Geistes kann wenigstens nicht als so etwas schlecht- hin unverrücktes und unverrückbares genommen werden. Der Mensch ist frey; es wird zugegeben, dass das ursprüngliche Seyn nur Anlagen sind, über welche er viel vermag, oder welche günstiger Um- stände bedürfen, um entwickelt zu werden, d. h. ein ursprüngliches Seyn des Geistes ist eben sowohl als ein solches auszusprechen, das nicht als Seyn exi- stirt. Widersprächen also Beobachtungen demjeni- gen, was irgend einem als Gesetz zu versichern ein- fällt, -- wäre es schön Wetter am Jahrmarkte oder bey der Wäsche, so könnten Krämer und Hausfrau sprechen, dass es eigentlich regnen sollte, und die Anlage doch dazu vorhanden sey; ebenso das Schä- delbeobachten, -- dass diss Individuum eigentlich so seyn sollte, wie der Schädel nach dem Gesetze aus- sagt, und eine ursprüngliche Anlage habe, die aber nicht ausgebildet worden sey; vorhanden ist diese Qualität nicht, aber sie sollte vorhanden seyn. -- Das Gesetz und das Sollen gründet sich auf das Be- obachten des wirklichen Regens, und des wirkli- chen Sinnes bey dieser Bestimmtheit des Schädels; ist aber die Wirklichkeit nicht vorhanden; so gilt die leere Möglichkeit für eben soviel. -- Diese Möglich- keit, d. i. die Nichtwirklichkeit des aufgestellten Ge- setzes und hiemit ihm widersprechende Beobach- tungen müssen eben dadurch hereinkommen, dass die Freyheit des Individuums und die entwickeln- den Umstände gleichgültig gegen das Seyn über-
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Geistes kann wenigstens nicht als so etwas schlecht- hin unverrücktes und unverrückbares genommen werden. Der Mensch ist frey; es wird zugegeben, daſs das ursprüngliche Seyn nur Anlagen sind, über welche er viel vermag, oder welche günstiger Um- stände bedürfen, um entwickelt zu werden, d. h. ein ursprüngliches Seyn des Geistes ist eben sowohl als ein solches auszusprechen, das nicht als Seyn exi- stirt. Widersprächen also Beobachtungen demjeni- gen, was irgend einem als Gesetz zu versichern ein- fällt, — wäre es schön Wetter am Jahrmarkte oder bey der Wäsche, so könnten Krämer und Hausfrau sprechen, daſs es eigentlich regnen sollte, und die Anlage doch dazu vorhanden sey; ebenso das Schä- delbeobachten, — daſs diſs Individuum eigentlich so seyn sollte, wie der Schädel nach dem Gesetze aus- sagt, und eine ursprüngliche Anlage habe, die aber nicht ausgebildet worden sey; vorhanden ist diese Qualität nicht, aber sie sollte vorhanden seyn. — Das Gesetz und das Sollen gründet sich auf das Be- obachten des wirklichen Regens, und des wirkli- chen Sinnes bey dieser Bestimmtheit des Schädels; ist aber die Wirklichkeit nicht vorhanden; so gilt die leere Möglichkeit für eben soviel. — Diese Möglich- keit, d. i. die Nichtwirklichkeit des aufgestellten Ge- setzes und hiemit ihm widersprechende Beobach- tungen müssen eben dadurch hereinkommen, daſs die Freyheit des Individuums und die entwickeln- den Umstände gleichgültig gegen das Seyn über-
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Geistes kann wenigstens nicht als so etwas schlecht-
hin unverrücktes und unverrückbares genommen
werden. Der Mensch ist frey; es wird zugegeben,
daſs das ursprüngliche Seyn nur Anlagen sind, über
welche er viel vermag, oder welche günstiger Um-
stände bedürfen, um entwickelt zu werden, d. h.
ein ursprüngliches Seyn des Geistes ist eben sowohl
als ein solches auszusprechen, das nicht als Seyn exi-
stirt. Widersprächen also Beobachtungen demjeni-
gen, was irgend einem als Gesetz zu versichern ein-
fällt, — wäre es schön Wetter am Jahrmarkte oder
bey der Wäsche, so könnten Krämer und Hausfrau
sprechen, daſs es eigentlich regnen sollte, und die
Anlage doch dazu vorhanden sey; ebenso das Schä-
delbeobachten, — daſs diſs Individuum eigentlich so
seyn sollte, wie der Schädel nach dem Gesetze aus-
sagt, und eine ursprüngliche Anlage habe, die aber
nicht ausgebildet worden sey; vorhanden ist diese
Qualität nicht, aber sie sollte vorhanden seyn. —
Das Gesetz und das Sollen gründet sich auf das Be-
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chen Sinnes bey dieser Bestimmtheit des Schädels;
ist aber die Wirklichkeit nicht vorhanden; so gilt die
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/384>, abgerufen am 22.11.2024.
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