nur durch Aufhebung der Individualität, welche sich die Wirklichkeit angemasst hat, selbst wirklich werden kann. Diese Gestalt des Bewusstseyns, sich in dem Gesetze, in dem An sich Wahren und Gu- ten nicht als die Einzelnheit, sondern nur als We- sen zu werden, die Individualität aber als das Ver- kehrte und Verkehrende zu wissen, und daher die Einzelnheit des Bewusstseyns aufopfern zu müssen, ist die Tugend.
c. Die Tugend und der Weltlauff.
In der ersten Gestalt der thätigen Vernunft war das Selbstbewusstseyn sich reine Individualität, und ihr gegenüber stand die leere Allgemeinheit. In der zweyten hatten die beyden Theile des Gegen- satzes, jeder die beyden Momente, Gesetz und Indi- vidualität an ihnen; der eine aber, das Herz, war ihre unmittelbare Einheit, der andere ihre Entge- gensetzung. Hier im Verhältnisse der Tugend und des Weltlaufs, sind beyde Glieder, jedes Einheit und Gegensatz dieser Momente, oder eine Bewe- gung des Gesezes und der Individualität gegenein- ander, aber eine entgegengesetzte. Dem Bewusst- seyn der Tugend ist das Gesetz das Wesentliche und die Individualität das aufzuhebende, und also sowohl
nur durch Aufhebung der Individualität, welche sich die Wirklichkeit angemaſst hat, selbst wirklich werden kann. Diese Gestalt des Bewuſstseyns, sich in dem Gesetze, in dem An sich Wahren und Gu- ten nicht als die Einzelnheit, sondern nur als We- sen zu werden, die Individualität aber als das Ver- kehrte und Verkehrende zu wissen, und daher die Einzelnheit des Bewuſstseyns aufopfern zu müssen, ist die Tugend.
c. Die Tugend und der Weltlauff.
In der ersten Gestalt der thätigen Vernunft war das Selbstbewuſstseyn sich reine Individualität, und ihr gegenüber stand die leere Allgemeinheit. In der zweyten hatten die beyden Theile des Gegen- satzes, jeder die beyden Momente, Gesetz und Indi- vidualität an ihnen; der eine aber, das Herz, war ihre unmittelbare Einheit, der andere ihre Entge- gensetzung. Hier im Verhältnisse der Tugend und des Weltlaufs, sind beyde Glieder, jedes Einheit und Gegensatz dieser Momente, oder eine Bewe- gung des Gesezes und der Individualität gegenein- ander, aber eine entgegengesetzte. Dem Bewuſst- seyn der Tugend ist das Gesetz das Wesentliche und die Individualität das aufzuhebende, und also sowohl
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nur durch Aufhebung der Individualität, welche
sich die Wirklichkeit angemaſst hat, selbst wirklich
werden kann. Diese Gestalt des Bewuſstseyns, sich
in dem Gesetze, in dem An sich Wahren und Gu-
ten nicht als die Einzelnheit, sondern nur als We-
sen zu werden, die Individualität aber als das Ver-
kehrte und Verkehrende zu wissen, und daher die
Einzelnheit des Bewuſstseyns aufopfern zu müssen,
ist die Tugend.
c.
Die Tugend und der Weltlauff.
In der ersten Gestalt der thätigen Vernunft war
das Selbstbewuſstseyn sich reine Individualität, und
ihr gegenüber stand die leere Allgemeinheit. In
der zweyten hatten die beyden Theile des Gegen-
satzes, jeder die beyden Momente, Gesetz und Indi-
vidualität an ihnen; der eine aber, das Herz, war
ihre unmittelbare Einheit, der andere ihre Entge-
gensetzung. Hier im Verhältnisse der Tugend und
des Weltlaufs, sind beyde Glieder, jedes Einheit
und Gegensatz dieser Momente, oder eine Bewe-
gung des Gesezes und der Individualität gegenein-
ander, aber eine entgegengesetzte. Dem Bewuſst-
seyn der Tugend ist das Gesetz das Wesentliche und
die Individualität das aufzuhebende, und also sowohl
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/426>, abgerufen am 19.11.2024.
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