Instinkts, dieses
bewuſstlosen Daseyns derselben. Die angeschaute Ka-
tegorie, das gefundne Ding tritt in das Bewuſstseyn
als das Fürsichseyn des Ich, welches sich nun im ge-
genständlichen Wesen als das Selbst weiſs. Aber
diese Bestimmung der Kategorie, als des Fürsich-
seyns entgegengesetzt dem Ansichseyn, ist ebenso
einseitig und ein sich selbst aufhebendes Moment.
Die Kategorie wird daher für das Bewuſstseyn be-
stimmt, wie sie in ihrer allgemeinen Wahrheit ist,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0485" n="376"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>VI.<lb/><hi rendition="#g">Der Geist</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Vernunft ist Geist, indem die Gewi&#x017F;sheit, alle<lb/>
Realität zu seyn, zur Wahrheit erhoben, und sie<lb/>
sich ihrer selbst als ihrer Welt, und der Welt als<lb/>
ihrer selbst bewu&#x017F;st ist. &#x2014; Das Werden des Geistes<lb/>
zeigte die unmittelbar vorhergehende Bewegung auf,<lb/>
worin der Gegenstand des Bewu&#x017F;stseyns, die reine<lb/>
Kategorie, zum Begriffe der Vernunft sich erhob.<lb/>
In der <hi rendition="#i">beobachtenden</hi> Vernunft ist diese reine Einheit<lb/>
des <hi rendition="#i">Ich</hi> und des <hi rendition="#i">Seyns</hi>, des <hi rendition="#i">Fürsich</hi> und des <hi rendition="#i">Ansich</hi>-<lb/>
seyns, als das <hi rendition="#i">Ansich</hi> oder als <hi rendition="#i">Seyn</hi> bestimmt, und<lb/>
das Bewu&#x017F;stseyn der Vernunft <hi rendition="#i">findet</hi> sich. Aber die<lb/>
Wahrheit des Beobachtens ist vielmehr das Aufhe-<lb/>
ben dieses unmittelbaren findenden Instinkts, dieses<lb/>
bewu&#x017F;stlosen Daseyns derselben. Die <hi rendition="#i">angeschaute Ka</hi>-<lb/>
tegorie, das <hi rendition="#i">gefundne Ding</hi> tritt in das Bewu&#x017F;stseyn<lb/>
als das <hi rendition="#i">Fürsichseyn</hi> des Ich, welches sich nun im ge-<lb/>
genständlichen Wesen als das <hi rendition="#i">Selbst</hi> wei&#x017F;s. Aber<lb/>
diese Bestimmung der Kategorie, als des Fürsich-<lb/>
seyns entgegengesetzt dem Ansichseyn, ist ebenso<lb/>
einseitig und ein sich selbst aufhebendes Moment.<lb/>
Die Kategorie wird daher für das Bewu&#x017F;stseyn be-<lb/>
stimmt, wie sie in ihrer allgemeinen Wahrheit ist,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0485] VI. Der Geist. Die Vernunft ist Geist, indem die Gewiſsheit, alle Realität zu seyn, zur Wahrheit erhoben, und sie sich ihrer selbst als ihrer Welt, und der Welt als ihrer selbst bewuſst ist. — Das Werden des Geistes zeigte die unmittelbar vorhergehende Bewegung auf, worin der Gegenstand des Bewuſstseyns, die reine Kategorie, zum Begriffe der Vernunft sich erhob. In der beobachtenden Vernunft ist diese reine Einheit des Ich und des Seyns, des Fürsich und des Ansich- seyns, als das Ansich oder als Seyn bestimmt, und das Bewuſstseyn der Vernunft findet sich. Aber die Wahrheit des Beobachtens ist vielmehr das Aufhe- ben dieses unmittelbaren findenden Instinkts, dieses bewuſstlosen Daseyns derselben. Die angeschaute Ka- tegorie, das gefundne Ding tritt in das Bewuſstseyn als das Fürsichseyn des Ich, welches sich nun im ge- genständlichen Wesen als das Selbst weiſs. Aber diese Bestimmung der Kategorie, als des Fürsich- seyns entgegengesetzt dem Ansichseyn, ist ebenso einseitig und ein sich selbst aufhebendes Moment. Die Kategorie wird daher für das Bewuſstseyn be- stimmt, wie sie in ihrer allgemeinen Wahrheit ist,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/485
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/485>, abgerufen am 19.11.2024.