der organischen Einheit, worin sie sich nicht nur nicht widerstreiten, sondern eins so noth- wendig als das andere ist, und diese gleiche Nothwendigkeit macht erst das Leben des Gan- zen aus. Aber der Widerspruch gegen ein philosophisches System pflegt theils sich selbst nicht auf diese Weise zu begreiffen, theils auch weiss das auffassende Bewusstseyn gemeinhin nicht, ihn von seiner Einseitigkeit zu befreyen oder frey zu erhalten, und in der Gestalt des streitend und sich zuwider scheinenden gegen- seitig nothwendige Momente zu erkennen.
Die Foderung von dergleichen Erklärungen so wie die Befriedigungen derselben scheinen vielleicht das Wesentliche zu betreiben. Worin könnte mehr das Innere einer philosophischen Schrift ausgesprochen seyn, als in den Zwecken und Resultaten derselben, und wodurch diese bestimmter erkannt werden, als durch ihre Ver- schiedenheit von dem, was das Zeitalter sonst in derselben Sphäre hervorbringt? Wenn aber ein solches Thun für mehr als für den Anfang des Erkennens, wenn es für das wirkliche Erken- nen gelten soll, ist es in der That zu den Er- findungen zu rechnen, die Sache selbst zu um- gehen, und dieses beydes zu verbinden, den Anschein des Ernstes und Bemühens um sie,
der organiſchen Einheit, worin ſie ſich nicht nur nicht widerſtreiten, ſondern eins ſo noth- wendig als das andere iſt, und dieſe gleiche Nothwendigkeit macht erſt das Leben des Gan- zen aus. Aber der Widerſpruch gegen ein philoſophiſches Syſtem pflegt theils ſich ſelbſt nicht auf dieſe Weiſe zu begreiffen, theils auch weiſs das auffaſſende Bewuſstſeyn gemeinhin nicht, ihn von ſeiner Einſeitigkeit zu befreyen oder frey zu erhalten, und in der Geſtalt des ſtreitend und ſich zuwider ſcheinenden gegen- ſeitig nothwendige Momente zu erkennen.
Die Foderung von dergleichen Erklärungen ſo wie die Befriedigungen derſelben ſcheinen vielleicht das Weſentliche zu betreiben. Worin könnte mehr das Innere einer philoſophiſchen Schrift ausgeſprochen ſeyn, als in den Zwecken und Reſultaten derſelben, und wodurch dieſe beſtimmter erkannt werden, als durch ihre Ver- ſchiedenheit von dem, was das Zeitalter ſonſt in derſelben Sphäre hervorbringt? Wenn aber ein ſolches Thun für mehr als für den Anfang des Erkennens, wenn es für das wirkliche Erken- nen gelten ſoll, iſt es in der That zu den Er- findungen zu rechnen, die Sache ſelbſt zu um- gehen, und dieſes beydes zu verbinden, den Anſchein des Ernſtes und Bemühens um ſie,
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[IV/0019]
der organiſchen Einheit, worin ſie ſich nicht
nur nicht widerſtreiten, ſondern eins ſo noth-
wendig als das andere iſt, und dieſe gleiche
Nothwendigkeit macht erſt das Leben des Gan-
zen aus. Aber der Widerſpruch gegen ein
philoſophiſches Syſtem pflegt theils ſich ſelbſt
nicht auf dieſe Weiſe zu begreiffen, theils auch
weiſs das auffaſſende Bewuſstſeyn gemeinhin
nicht, ihn von ſeiner Einſeitigkeit zu befreyen
oder frey zu erhalten, und in der Geſtalt des
ſtreitend und ſich zuwider ſcheinenden gegen-
ſeitig nothwendige Momente zu erkennen.
Die Foderung von dergleichen Erklärungen
ſo wie die Befriedigungen derſelben ſcheinen
vielleicht das Weſentliche zu betreiben. Worin
könnte mehr das Innere einer philoſophiſchen
Schrift ausgeſprochen ſeyn, als in den Zwecken
und Reſultaten derſelben, und wodurch dieſe
beſtimmter erkannt werden, als durch ihre Ver-
ſchiedenheit von dem, was das Zeitalter ſonſt
in derſelben Sphäre hervorbringt? Wenn aber
ein ſolches Thun für mehr als für den Anfang des
Erkennens, wenn es für das wirkliche Erken-
nen gelten ſoll, iſt es in der That zu den Er-
findungen zu rechnen, die Sache ſelbſt zu um-
gehen, und dieſes beydes zu verbinden, den
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/19>, abgerufen am 22.11.2024.
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