sultate zu stehen kommen, so hat es sich umgekehrt. Der Gegenstand, der das Wesentliche seyn sollte, ist nun das unwesentliche der sinnlichen Gewissheit, denn das Allgemeine, zu dem er geworden ist, ist nicht mehr ein solches, wie er für sie wesentlich seyn sollte, sondern sie ist itzt in dem entgegenge- setzten, nemlich in dem Wissen, das vorher das un- wesentliche war, vorhanden. Ihre Wahrheit ist in dem Gegenstande, als meinem Gegenstande, oder im Meynen, er ist, weil Ich von ihm weiss. Die sinn- liche Gewissheit ist also zwar aus dem Gegenstande vertrieben, aber dadurch noch nicht aufgehoben, sondern nur in das Ich zurückgedrängt; es ist zu sehen, was uns die Erfahrung über diese ihre Rea- lität zeigt.
Die Kraft ihrer Wahrheit liegt also nun im Ich, in der Unmittelbarkeit meines Sehens, Hörens, und so fort; das Verschwinden des einzelnen Itzt, und Hier, das wir meynen, wird dadurch abgehal- ten, dass Ich sie fest halte. Das Itzt ist Tag, weil ich ihn sehe; das Hier ein Baum, eben darum. Die sinnliche Gewissheit erfährt aber in diesem Verhält- nisse dieselbe Dialektik an ihr, als in dem vorigen. Ich, dieses sehe den Baum, und behaupte den Baum als das Hier; ein anderer Ich sieht aber das Haus, und behauptet, das Hier sey nicht ein Baum, son- dern vielmehr ein Haus. Beyde Wahrheiten haben dieselbe Beglaubigung, nemlich die Unmittelbarkeit des Sehens, und die Sicherheit und Versicherung
sultate zu stehen kommen, so hat es sich umgekehrt. Der Gegenstand, der das Wesentliche seyn sollte, ist nun das unwesentliche der sinnlichen Gewiſsheit, denn das Allgemeine, zu dem er geworden ist, ist nicht mehr ein solches, wie er für sie wesentlich seyn sollte, sondern sie ist itzt in dem entgegenge- setzten, nemlich in dem Wissen, das vorher das un- wesentliche war, vorhanden. Ihre Wahrheit ist in dem Gegenstande, als meinem Gegenstande, oder im Meynen, er ist, weil Ich von ihm weiſs. Die sinn- liche Gewiſsheit ist also zwar aus dem Gegenstande vertrieben, aber dadurch noch nicht aufgehoben, sondern nur in das Ich zurückgedrängt; es ist zu sehen, was uns die Erfahrung über diese ihre Rea- lität zeigt.
Die Kraft ihrer Wahrheit liegt also nun im Ich, in der Unmittelbarkeit meines Sehens, Hörens, und so fort; das Verschwinden des einzelnen Itzt, und Hier, das wir meynen, wird dadurch abgehal- ten, daſs Ich sie fest halte. Das Itzt ist Tag, weil ich ihn sehe; das Hier ein Baum, eben darum. Die sinnliche Gewiſsheit erfährt aber in diesem Verhält- nisse dieselbe Dialektik an ihr, als in dem vorigen. Ich, dieses sehe den Baum, und behaupte den Baum als das Hier; ein anderer Ich sieht aber das Haus, und behauptet, das Hier sey nicht ein Baum, son- dern vielmehr ein Haus. Beyde Wahrheiten haben dieselbe Beglaubigung, nemlich die Unmittelbarkeit des Sehens, und die Sicherheit und Versicherung
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sultate zu stehen kommen, so hat es sich umgekehrt.
Der Gegenstand, der das Wesentliche seyn sollte,
ist nun das unwesentliche der sinnlichen Gewiſsheit,
denn das Allgemeine, zu dem er geworden ist, ist
nicht mehr ein solches, wie er für sie wesentlich
seyn sollte, sondern sie ist itzt in dem entgegenge-
setzten, nemlich in dem Wissen, das vorher das un-
wesentliche war, vorhanden. Ihre Wahrheit ist in
dem Gegenstande, als meinem Gegenstande, oder im
Meynen, er ist, weil Ich von ihm weiſs. Die sinn-
liche Gewiſsheit ist also zwar aus dem Gegenstande
vertrieben, aber dadurch noch nicht aufgehoben,
sondern nur in das Ich zurückgedrängt; es ist zu
sehen, was uns die Erfahrung über diese ihre Rea-
lität zeigt.
Die Kraft ihrer Wahrheit liegt also nun im
Ich, in der Unmittelbarkeit meines Sehens, Hörens,
und so fort; das Verschwinden des einzelnen Itzt,
und Hier, das wir meynen, wird dadurch abgehal-
ten, daſs Ich sie fest halte. Das Itzt ist Tag, weil
ich ihn sehe; das Hier ein Baum, eben darum. Die
sinnliche Gewiſsheit erfährt aber in diesem Verhält-
nisse dieselbe Dialektik an ihr, als in dem vorigen.
Ich, dieses sehe den Baum, und behaupte den Baum
als das Hier; ein anderer Ich sieht aber das Haus,
und behauptet, das Hier sey nicht ein Baum, son-
dern vielmehr ein Haus. Beyde Wahrheiten haben
dieselbe Beglaubigung, nemlich die Unmittelbarkeit
des Sehens, und die Sicherheit und Versicherung
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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