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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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Insofern es aber nicht das Gesetz überhaupt, son-
dern ein Gesetz ist, hat es die Bestimmtheit an
ihm; und es sind damit unbestimmt viele Gesetze vor-
handen. Allein diese Vielheit ist vielmehr selbst ein
Mangel; sie widerspricht nemlich dem Princip des
Verstandes, welchem als Bewusstseyn des einfachen
Innern, die an sich allgemeine Einheit das Wahre
ist. Die vielen Gesetze muss er darum vielmehr in
Ein Gesetz zusammenfallen lassen. Wie zum Bey-
spiel, das Gesetz, nach welchem der Stein fällt, und
das Gesetz, nach welchem die himmlischen Sphären
sich bewegen, als Ein Gesetz begriffen worden ist.
Mit diesem ineinanderfallen aber verlieren die Gesetze
ihre Bestimmtheit; das Gesetz wird immer oberfläch-
licher, und es ist damit in der That nicht die Ein-
heit dieser bestimmten Gesetze, sondern ein ihre Be-
stimmtheit weglassendes Gesetz gefunden; wie das
Eine Gesetz, welches die Gesetze des Falles der
Körper an der Erde, und der himmlischen Bewe-
gung in sich vereint, sie beyde in der That nicht
ausdrückt. Die Vereinigung aller Gesetze in der all-
gemeinen Attraction
drückt keinen Inhalt weiter aus,
als eben den blossen Begriff des Gesetzes selbst, der
darin als seyend gesetzt ist. Die allgemeine Attra-
ction sagt nur diss, dass Alles einen bestandigen Un-
terschied
zu anderem hat. Der Verstand meynt da-
bey, ein al gemeines Gesetz gefunden zu haben, wel-
ches die allgemeine Wirklichkeit als solche ausdru-
cke; aber hat in der That nur den Begriff des Ge-

Insofern es aber nicht das Gesetz überhaupt, son-
dern ein Gesetz ist, hat es die Bestimmtheit an
ihm; und es sind damit unbestimmt viele Gesetze vor-
handen. Allein diese Vielheit ist vielmehr selbst ein
Mangel; sie widerspricht nemlich dem Princip des
Verstandes, welchem als Bewuſstseyn des einfachen
Innern, die an sich allgemeine Einheit das Wahre
ist. Die vielen Gesetze muſs er darum vielmehr in
Ein Gesetz zusammenfallen lassen. Wie zum Bey-
spiel, das Gesetz, nach welchem der Stein fällt, und
das Gesetz, nach welchem die himmlischen Sphären
sich bewegen, als Ein Gesetz begriffen worden ist.
Mit diesem ineinanderfallen aber verlieren die Gesetze
ihre Bestimmtheit; das Gesetz wird immer oberfläch-
licher, und es ist damit in der That nicht die Ein-
heit dieser bestimmten Gesetze, sondern ein ihre Be-
stimmtheit weglassendes Gesetz gefunden; wie das
Eine Gesetz, welches die Gesetze des Falles der
Körper an der Erde, und der himmlischen Bewe-
gung in sich vereint, sie beyde in der That nicht
ausdrückt. Die Vereinigung aller Gesetze in der all-
gemeinen Attraction
drückt keinen Inhalt weiter aus,
als eben den bloſsen Begriff des Gesetzes selbst, der
darin als seyend gesetzt ist. Die allgemeine Attra-
ction sagt nur diſs, daſs Alles einen bestandigen Un-
terschied
zu anderem hat. Der Verstand meynt da-
bey, ein al gemeines Gesetz gefunden zu haben, wel-
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cke; aber hat in der That nur den Begriff des Ge-

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[79/0188] Insofern es aber nicht das Gesetz überhaupt, son- dern ein Gesetz ist, hat es die Bestimmtheit an ihm; und es sind damit unbestimmt viele Gesetze vor- handen. Allein diese Vielheit ist vielmehr selbst ein Mangel; sie widerspricht nemlich dem Princip des Verstandes, welchem als Bewuſstseyn des einfachen Innern, die an sich allgemeine Einheit das Wahre ist. Die vielen Gesetze muſs er darum vielmehr in Ein Gesetz zusammenfallen lassen. Wie zum Bey- spiel, das Gesetz, nach welchem der Stein fällt, und das Gesetz, nach welchem die himmlischen Sphären sich bewegen, als Ein Gesetz begriffen worden ist. Mit diesem ineinanderfallen aber verlieren die Gesetze ihre Bestimmtheit; das Gesetz wird immer oberfläch- licher, und es ist damit in der That nicht die Ein- heit dieser bestimmten Gesetze, sondern ein ihre Be- stimmtheit weglassendes Gesetz gefunden; wie das Eine Gesetz, welches die Gesetze des Falles der Körper an der Erde, und der himmlischen Bewe- gung in sich vereint, sie beyde in der That nicht ausdrückt. Die Vereinigung aller Gesetze in der all- gemeinen Attraction drückt keinen Inhalt weiter aus, als eben den bloſsen Begriff des Gesetzes selbst, der darin als seyend gesetzt ist. Die allgemeine Attra- ction sagt nur diſs, daſs Alles einen bestandigen Un- terschied zu anderem hat. Der Verstand meynt da- bey, ein al gemeines Gesetz gefunden zu haben, wel- ches die allgemeine Wirklichkeit als solche ausdru- cke; aber hat in der That nur den Begriff des Ge-

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/188>, abgerufen am 28.11.2024.