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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

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II. Kapitel. Das Urtheil.
flexion verbunden, ob dieses oder jenes Prädicat, das
im Kopfe ist, dem Gegenstande, der draussen für
sich ist, beygelegt werden könne und solle; das Ur-
theilen selbst besteht darin, daß erst durch dasselbe ein
Prädicat mit dem Subjecte verbunden wird, so daß
wenn diese Verbindung nicht Statt fände, Subject und
Prädicat, jedes für sich doch bliebe was es ist, jenes,
ein existirender Gegenstand, dieses eine Vorstellung im
Kopfe. -- Das Prädicat, welches dem Subjecte beygelegt
wird, soll ihm aber auch zukommen, das heißt, an
und für sich identisch mit demselben seyn. Durch diese
Bedeutung des Beylegens wird der subjective
Sinn des Urtheilens und das gleichgültige äusserliche
Bestehen des Subjects und Prädicats wieder aufgeho-
ben: diese Handlung ist gut; die Copula zeigt an,
daß das Prädicat zum Seyn des Subjects gehört,
und nicht bloß äusserlich damit verbunden wird. Im
grammatischen Sinne hat jenes subjective Verhält-
niß, in welchem von der gleichgültigen Aeusserlichkeit
des Subjects und Prädicats ausgegangen wird, sein
vollständiges Gelten; denn es sind Worte, die hier
äusserlich verbunden werden. -- Bey dieser Gelegenheit
kann auch angeführt werden, daß ein Satz zwar im
grammatischen Sinne ein Subject und Prädicat hat,
aber darum noch kein Urtheil ist. Zu letzterem ge-
hört, daß das Prädicat sich zum Subject nach dem Ver-
hältniß von Begriffsbestimmungen, also als ein allge-
meines zu einem besondern oder einzelnen verhalte.
Drückt das, was vom einzelnen Subjecte gesagt wird,
selbst nur etwas einzelnes aus, so ist diß ein blosser
Satz. Z. B. Aristoteles ist im 73ten Jahre seines Al-
ters, in dem 4ten Jahr der 115ten Olympiade gestor-
ben, -- ist ein blosser Satz, kein Urtheil. Es wäre
von letzterem nur dann etwas darin, wenn einer
der Umstände, die Zeit des Todes oder das Alter jenes

Phi-

II. Kapitel. Das Urtheil.
flexion verbunden, ob dieſes oder jenes Praͤdicat, das
im Kopfe iſt, dem Gegenſtande, der drauſſen fuͤr
ſich iſt, beygelegt werden koͤnne und ſolle; das Ur-
theilen ſelbſt beſteht darin, daß erſt durch daſſelbe ein
Praͤdicat mit dem Subjecte verbunden wird, ſo daß
wenn dieſe Verbindung nicht Statt faͤnde, Subject und
Praͤdicat, jedes fuͤr ſich doch bliebe was es iſt, jenes,
ein exiſtirender Gegenſtand, dieſes eine Vorſtellung im
Kopfe. — Das Praͤdicat, welches dem Subjecte beygelegt
wird, ſoll ihm aber auch zukommen, das heißt, an
und fuͤr ſich identiſch mit demſelben ſeyn. Durch dieſe
Bedeutung des Beylegens wird der ſubjective
Sinn des Urtheilens und das gleichguͤltige aͤuſſerliche
Beſtehen des Subjects und Praͤdicats wieder aufgeho-
ben: dieſe Handlung iſt gut; die Copula zeigt an,
daß das Praͤdicat zum Seyn des Subjects gehoͤrt,
und nicht bloß aͤuſſerlich damit verbunden wird. Im
grammatiſchen Sinne hat jenes ſubjective Verhaͤlt-
niß, in welchem von der gleichguͤltigen Aeuſſerlichkeit
des Subjects und Praͤdicats ausgegangen wird, ſein
vollſtaͤndiges Gelten; denn es ſind Worte, die hier
aͤuſſerlich verbunden werden. — Bey dieſer Gelegenheit
kann auch angefuͤhrt werden, daß ein Satz zwar im
grammatiſchen Sinne ein Subject und Praͤdicat hat,
aber darum noch kein Urtheil iſt. Zu letzterem ge-
hoͤrt, daß das Praͤdicat ſich zum Subject nach dem Ver-
haͤltniß von Begriffsbeſtimmungen, alſo als ein allge-
meines zu einem beſondern oder einzelnen verhalte.
Druͤckt das, was vom einzelnen Subjecte geſagt wird,
ſelbſt nur etwas einzelnes aus, ſo iſt diß ein bloſſer
Satz. Z. B. Ariſtoteles iſt im 73ten Jahre ſeines Al-
ters, in dem 4ten Jahr der 115ten Olympiade geſtor-
ben, — iſt ein bloſſer Satz, kein Urtheil. Es waͤre
von letzterem nur dann etwas darin, wenn einer
der Umſtaͤnde, die Zeit des Todes oder das Alter jenes

Phi-
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[75/0093] II. Kapitel. Das Urtheil. flexion verbunden, ob dieſes oder jenes Praͤdicat, das im Kopfe iſt, dem Gegenſtande, der drauſſen fuͤr ſich iſt, beygelegt werden koͤnne und ſolle; das Ur- theilen ſelbſt beſteht darin, daß erſt durch daſſelbe ein Praͤdicat mit dem Subjecte verbunden wird, ſo daß wenn dieſe Verbindung nicht Statt faͤnde, Subject und Praͤdicat, jedes fuͤr ſich doch bliebe was es iſt, jenes, ein exiſtirender Gegenſtand, dieſes eine Vorſtellung im Kopfe. — Das Praͤdicat, welches dem Subjecte beygelegt wird, ſoll ihm aber auch zukommen, das heißt, an und fuͤr ſich identiſch mit demſelben ſeyn. Durch dieſe Bedeutung des Beylegens wird der ſubjective Sinn des Urtheilens und das gleichguͤltige aͤuſſerliche Beſtehen des Subjects und Praͤdicats wieder aufgeho- ben: dieſe Handlung iſt gut; die Copula zeigt an, daß das Praͤdicat zum Seyn des Subjects gehoͤrt, und nicht bloß aͤuſſerlich damit verbunden wird. Im grammatiſchen Sinne hat jenes ſubjective Verhaͤlt- niß, in welchem von der gleichguͤltigen Aeuſſerlichkeit des Subjects und Praͤdicats ausgegangen wird, ſein vollſtaͤndiges Gelten; denn es ſind Worte, die hier aͤuſſerlich verbunden werden. — Bey dieſer Gelegenheit kann auch angefuͤhrt werden, daß ein Satz zwar im grammatiſchen Sinne ein Subject und Praͤdicat hat, aber darum noch kein Urtheil iſt. Zu letzterem ge- hoͤrt, daß das Praͤdicat ſich zum Subject nach dem Ver- haͤltniß von Begriffsbeſtimmungen, alſo als ein allge- meines zu einem beſondern oder einzelnen verhalte. Druͤckt das, was vom einzelnen Subjecte geſagt wird, ſelbſt nur etwas einzelnes aus, ſo iſt diß ein bloſſer Satz. Z. B. Ariſtoteles iſt im 73ten Jahre ſeines Al- ters, in dem 4ten Jahr der 115ten Olympiade geſtor- ben, — iſt ein bloſſer Satz, kein Urtheil. Es waͤre von letzterem nur dann etwas darin, wenn einer der Umſtaͤnde, die Zeit des Todes oder das Alter jenes Phi-

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/93>, abgerufen am 24.11.2024.