Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

gesehen werden, sondern sie ist darin vielmehr so,
dass sie ihm schon in den Leib geschlagen ist, und
ein animalisches heraus gegen die Aeusserlichkeit
sich wendendes Daseyn hat.

Das Nervensystem hingegen ist die unmittelbare
Ruhe des Organischen in seiner Bewegung. Die
Nerven selbst sind zwar wieder die Organe des schon
in seine Richtung nach Aussen versenkten Bewusst-
seyns; Gehirn und Rückenmark aber dürfen als die
in sich bleibende -- die nicht gegenständliche, die
auch nicht hinausgehende, -- unmittelbare Gegen-
wart des Selbstbewusstseyns betrachtet werden. In-
sofern das Moment des Seyns, welches diss Organ
hat, ein Seyn für anderes, Daseyn ist, ist es todtes
Seyn, nicht mehr Gegenwart des Selbstbewusstseyns.
Diss in sich selbst seyn ist aber seinem Begriffe nach
eine Flüssigkeit, worin die Kreise, die darein ge-
worfen werden, sich unmittelbar auflösen, und kein
Unterschied als seyender sich ausdrückt. Inzwischen
wie der Geist selbst nicht ein abstract-einfaches ist,
sondern ein System von Bewegungen, worin er sich
in Momente unterscheidet, in dieser Unterscheidung
selbst aber frey bleibt, und wie er seinen Körper
überhaupt zu verschiedenen Verrichtungen gliedert,
und einen einzelnen Theil desselben nur Einer be-
stimmt, so kann auch sich vorgestellt werden, dass
das flüssige Seyn seines Insichseyns ein gegliedertes
ist; und es scheint so vorgestellt werden zu müssen,
weil das in sich reflectirte Seyn des Geistes im Ge-

gesehen werden, sondern sie ist darin vielmehr so,
daſs sie ihm schon in den Leib geschlagen ist, und
ein animalisches heraus gegen die Aeuſserlichkeit
sich wendendes Daseyn hat.

