dem Wasser, von der Beschaffenheit der Fische sind, nordische Thiere, ein dickbehaartes Fell ha- ben und so fort, zeigen sogleich eine Armuth, wel- che der organischen Mannigfaltigkeit nicht ent- spricht. Ausserdem dass die organische Freyheit die- sen Bestimmungen ihre Formen wieder zu entziehen weiss, und nothwendig allenthalben Ausnahmen sol- cher Gesetze oder Regeln, wie man sie nennen wollte, darbietet, so bleibt diss an denjenigen selbst, welche unter sie fallen, eine so oberflächliche Be- stimmung, dass auch der Ausdruck ihrer Nothwen- digkeit nicht anders seyn kann, und es nicht über den grossen Einfluss hinausbringt; wobey man nicht weiss, was diesem Einflusse eigentlich angehört, und was nicht. Dergleichen Beziehungen des or- ganischen auf das elementarische sind daher in der That nicht Gesetze zu nennen, denn theils erschöpft, wie erinnert, eine solche Beziehung, ihrem Inhalte nach, gar nicht den Umfang des Organischen, theils bleiben aber auch die Momente der Beziehung selbst gleichgültig gegeneinander, und drücken keine Noth- wendigkeit aus. Im Begriffe der Säure liegt der Be- griff der Base, wie im Begriffe der positiven, die negative Electricität; aber so sehr auch das dickbe- haarte Fell mit dem Norden, oder der Bau der Fi- sche mit dem Wasser, der Bau der Vögel mit der Luft zusammen, angetroffen werden mag, so liegt im Begriffe des Nordens nicht der Begriff dicker Behaa- rung, des Meeres nicht der des Baues der Fische
dem Wasser, von der Beschaffenheit der Fische sind, nordische Thiere, ein dickbehaartes Fell ha- ben und so fort, zeigen sogleich eine Armuth, wel- che der organischen Mannigfaltigkeit nicht ent- spricht. Auſserdem daſs die organische Freyheit die- sen Bestimmungen ihre Formen wieder zu entziehen weiſs, und nothwendig allenthalben Ausnahmen sol- cher Gesetze oder Regeln, wie man sie nennen wollte, darbietet, so bleibt diſs an denjenigen selbst, welche unter sie fallen, eine so oberflächliche Be- stimmung, daſs auch der Ausdruck ihrer Nothwen- digkeit nicht anders seyn kann, und es nicht über den groſsen Einfluſs hinausbringt; wobey man nicht weiſs, was diesem Einflusse eigentlich angehört, und was nicht. Dergleichen Beziehungen des or- ganischen auf das elementarische sind daher in der That nicht Gesetze zu nennen, denn theils erschöpft, wie erinnert, eine solche Beziehung, ihrem Inhalte nach, gar nicht den Umfang des Organischen, theils bleiben aber auch die Momente der Beziehung selbst gleichgültig gegeneinander, und drücken keine Noth- wendigkeit aus. Im Begriffe der Säure liegt der Be- griff der Base, wie im Begriffe der positiven, die negative Electricität; aber so sehr auch das dickbe- haarte Fell mit dem Norden, oder der Bau der Fi- sche mit dem Wasser, der Bau der Vögel mit der Luft zusammen, angetroffen werden mag, so liegt im Begriffe des Nordens nicht der Begriff dicker Behaa- rung, des Meeres nicht der des Baues der Fische
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dem Wasser, von der Beschaffenheit der Fische
sind, nordische Thiere, ein dickbehaartes Fell ha-
ben und so fort, zeigen sogleich eine Armuth, wel-
che der organischen Mannigfaltigkeit nicht ent-
spricht. Auſserdem daſs die organische Freyheit die-
sen Bestimmungen ihre Formen wieder zu entziehen
weiſs, und nothwendig allenthalben Ausnahmen sol-
cher Gesetze oder Regeln, wie man sie nennen
wollte, darbietet, so bleibt diſs an denjenigen selbst,
welche unter sie fallen, eine so oberflächliche Be-
stimmung, daſs auch der Ausdruck ihrer Nothwen-
digkeit nicht anders seyn kann, und es nicht über
den groſsen Einfluſs hinausbringt; wobey man nicht
weiſs, was diesem Einflusse eigentlich angehört,
und was nicht. Dergleichen Beziehungen des or-
ganischen auf das elementarische sind daher in der
That nicht Gesetze zu nennen, denn theils erschöpft,
wie erinnert, eine solche Beziehung, ihrem Inhalte
nach, gar nicht den Umfang des Organischen, theils
bleiben aber auch die Momente der Beziehung selbst
gleichgültig gegeneinander, und drücken keine Noth-
wendigkeit aus. Im Begriffe der Säure liegt der Be-
griff der Base, wie im Begriffe der positiven, die
negative Electricität; aber so sehr auch das dickbe-
haarte Fell mit dem Norden, oder der Bau der Fi-
sche mit dem Wasser, der Bau der Vögel mit der
Luft zusammen, angetroffen werden mag, so liegt im
Begriffe des Nordens nicht der Begriff dicker Behaa-
rung, des Meeres nicht der des Baues der Fische
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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