und Prüffung der Realität des Erkennens vorgestellt, scheint nicht ohne irgend eine Voraussetzung, die als Massstab zu Grunde gelegt wird, statt finden zu können. Denn die Prüffung besteht in dem Anlegen eines angenommenen Massstabes, und in der sich ergebenden Gleichheit oder Ungleichheit dessen, was geprüfft wird, mit ihm, die Entscheidung, ob es richtig oder unrichtig ist; und der Massstab über- haupt, und ebenso die Wissenschaft, wenn sie der Massstab wäre, ist dabey als das Wesen oder als das an sich angenommen. Aber hier, wo die Wissen- schaft erst auftritt, hat weder sie selbst, noch was es sey, sich als das Wesen oder als das an sich ge- rechtfertigt; und ohne ein solches scheint keine Prüf- fung statt finden zu können.
Dieser Widerspruch und seine Wegräumung wird sich bestimmter ergeben, wenn zuerst an die abstracten Bestimmungen des Wissens und der Wahr- heit erinnert wird, wie sie an dem Bewusstseyn vor- kommen. Dieses unterscheidet nemlich etwas von sich, worauf es sich zugleich bezieht; oder wie diss ausgedrückt wird, es ist etwas für dasselbe; und die bestimmte Seite dieses Beziehens, oder des Seyns von Etwas für ein Bewusstseyn ist das Wissen. Von die- sem Seyn für ein anderes, unterscheiden wir aber, das an sich seyn; das auf das Wissen bezogene wird eben so von ihm unterschieden, und gesetzt als sey- end auch ausser dieser Beziehung; die Seite dieses an sich heisst Wahrheit. Was eigentlich an diesen Be-
und Prüffung der Realität des Erkennens vorgestellt, scheint nicht ohne irgend eine Voraussetzung, die als Maſsstab zu Grunde gelegt wird, statt finden zu können. Denn die Prüffung besteht in dem Anlegen eines angenommenen Maſsstabes, und in der sich ergebenden Gleichheit oder Ungleichheit dessen, was geprüfft wird, mit ihm, die Entscheidung, ob es richtig oder unrichtig ist; und der Maſsstab über- haupt, und ebenso die Wissenschaft, wenn sie der Maſsstab wäre, ist dabey als das Wesen oder als das an sich angenommen. Aber hier, wo die Wissen- schaft erst auftritt, hat weder sie selbst, noch was es sey, sich als das Wesen oder als das an sich ge- rechtfertigt; und ohne ein solches scheint keine Prüf- fung statt finden zu können.
Dieser Widerspruch und seine Wegräumung wird sich bestimmter ergeben, wenn zuerst an die abstracten Bestimmungen des Wissens und der Wahr- heit erinnert wird, wie sie an dem Bewuſstseyn vor- kommen. Dieses unterscheidet nemlich etwas von sich, worauf es sich zugleich bezieht; oder wie diſs ausgedrückt wird, es ist etwas für dasselbe; und die bestimmte Seite dieses Beziehens, oder des Seyns von Etwas für ein Bewuſstseyn ist das Wissen. Von die- sem Seyn für ein anderes, unterscheiden wir aber, das an sich seyn; das auf das Wissen bezogene wird eben so von ihm unterschieden, und gesetzt als sey- end auch ausser dieser Beziehung; die Seite dieses an sich heiſst Wahrheit. Was eigentlich an diesen Be-
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[14/0123]
und Prüffung der Realität des Erkennens vorgestellt,
scheint nicht ohne irgend eine Voraussetzung, die
als Maſsstab zu Grunde gelegt wird, statt finden zu
können. Denn die Prüffung besteht in dem Anlegen
eines angenommenen Maſsstabes, und in der sich
ergebenden Gleichheit oder Ungleichheit dessen, was
geprüfft wird, mit ihm, die Entscheidung, ob es
richtig oder unrichtig ist; und der Maſsstab über-
haupt, und ebenso die Wissenschaft, wenn sie der
Maſsstab wäre, ist dabey als das Wesen oder als das
an sich angenommen. Aber hier, wo die Wissen-
schaft erst auftritt, hat weder sie selbst, noch was
es sey, sich als das Wesen oder als das an sich ge-
rechtfertigt; und ohne ein solches scheint keine Prüf-
fung statt finden zu können.
Dieser Widerspruch und seine Wegräumung
wird sich bestimmter ergeben, wenn zuerst an die
abstracten Bestimmungen des Wissens und der Wahr-
heit erinnert wird, wie sie an dem Bewuſstseyn vor-
kommen. Dieses unterscheidet nemlich etwas von
sich, worauf es sich zugleich bezieht; oder wie diſs
ausgedrückt wird, es ist etwas für dasselbe; und die
bestimmte Seite dieses Beziehens, oder des Seyns von
Etwas für ein Bewuſstseyn ist das Wissen. Von die-
sem Seyn für ein anderes, unterscheiden wir aber,
das an sich seyn; das auf das Wissen bezogene wird
eben so von ihm unterschieden, und gesetzt als sey-
end auch ausser dieser Beziehung; die Seite dieses an
sich heiſst Wahrheit. Was eigentlich an diesen Be-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/123>, abgerufen am 22.11.2024.
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