Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

schlechthin so gross als die Extension, und umge-
kehrt.

Es geht, wie erhellt, bey diesem Gesetzgeben
eigentlich so zu, dass zuerst Irritabilität und Sen-
sibilität den bestimmten organischen Gegensatz aus-
macht; dieser Inhalt verliert sich aber und der Ge-
gensatz verläufft sich in den Formalen des Zu- und
Abnehmens der Grösse, oder der verschiedenen In-
tension und Extension; -- ein Gegensatz, der die
Natur der Sensibilität und der Irritabilität weiter
nichts mehr angeht, und sie nicht mehr ausdrückt.
Daher solches leeres Spiel des Gesetzgebens nicht an
die organischen Momente gebunden ist, sondern es
kann allenthalben mit allem getrieben werden, und
beruht überhaupt auf der Unbekanntschafft mit der
logischen Natur dieser Gegensätze.

Wird endlich statt der Sensibilität und Irritabi-
lität die Reproduction mit der einen oder der andern
in Beziehung gebracht, so fällt auch die Veranlas-
sung zu diesem Gesetzgeben hinweg; denn Repro-
duction steht mit jenen Momenten nicht in einem
Gegensatze, wie siegegeneinander; und da auf ihm
diss Gesetzgeben beruht, so fällt hier auch der
Schein seines Stattfindens hinweg.

Das so eben betrachtete Gesetzgeben enthält die
Unterschiede des Organismus in ihrer Bedeutung
von Momenten seines Begriffs, und sollte eigent-
lich ein apriorisches Gesetzgeben seyn. Es liegt aber

schlechthin so groſs als die Extension, und umge-
kehrt.

Es geht, wie erhellt, bey diesem Gesetzgeben
eigentlich so zu, daſs zuerst Irritabilität und Sen-
sibilität den bestimmten organischen Gegensatz aus-
macht; dieser Inhalt verliert sich aber und der Ge-
gensatz verläufft sich in den Formalen des Zu- und
Abnehmens der Gröſse, oder der verschiedenen In-
tension und Extension; — ein Gegensatz, der die
Natur der Sensibilität und der Irritabilität weiter
nichts mehr angeht, und sie nicht mehr ausdrückt.
Daher solches leeres Spiel des Gesetzgebens nicht an
die organischen Momente gebunden ist, sondern es
kann allenthalben mit allem getrieben werden, und
beruht überhaupt auf der Unbekanntschafft mit der
logischen Natur dieser Gegensätze.

Wird endlich statt der Sensibilität und Irritabi-
lität die Reproduction mit der einen oder der andern
in Beziehung gebracht, so fällt auch die Veranlas-
sung zu diesem Gesetzgeben hinweg; denn Repro-
duction steht mit jenen Momenten nicht in einem
Gegensatze, wie siegegeneinander; und da auf ihm
diſs Gesetzgeben beruht, so fällt hier auch der
Schein seines Stattfindens hinweg.

Das so eben betrachtete Gesetzgeben enthält die
Unterschiede des Organismus in ihrer Bedeutung
von Momenten seines Begriffs, und sollte eigent-
lich ein apriorisches Gesetzgeben seyn. Es liegt aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0316" n="207"/>
schlechthin so gro&#x017F;s als die Extension, und umge-<lb/>
kehrt.</p><lb/>
              <p>Es geht, wie erhellt, bey diesem Gesetzgeben<lb/>
eigentlich so zu, da&#x017F;s zuerst Irritabilität und Sen-<lb/>
sibilität den bestimmten organischen Gegensatz aus-<lb/>
macht; dieser Inhalt verliert sich aber und der Ge-<lb/>
gensatz verläufft sich in den Formalen des Zu- und<lb/>
Abnehmens der Grö&#x017F;se, oder der verschiedenen In-<lb/>
tension und Extension; &#x2014; ein Gegensatz, der die<lb/>
Natur der Sensibilität und der Irritabilität weiter<lb/>
nichts mehr angeht, und sie nicht mehr ausdrückt.<lb/>
Daher solches leeres Spiel des Gesetzgebens nicht an<lb/>
die organischen Momente gebunden ist, sondern es<lb/>
kann allenthalben mit allem getrieben werden, und<lb/>
beruht überhaupt auf der Unbekanntschafft mit der<lb/>
logischen Natur dieser Gegensätze.</p><lb/>
              <p>Wird endlich statt der Sensibilität und Irritabi-<lb/>
lität die Reproduction mit der einen oder der andern<lb/>
in Beziehung gebracht, so fällt auch die Veranlas-<lb/>
sung zu diesem Gesetzgeben hinweg; denn Repro-<lb/>
duction steht mit jenen Momenten nicht in einem<lb/>
Gegensatze, wie siegegeneinander; und da auf ihm<lb/>
di&#x017F;s Gesetzgeben beruht, so fällt hier auch der<lb/>
Schein seines Stattfindens hinweg.</p><lb/>
              <p>Das so eben betrachtete Gesetzgeben enthält die<lb/>
Unterschiede des Organismus in ihrer Bedeutung<lb/>
von Momenten seines <hi rendition="#i">Begriffs</hi>, und sollte eigent-<lb/>
lich ein apriorisches Gesetzgeben seyn. Es liegt aber<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0316] schlechthin so groſs als die Extension, und umge- kehrt. Es geht, wie erhellt, bey diesem Gesetzgeben eigentlich so zu, daſs zuerst Irritabilität und Sen- sibilität den bestimmten organischen Gegensatz aus- macht; dieser Inhalt verliert sich aber und der Ge- gensatz verläufft sich in den Formalen des Zu- und Abnehmens der Gröſse, oder der verschiedenen In- tension und Extension; — ein Gegensatz, der die Natur der Sensibilität und der Irritabilität weiter nichts mehr angeht, und sie nicht mehr ausdrückt. Daher solches leeres Spiel des Gesetzgebens nicht an die organischen Momente gebunden ist, sondern es kann allenthalben mit allem getrieben werden, und beruht überhaupt auf der Unbekanntschafft mit der logischen Natur dieser Gegensätze. Wird endlich statt der Sensibilität und Irritabi- lität die Reproduction mit der einen oder der andern in Beziehung gebracht, so fällt auch die Veranlas- sung zu diesem Gesetzgeben hinweg; denn Repro- duction steht mit jenen Momenten nicht in einem Gegensatze, wie siegegeneinander; und da auf ihm diſs Gesetzgeben beruht, so fällt hier auch der Schein seines Stattfindens hinweg. Das so eben betrachtete Gesetzgeben enthält die Unterschiede des Organismus in ihrer Bedeutung von Momenten seines Begriffs, und sollte eigent- lich ein apriorisches Gesetzgeben seyn. Es liegt aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/316
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/316>, abgerufen am 22.11.2024.