gesetzt, dasselbe zum wirklichen, erfüllten und selbstbewussten macht.
Das geistige Wesen ist hiemit vors erste für das Selbstbewusstseyn als an sich seyendes Gesetz; die Allgemeinheit des Prüffens, welche die formale nicht an sich seyende war, ist aufgehoben. Es ist ebenso ein ewiges Gesetz, welches nicht in dem Will n dieses Individuums seinen Grund hat, sondern es ist an und fur sich, der absolute reine Willen Aller, der die Form des unmittelbaren Seyns hat. Er ist auch nicht ein Gebot, das nur seyn soll, sondern er ist und gilt; es ist das allgemeine Ich der Kategorie, das unmittelbar die Wirklichkeit ist, und die Welt ist nur diese Wirklichkeit. Indem aber dieses seyende Gesetz schlechthin gilt, so ist der Gehorsam des Selbstbewusstseyns nicht der Dienst gegen einen Herrn, dessen Befehle eine Willkühr wäre, und worin es sich nicht erkennte. Sondern die Gesetze sind Gedanken seines eignen absoluten Bewusstseyns, welche es selbst unmittelbar hat. Es glaubt auch nicht an sie, denn der Glauben schaut wohl auch das We- sen, aber ein fremdes an. Das sittliche Selbstbe- wusstseyn ist durch die Allgemeinheit seines Selbsts unmittelbar mit dem Wesen eins; der Glauben hin- gegen fängt von dem einzelnen Bewusstseyn an, er ist die Bewegung desselben, immer dieser Einheit zuzu- gehen, ohne die Gegenwart seines Wesens zu er- reichen. -- Jenes Bewusstseyn hingegen hat sich als einzelnes aufgehoben, diese Vermittlung ist voll-
gesetzt, dasselbe zum wirklichen, erfüllten und selbstbewuſsten macht.
Das geistige Wesen ist hiemit vors erste für das Selbstbewuſstseyn als an sich seyendes Gesetz; die Allgemeinheit des Prüffens, welche die formale nicht an sich seyende war, ist aufgehoben. Es ist ebenso ein ewiges Gesetz, welches nicht in dem Will n dieses Individuums seinen Grund hat, sondern es ist an und fur sich, der absolute reine Willen Aller, der die Form des unmittelbaren Seyns hat. Er ist auch nicht ein Gebot, das nur seyn soll, sondern er ist und gilt; es ist das allgemeine Ich der Kategorie, das unmittelbar die Wirklichkeit ist, und die Welt ist nur diese Wirklichkeit. Indem aber dieses seyende Gesetz schlechthin gilt, so ist der Gehorsam des Selbstbewuſstseyns nicht der Dienst gegen einen Herrn, dessen Befehle eine Willkühr wäre, und worin es sich nicht erkennte. Sondern die Gesetze sind Gedanken seines eignen absoluten Bewuſstseyns, welche es selbst unmittelbar hat. Es glaubt auch nicht an sie, denn der Glauben schaut wohl auch das We- sen, aber ein fremdes an. Das sittliche Selbstbe- wuſstseyn ist durch die Allgemeinheit seines Selbsts unmittelbar mit dem Wesen eins; der Glauben hin- gegen fängt von dem einzelnen Bewuſstseyn an, er ist die Bewegung desselben, immer dieser Einheit zuzu- gehen, ohne die Gegenwart seines Wesens zu er- reichen. — Jenes Bewuſstseyn hingegen hat sich als einzelnes aufgehoben, diese Vermittlung ist voll-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0481"n="372"/>
gesetzt, dasselbe zum wirklichen, erfüllten und<lb/>
selbstbewuſsten macht.</p><lb/><p>Das geistige Wesen ist hiemit vors erste für das<lb/>
Selbstbewuſstseyn als <hirendition="#i">an sich</hi> seyendes Gesetz; die<lb/>
Allgemeinheit des Prüffens, welche die formale<lb/>
