zenlosigkeit selbst. Alsdenn wenn auch das Gehirn die Unterschiede des Geistes zu seyenden Unter- schieden in sich aufnähme und eine Vielheit inne- rer einen verschiedenen Raum einnehmenden Or- gane wäre -- was der Natur widerspricht, welche den Momenten des Begriffs ein eigenes Daseyn gibt, und daher die flüssige Einfachheit des organischen Lebens rein auf eine Seite, und die Articulation und Eintheilung desselben ebenso in seinen Unterschie- den auf die andere Seite stellt, so dass sie, wie sie hier gefässt werden sollen, als besondere anatomische Dinge sich zeigen, -- so würde es unbestimmt seyn, ob ein geistiges Moment, je nachdem es ursprüng- lich stärker oder schwächer wäre, entweder in je- nem Fälle ein expandirteres, in diesem ein contra- hirteres Gehirnorgan besitzen müsste, oder auch ge- rade umgekehrt. -- Ebenso ob seine Ausbildung das Organ vergrösserte oder verkleinerte, ob es dasselbe plumper und dicker, oder feiner machte. Dadurch, dass es unbestimmt bleibe, wie die Ursache beschaf- fen ist, ist es ebenso unbestimmt gelassen, wie die Einwirkung auf den Schädel geschieht, ob sie ein Erweitern oder Verengern und Zusammenfallenlas- sen ist. Wird diese Einwirkung etwa vornehmer als ein Erregen bestimmt, so ist es unbestimmt, ob es nach der Weise eines Canthariden Pflasters auftrei- bend, oder eines Essigs einschrumpfend geschieht. -- Für alle dergleichen Ansichten lassen sich plausible Gründe vorbringen, denn die organische Beziehung,
zenlosigkeit selbst. Alsdenn wenn auch das Gehirn die Unterschiede des Geistes zu seyenden Unter- schieden in sich aufnähme und eine Vielheit inne- rer einen verschiedenen Raum einnehmenden Or- gane wäre — was der Natur widerspricht, welche den Momenten des Begriffs ein eigenes Daseyn gibt, und daher die flüssige Einfachheit des organischen Lebens rein auf eine Seite, und die Articulation und Eintheilung desselben ebenso in seinen Unterschie- den auf die andere Seite stellt, so daſs sie, wie sie hier gefäſst werden sollen, als besondere anatomische Dinge sich zeigen, — so würde es unbestimmt seyn, ob ein geistiges Moment, je nachdem es ursprüng- lich stärker oder schwächer wäre, entweder in je- nem Fälle ein expandirteres, in diesem ein contra- hirteres Gehirnorgan besitzen müſste, oder auch ge- rade umgekehrt. — Ebenso ob seine Ausbildung das Organ vergröſserte oder verkleinerte, ob es dasselbe plumper und dicker, oder feiner machte. Dadurch, daſs es unbestimmt bleibe, wie die Ursache beschaf- fen ist, ist es ebenso unbestimmt gelassen, wie die Einwirkung auf den Schädel geschieht, ob sie ein Erweitern oder Verengern und Zusammenfallenlas- sen ist. Wird diese Einwirkung etwa vornehmer als ein Erregen bestimmt, so ist es unbestimmt, ob es nach der Weise eines Canthariden Pflasters auftrei- bend, oder eines Essigs einschrumpfend geschieht. — Für alle dergleichen Ansichten lassen sich plausible Gründe vorbringen, denn die organische Beziehung,
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zenlosigkeit selbst. Alsdenn wenn auch das Gehirn
die Unterschiede des Geistes zu seyenden Unter-
schieden in sich aufnähme und eine Vielheit inne-
rer einen verschiedenen Raum einnehmenden Or-
gane wäre — was der Natur widerspricht, welche
den Momenten des Begriffs ein eigenes Daseyn gibt,
und daher die flüssige Einfachheit des organischen
Lebens rein auf eine Seite, und die Articulation und
Eintheilung desselben ebenso in seinen Unterschie-
den auf die andere Seite stellt, so daſs sie, wie sie
hier gefäſst werden sollen, als besondere anatomische
Dinge sich zeigen, — so würde es unbestimmt seyn,
ob ein geistiges Moment, je nachdem es ursprüng-
lich stärker oder schwächer wäre, entweder in je-
nem Fälle ein expandirteres, in diesem ein contra-
hirteres Gehirnorgan besitzen müſste, oder auch ge-
rade umgekehrt. — Ebenso ob seine Ausbildung das
Organ vergröſserte oder verkleinerte, ob es dasselbe
plumper und dicker, oder feiner machte. Dadurch,
daſs es unbestimmt bleibe, wie die Ursache beschaf-
fen ist, ist es ebenso unbestimmt gelassen, wie die
Einwirkung auf den Schädel geschieht, ob sie ein
Erweitern oder Verengern und Zusammenfallenlas-
sen ist. Wird diese Einwirkung etwa vornehmer als
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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