b. Das Gesetz des Herzens, und der Wahn- sinn des Eigendünkels.
Was die Nothwendigkeit in Wahrheit am Selbst- bewusstseyn ist, diss ist sie für seine neue Gestalt, worin es sich selbst als das Nothwendige ist; es weiss unmittelbar das Allgemeine, oder das Gesetz in sich zu haben; welches um dieser Bestimmung wil- len, dass es unmittelbar in dem Fürsichseyn des Be- wusstseyns ist, das Gesetz des Herzens heisst. Diese Gestalt ist für sich als Einzelnheit Wesen, wie die vorige, aber sie ist um die Bestimmung reicher, dass ihr diss für Fürsichseyn als nothwendiges oder allgemeines gilt.
Das Gesetz also, das unmittelbar das eigne des Selbstbewusstseyns ist, oder ein Herz, das aber ein Gesetz an ihm hat, ist der Zweck, den es zu ver- wirklichen geht. Es ist zu sehen, ob seine Ver- wirklichung diesem Begriffe entsprechen, und ob es in ihr diss sein Gesetz als das Wesen erfahren wird.
Diesem Herzen steht eine Wirklichkeit gegen- über; denn im Herzen ist das Gesetz nur erst für sich, noch nicht verwirklicht und also zugleich et- was Anderes, als der Begriff ist. Dieses Andere bestimmt sich dadurch als eine Wirklichkeit, die das entgegengesetzte des zu verwirklichenden, hie- mit der Widerspruch des Gesetzes und der Ein
U
b. Das Gesetz des Herzens, und der Wahn- sinn des Eigendünkels.
Was die Nothwendigkeit in Wahrheit am Selbst- bewuſstseyn ist, diſs ist sie für seine neue Gestalt, worin es sich selbst als das Nothwendige ist; es weiſs unmittelbar das Allgemeine, oder das Gesetz in sich zu haben; welches um dieser Bestimmung wil- len, daſs es unmittelbar in dem Fürsichseyn des Be- wuſstseyns ist, das Gesetz des Herzens heiſst. Diese Gestalt ist für sich als Einzelnheit Wesen, wie die vorige, aber sie ist um die Bestimmung reicher, daſs ihr diſs für Fürsichseyn als nothwendiges oder allgemeines gilt.
Das Gesetz also, das unmittelbar das eigne des Selbstbewuſstseyns ist, oder ein Herz, das aber ein Gesetz an ihm hat, ist der Zweck, den es zu ver- wirklichen geht. Es ist zu ſehen, ob seine Ver- wirklichung diesem Begriffe entsprechen, und ob es in ihr diſs sein Gesetz als das Wesen erfahren wird.
Diesem Herzen steht eine Wirklichkeit gegen- über; denn im Herzen ist das Gesetz nur erst für sich, noch nicht verwirklicht und also zugleich et- was Anderes, als der Begriff ist. Dieses Andere bestimmt sich dadurch als eine Wirklichkeit, die das entgegengesetzte des zu verwirklichenden, hie- mit der Widerspruch des Gesetzes und der Ein
U
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0414"n="305"/><divn="4"><head>b.<lb/>
Das Gesetz des Herzens, und der Wahn-<lb/>
sinn des Eigendünkels.</head><lb/><p>Was die Nothwendigkeit in Wahrheit am Selbst-<lb/>
bewuſstseyn ist, diſs ist sie für seine neue Gestalt,<lb/>
worin es sich selbst als das Nothwendige ist; es<lb/>
weiſs <hirendition="#i">unmittelbar</hi> das <hirendition="#i">Allgemeine</hi>, oder das <hirendition="#i">Gesetz</hi> in<lb/>
sich zu haben; welches um dieser Bestimmung wil-<lb/>
len, daſs es <hirendition="#i">unmittelbar</hi> in dem Fürsichseyn des Be-<lb/>
wuſstseyns ist, das <hirendition="#i">Gesetz</hi> des <hirendition="#i">Herzens</hi> heiſst. Diese<lb/>
Gestalt ist <hirendition="#i">für sich</hi> als <hirendition="#i">Einzelnheit</hi> Wesen, wie die<lb/>
vorige, aber sie ist um die Bestimmung reicher,<lb/>
daſs ihr diſs für <hirendition="#i">Fürsichseyn</hi> als nothwendiges oder<lb/>
allgemeines gilt.</p><lb/><p>Das Gesetz also, das unmittelbar das eigne des<lb/>
Selbstbewuſstseyns ist, oder ein Herz, das aber ein<lb/>
Gesetz an ihm hat, ist der <hirendition="#i">Zweck</hi>, den es zu ver-<lb/>
wirklichen geht. Es ist zu ſehen, ob seine Ver-<lb/>
wirklichung diesem Begriffe entsprechen, und ob es<lb/>
in ihr diſs sein Gesetz als das Wesen erfahren<lb/>
wird.</p><lb/><p>Diesem Herzen steht eine Wirklichkeit gegen-<lb/>
über; denn im Herzen ist das Gesetz nur erst <hirendition="#i">für<lb/>
sich</hi>, noch nicht verwirklicht und also zugleich et-<lb/>
was <hirendition="#i">Anderes</hi>, als der Begriff ist. Dieses Andere<lb/>
bestimmt sich dadurch als eine Wirklichkeit, die<lb/>
das entgegengesetzte des zu verwirklichenden, hie-<lb/>
mit der <hirendition="#i">Widerspruch</hi> des <hirendition="#i">Gesetzes</hi> und der <hirendition="#i">Ein</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[305/0414]
b.
Das Gesetz des Herzens, und der Wahn-
sinn des Eigendünkels.
Was die Nothwendigkeit in Wahrheit am Selbst-
bewuſstseyn ist, diſs ist sie für seine neue Gestalt,
worin es sich selbst als das Nothwendige ist; es
weiſs unmittelbar das Allgemeine, oder das Gesetz in
sich zu haben; welches um dieser Bestimmung wil-
len, daſs es unmittelbar in dem Fürsichseyn des Be-
wuſstseyns ist, das Gesetz des Herzens heiſst. Diese
Gestalt ist für sich als Einzelnheit Wesen, wie die
vorige, aber sie ist um die Bestimmung reicher,
daſs ihr diſs für Fürsichseyn als nothwendiges oder
allgemeines gilt.
Das Gesetz also, das unmittelbar das eigne des
Selbstbewuſstseyns ist, oder ein Herz, das aber ein
Gesetz an ihm hat, ist der Zweck, den es zu ver-
wirklichen geht. Es ist zu ſehen, ob seine Ver-
wirklichung diesem Begriffe entsprechen, und ob es
in ihr diſs sein Gesetz als das Wesen erfahren
wird.
Diesem Herzen steht eine Wirklichkeit gegen-
über; denn im Herzen ist das Gesetz nur erst für
sich, noch nicht verwirklicht und also zugleich et-
was Anderes, als der Begriff ist. Dieses Andere
bestimmt sich dadurch als eine Wirklichkeit, die
das entgegengesetzte des zu verwirklichenden, hie-
mit der Widerspruch des Gesetzes und der Ein
U
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/414>, abgerufen am 19.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.