jede ruhig die Reihe ihres Fortgangs beschreibt, und Raum erhält, um für sich zu gewähren, geht we- sentlich ebensosehr in ihr Gegentheil über, in die Verwirrung dieser Bestimmtheiten; denn das Merk- mahl, die allgemeine Bestimmtheit, ist die Einheit des entgegengesetzten, des Bestimmten und des an sich All- gemeinen; sie muss also in diesen Gegensatz ausein- andertreten. Wenn nun die Bestimmtheit nach ei- ner Seite das Allgemeine, worin sie ihr Wesen hat, besiegt, so erhält dieses dagegen auf der andern Seite ebenso sich seine Herrschafft über sie, treibt die Bestimmtheit an ihre Gräntze, vermischt da ihre Unterschiede und Wesentlichkeiten. Das Beobach- ten, welches sie ordentlich auseinanderhielt und an ihnen etwas festes zu haben glaubte, sieht über ein Princip die andern herübergreiffen, Uebergänge und Verwirrungen sich bilden, und in diesem das ver- bunden, was es zuerst für schlechthin getrennt nahm, und getrennt, was es zusammenrechnete; so dass diss Festhalten an dem ruhigen, sich gleichbleibenden Seyn sich hier gerade in seinen allgemeinsten Bestim- mungen, z. B. was das Thier, die Pflanze für we- sentliche Merkmahle habe, mit Instanzen geneckt sehen muss, die ihm jede Bestimmung rauben, die Allgemeinheit, zu der es sich erhob, zum Ver- stummen bringen, und es auss gedankenlose Beob- achten und Beschreiben zurücksetzen.
Dieses sich auf das Einfache einschränkende oder die sinnliche Zerstreuung durch das Allgemeine be-
jede ruhig die Reihe ihres Fortgangs beschreibt, und Raum erhält, um für sich zu gewähren, geht we- sentlich ebensosehr in ihr Gegentheil über, in die Verwirrung dieser Bestimmtheiten; denn das Merk- mahl, die allgemeine Bestimmtheit, ist die Einheit des entgegengesetzten, des Bestimmten und des an sich All- gemeinen; sie muſs also in diesen Gegensatz ausein- andertreten. Wenn nun die Bestimmtheit nach ei- ner Seite das Allgemeine, worin sie ihr Wesen hat, besiegt, so erhält dieses dagegen auf der andern Seite ebenso sich seine Herrschafft über sie, treibt die Bestimmtheit an ihre Gräntze, vermischt da ihre Unterschiede und Wesentlichkeiten. Das Beobach- ten, welches sie ordentlich auseinanderhielt und an ihnen etwas festes zu haben glaubte, sieht über ein Princip die andern herübergreiffen, Uebergänge und Verwirrungen sich bilden, und in diesem das ver- bunden, was es zuerst für schlechthin getrennt nahm, und getrennt, was es zusammenrechnete; so daſs diſs Festhalten an dem ruhigen, sich gleichbleibenden Seyn sich hier gerade in seinen allgemeinsten Bestim- mungen, z. B. was das Thier, die Pflanze für we- sentliche Merkmahle habe, mit Instanzen geneckt sehen muſs, die ihm jede Bestimmung rauben, die Allgemeinheit, zu der es sich erhob, zum Ver- stummen bringen, und es auſs gedankenlose Beob- achten und Beschreiben zurücksetzen.
Dieses sich auf das Einfache einschränkende oder die sinnliche Zerstreuung durch das Allgemeine be-
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jede ruhig die Reihe ihres Fortgangs beschreibt, und
Raum erhält, um für sich zu gewähren, geht we-
sentlich ebensosehr in ihr Gegentheil über, in die
Verwirrung dieser Bestimmtheiten; denn das Merk-
mahl, die allgemeine Bestimmtheit, ist die Einheit des
entgegengesetzten, des Bestimmten und des an sich All-
gemeinen; sie muſs also in diesen Gegensatz ausein-
andertreten. Wenn nun die Bestimmtheit nach ei-
ner Seite das Allgemeine, worin sie ihr Wesen hat,
besiegt, so erhält dieses dagegen auf der andern Seite
ebenso sich seine Herrschafft über sie, treibt die
Bestimmtheit an ihre Gräntze, vermischt da ihre
Unterschiede und Wesentlichkeiten. Das Beobach-
ten, welches sie ordentlich auseinanderhielt und an
ihnen etwas festes zu haben glaubte, sieht über ein
Princip die andern herübergreiffen, Uebergänge und
Verwirrungen sich bilden, und in diesem das ver-
bunden, was es zuerst für schlechthin getrennt nahm,
und getrennt, was es zusammenrechnete; so daſs diſs
Festhalten an dem ruhigen, sich gleichbleibenden
Seyn sich hier gerade in seinen allgemeinsten Bestim-
mungen, z. B. was das Thier, die Pflanze für we-
sentliche Merkmahle habe, mit Instanzen geneckt
sehen muſs, die ihm jede Bestimmung rauben, die
Allgemeinheit, zu der es sich erhob, zum Ver-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/291>, abgerufen am 22.12.2024.
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