Das Nervensystem hingegen ist die unmittelbare
Ruhe des Organischen in seiner Bewegung. Die
Nerven selbst sind zwar wieder die Organe des schon
in seine Richtung nach Auſsen versenkten Bewuſst-
seyns; Gehirn und Rückenmark aber dürfen als die
in sich bleibende — die nicht gegenständliche, die
auch nicht hinausgehende, — unmittelbare Gegen-
wart des Selbstbewuſstseyns betrachtet werden. In-
sofern das Moment des Seyns, welches diſs Organ
hat, ein Seyn für anderes, Daseyn ist, ist es todtes
Seyn, nicht mehr Gegenwart des Selbstbewuſstseyns.
Diſs in sich selbst seyn ist aber seinem Begriffe nach
eine Flüssigkeit, worin die Kreise, die darein ge-
worfen werden, sich unmittelbar auflösen, und kein
Unterschied als seyender sich ausdrückt. Inzwischen
wie der Geist selbst nicht ein abstract-einfaches ist,
sondern ein System von Bewegungen, worin er sich
in Momente unterscheidet, in dieser Unterscheidung
selbst aber frey bleibt, und wie er seinen Körper
überhaupt zu verschiedenen Verrichtungen gliedert,
und einen einzelnen Theil desselben nur Einer be-
stimmt, so kann auch sich vorgestellt werden, daſs
das flüssige Seyn seines Insichseyns ein gegliedertes
ist; und es scheint so vorgestellt werden zu müssen,
weil das in sich reflectirte Seyn des Geistes im Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0371" n="262"/>
gesehen werden, sondern sie ist darin vielmehr so,<lb/>
da&#x017F;s sie ihm schon in den Leib geschlagen ist, und<lb/>
ein animalisches heraus gegen die Aeu&#x017F;serlichkeit<lb/>
sich wendendes Daseyn hat.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#i">Nervensystem</hi> hingegen ist die unmittelbare<lb/>
Ruhe des Organischen in seiner Bewegung. Die<lb/><hi rendition="#i">Nerven</hi> selbst sind zwar wieder die Organe des schon<lb/>
in seine Richtung nach Au&#x017F;sen versenkten Bewu&#x017F;st-<lb/>
seyns; Gehirn und Rückenmark aber dürfen als die<lb/>
in sich bleibende &#x2014; die nicht gegenständliche, die<lb/>
auch nicht hinausgehende, &#x2014; unmittelbare Gegen-<lb/>
wart des Selbstbewu&#x017F;stseyns betrachtet werden. In-<lb/>
sofern das Moment des Seyns, welches di&#x017F;s Organ<lb/>
hat, ein <hi rendition="#i">Seyn für anderes</hi>, Daseyn ist, ist es todtes<lb/>
Seyn, nicht mehr Gegenwart des Selbstbewu&#x017F;stseyns.<lb/>
Di&#x017F;s <hi rendition="#i">in sich selbst seyn</hi> ist aber seinem Begriffe nach<lb/>
eine Flüssigkeit, worin die Kreise, die darein ge-<lb/>
worfen werden, sich unmittelbar auflösen, und kein<lb/>
Unterschied als <hi rendition="#i">seyender</hi> sich ausdrückt. Inzwischen<lb/>
wie der Geist selbst nicht ein abstract-einfaches ist,<lb/>
sondern ein System von Bewegungen, worin er sich<lb/>
in Momente unterscheidet, in dieser Unterscheidung<lb/>
selbst aber frey bleibt, und wie er seinen Körper<lb/>
überhaupt zu verschiedenen Verrichtungen gliedert,<lb/>
und einen einzelnen Theil desselben nur Einer be-<lb/>
stimmt, so kann auch sich vorgestellt werden, da&#x017F;s<lb/>
das flüssige <hi rendition="#i">Seyn</hi> seines <hi rendition="#i">Insichseyns</hi> ein gegliedertes<lb/>
ist; und es scheint so vorgestellt werden zu müssen,<lb/>
weil das in sich reflectirte <hi rendition="#i">Seyn</hi> des Geistes im Ge-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0371] gesehen werden, sondern sie ist darin vielmehr so, daſs sie ihm schon in den Leib geschlagen ist, und ein animalisches heraus gegen die Aeuſserlichkeit sich wendendes Daseyn hat. Das Nervensystem hingegen ist die unmittelbare Ruhe des Organischen in seiner Bewegung. Die Nerven selbst sind zwar wieder die Organe des schon in seine Richtung nach Auſsen versenkten Bewuſst- seyns; Gehirn und Rückenmark aber dürfen als die in sich bleibende — die nicht gegenständliche, die auch nicht hinausgehende, — unmittelbare Gegen- wart des Selbstbewuſstseyns betrachtet werden. In- sofern das Moment des Seyns, welches diſs Organ hat, ein Seyn für anderes, Daseyn ist, ist es todtes Seyn, nicht mehr Gegenwart des Selbstbewuſstseyns. Diſs in sich selbst seyn ist aber seinem Begriffe nach eine Flüssigkeit, worin die Kreise, die darein ge- worfen werden, sich unmittelbar auflösen, und kein Unterschied als seyender sich ausdrückt. Inzwischen wie der Geist selbst nicht ein abstract-einfaches ist, sondern ein System von Bewegungen, worin er sich in Momente unterscheidet, in dieser Unterscheidung selbst aber frey bleibt, und wie er seinen Körper überhaupt zu verschiedenen Verrichtungen gliedert, und einen einzelnen Theil desselben nur Einer be- stimmt, so kann auch sich vorgestellt werden, daſs das flüssige Seyn seines Insichseyns ein gegliedertes ist; und es scheint so vorgestellt werden zu müssen, weil das in sich reflectirte Seyn des Geistes im Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/371
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/371>, abgerufen am 25.11.2024.