als Einzelnheit berührt. Es selbst ist diese Berüh- rung; es ist die Einheit des reinen Denkens und der Einzelnheit; es ist auch für es diese denkende Ein- zelnheit, oder das reine Denken, und das Unwan- delbare wesentlich selbst als Einzelnheit. Aber es ist nicht für es, dass dieser sein Gegenstand, das Un- wandelbare, welches ihm wesentlich die Gestalt der Einzelnheit hat, es selbst ist, es selbst, das Einzeln- heit des Bewusstseyns ist.
Es verhält sich daher in dieser ersten Weise, worin wir es als reines Bewusstseyn betrachten, zu sei- nem Gegenstande nicht denkend, sondern indem es selbst zwar an sich reine denkende Einzelnheit und sein Gegenstand eben dieses, aber nicht die Bezie- hung aufeinander selbst reines Denken ist, geht es, so zu sagen, nur an das Denken hin, und ist Andacht. Sein Denken als solche bleibt das gestaltlose Sausen des Glockengeläutes oder eine warme Nebenerfül- lung, ein musicalisches Denken, das nicht zum Be- griffe, der die einzige immanente gegenständliche Weise wäre, kommt. Es wird diesem unendlichen reinen innern Fühlen wohl sein Gegenstand; aber so eintretend, dass er nicht als begriffner, und darum als ein Fremdes eintritt. Es ist hiedurch die inner- liche Bewegung des reinen Gemüths vorhanden, wel- ches sich selbst, aber als die Entzweyung schmerz- hafft fühlt; die Bewegung einer unendlichen Sehn- sucht, welche die Gewissheit hat, dass ihr Wesen ein solches reines Gemüth ist, reines Denken, wel-
als Einzelnheit berührt. Es selbst ist diese Berüh- rung; es ist die Einheit des reinen Denkens und der Einzelnheit; es ist auch für es diese denkende Ein- zelnheit, oder das reine Denken, und das Unwan- delbare wesentlich selbst als Einzelnheit. Aber es ist nicht für es, daſs dieser sein Gegenstand, das Un- wandelbare, welches ihm wesentlich die Gestalt der Einzelnheit hat, es selbst ist, es selbst, das Einzeln- heit des Bewuſstseyns ist.
Es verhält sich daher in dieser ersten Weise, worin wir es als reines Bewuſstseyn betrachten, zu sei- nem Gegenstande nicht denkend, sondern indem es selbst zwar an sich reine denkende Einzelnheit und sein Gegenstand eben dieses, aber nicht die Bezie- hung aufeinander selbst reines Denken ist, geht es, so zu sagen, nur an das Denken hin, und ist Andacht. Sein Denken als solche bleibt das gestaltlose Sausen des Glockengeläutes oder eine warme Nebenerfül- lung, ein musicalisches Denken, das nicht zum Be- griffe, der die einzige immanente gegenständliche Weise wäre, kommt. Es wird diesem unendlichen reinen innern Fühlen wohl sein Gegenstand; aber so eintretend, daſs er nicht als begriffner, und darum als ein Fremdes eintritt. Es ist hiedurch die inner- liche Bewegung des reinen Gemüths vorhanden, wel- ches sich selbst, aber als die Entzweyung schmerz- hafft fühlt; die Bewegung einer unendlichen Sehn- sucht, welche die Gewiſsheit hat, daſs ihr Wesen ein solches reines Gemüth ist, reines Denken, wel-
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als Einzelnheit berührt. Es selbst ist diese Berüh-
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Einzelnheit; es ist auch für es diese denkende Ein-
zelnheit, oder das reine Denken, und das Unwan-
delbare wesentlich selbst als Einzelnheit. Aber es
ist nicht für es, daſs dieser sein Gegenstand, das Un-
wandelbare, welches ihm wesentlich die Gestalt der
Einzelnheit hat, es selbst ist, es selbst, das Einzeln-
heit des Bewuſstseyns ist.
Es verhält sich daher in dieser ersten Weise,
worin wir es als reines Bewuſstseyn betrachten, zu sei-
nem Gegenstande nicht denkend, sondern indem es
selbst zwar an sich reine denkende Einzelnheit und
sein Gegenstand eben dieses, aber nicht die Bezie-
hung aufeinander selbst reines Denken ist, geht es, so
zu sagen, nur an das Denken hin, und ist Andacht.
Sein Denken als solche bleibt das gestaltlose Sausen
des Glockengeläutes oder eine warme Nebenerfül-
lung, ein musicalisches Denken, das nicht zum Be-
griffe, der die einzige immanente gegenständliche
Weise wäre, kommt. Es wird diesem unendlichen
reinen innern Fühlen wohl sein Gegenstand; aber so
eintretend, daſs er nicht als begriffner, und darum
als ein Fremdes eintritt. Es ist hiedurch die inner-
liche Bewegung des reinen Gemüths vorhanden, wel-
ches sich selbst, aber als die Entzweyung schmerz-
hafft fühlt; die Bewegung einer unendlichen Sehn-
sucht, welche die Gewiſsheit hat, daſs ihr Wesen
ein solches reines Gemüth ist, reines Denken, wel-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/257>, abgerufen am 27.11.2024.
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