nicht <hirendition="#i">an sich</hi> seyende war, ist aufgehoben. Es ist<lb/>
ebenso ein ewiges Gesetz, welches nicht in dem<lb/><hirendition="#i">Will n dieses Individuums</hi> seinen Grund hat, sondern<lb/>
es ist an und fur sich, der absolute <hirendition="#i">reine Willen Aller</hi>,<lb/>
der die Form des unmittelbaren <hirendition="#i">Seyns</hi> hat. Er ist<lb/>
auch nicht ein <hirendition="#i">Gebot</hi>, das nur seyn <hirendition="#i">soll</hi>, sondern er<lb/><hirendition="#i">ist</hi> und <hirendition="#i">gilt</hi>; es ist das allgemeine Ich der Kategorie,<lb/>
das unmittelbar die Wirklichkeit ist, und die Welt<lb/>
ist nur diese Wirklichkeit. Indem aber dieses <hirendition="#i">seyende<lb/>
Gesetz</hi> schlechthin gilt, so ist der Gehorsam des<lb/>
Selbstbewuſstseyns nicht der Dienst gegen einen<lb/>
Herrn, dessen Befehle eine Willkühr wäre, und<lb/>
worin es sich nicht erkennte. Sondern die Gesetze<lb/>
sind Gedanken seines eignen absoluten Bewuſstseyns,<lb/>
welche es selbst unmittelbar <hirendition="#i">hat</hi>. Es <hirendition="#i">glaubt</hi> auch nicht<lb/>
an sie, denn der Glauben schaut wohl auch das We-<lb/>
sen, aber ein fremdes an. Das sittliche <hirendition="#i">Selbst</hi>be-<lb/>
wuſstseyn ist durch die <hirendition="#i">Allgemeinheit</hi> seines <hirendition="#i">Selbsts<lb/>
unmittelbar</hi> mit dem Wesen eins; der Glauben hin-<lb/>
gegen fängt von dem <hirendition="#i">einzelnen</hi> Bewuſstseyn an, er ist<lb/>
die Bewegung desselben, immer dieser Einheit zuzu-<lb/>
gehen, ohne die Gegenwart seines Wesens zu er-<lb/>
reichen. — Jenes Bewuſstseyn hingegen hat sich als<lb/>
einzelnes aufgehoben, diese Vermittlung ist voll-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[372/0481]
gesetzt, dasselbe zum wirklichen, erfüllten und
selbstbewuſsten macht.
Das geistige Wesen ist hiemit vors erste für das
Selbstbewuſstseyn als an sich seyendes Gesetz; die
Allgemeinheit des Prüffens, welche die formale
nicht an sich seyende war, ist aufgehoben. Es ist
ebenso ein ewiges Gesetz, welches nicht in dem
Will n dieses Individuums seinen Grund hat, sondern
es ist an und fur sich, der absolute reine Willen Aller,
der die Form des unmittelbaren Seyns hat. Er ist
auch nicht ein Gebot, das nur seyn soll, sondern er
ist und gilt; es ist das allgemeine Ich der Kategorie,
das unmittelbar die Wirklichkeit ist, und die Welt
ist nur diese Wirklichkeit. Indem aber dieses seyende
Gesetz schlechthin gilt, so ist der Gehorsam des
Selbstbewuſstseyns nicht der Dienst gegen einen
Herrn, dessen Befehle eine Willkühr wäre, und
worin es sich nicht erkennte. Sondern die Gesetze
sind Gedanken seines eignen absoluten Bewuſstseyns,
welche es selbst unmittelbar hat. Es glaubt auch nicht
an sie, denn der Glauben schaut wohl auch das We-
sen, aber ein fremdes an. Das sittliche Selbstbe-
wuſstseyn ist durch die Allgemeinheit seines Selbsts
unmittelbar mit dem Wesen eins; der Glauben hin-
gegen fängt von dem einzelnen Bewuſstseyn an, er ist
die Bewegung desselben, immer dieser Einheit zuzu-
gehen, ohne die Gegenwart seines Wesens zu er-
reichen. — Jenes Bewuſstseyn hingegen hat sich als
einzelnes aufgehoben, diese Vermittlung ist voll-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/481>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.