Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschnitt. Idee.
Allgemeinen nach der Weise des endlichen Erkennens
das Besondere, als ein Vorhandenes und in der
Wissenschaft zu erwartendes angibt. Doch gewährt diß
mehr nicht als ein Bild der Vorstellung; denn der
wahrhafte Uebergang vom Allgemeinen zum Besondern
und zu dem an und für sich bestimmten Ganzen, worin
jenes erste Allgemeine selbst nach seiner wahrhaften
Bestimmung wieder Moment ist, ist jener Weise der Ein-
theilung fremde, und ist allein die Vermittlung der
Wissenschaft selbst.

Vermöge der aufgezeigten Natur der Methode stellt
sich die Wissenschaft als einen in sich geschlungenen
Kreis dar, in dessen Anfang, den einfachen Grund,
die Vermittlung das Ende zurückschlingt; dabey ist die-
ser Kreis ein Kreis von Kreisen; denn jedes ein-
zelne Glied, als Beseeltes der Methode, ist die Reflexion
in- sich, die, indem sie in den Anfang zurückkehrt, zu-
gleich der Anfang eines neuen Gliedes ist. Bruchstücke
dieser Kette sind die einzelnen Wissenschaften, deren
jede ein Vor und ein Nach hat, -- oder genauer ge-
sprochen, nur das Vor hat, und in ihrem Schlusse
selbst ihr Nach zeigt.

So ist denn auch die Logik in der absoluten Idee
zu dieser einfachen Einheit zurückgegangen, welche ihr
Anfang ist; die reine Unmittelbarkeit des Seyns, in
dem zuerst alle Bestimmung als ausgelöscht oder durch
die Abstraction weggelassen erscheint, ist die durch die
Vermittlung, nemlich die Aufhebung der Vermittlung
zu ihrer entsprechenden Gleichheit mit sich gekommene
Idee. Die Methode ist der reine Begriff, der sich nur
zu sich selbst verhält; sie ist daher die einfache Be-
ziehung auf sich
, welche Seyn ist. Aber es ist
nun auch erfülltes Seyn, der sich begreiffende
Begriff
, das Seyn als die concrete, eben so

schlecht-

III. Abſchnitt. Idee.
Allgemeinen nach der Weiſe des endlichen Erkennens
das Beſondere, als ein Vorhandenes und in der
Wiſſenſchaft zu erwartendes angibt. Doch gewaͤhrt diß
mehr nicht als ein Bild der Vorſtellung; denn der
wahrhafte Uebergang vom Allgemeinen zum Beſondern
und zu dem an und fuͤr ſich beſtimmten Ganzen, worin
jenes erſte Allgemeine ſelbſt nach ſeiner wahrhaften
Beſtimmung wieder Moment iſt, iſt jener Weiſe der Ein-
theilung fremde, und iſt allein die Vermittlung der
Wiſſenſchaft ſelbſt.

Vermoͤge der aufgezeigten Natur der Methode ſtellt
ſich die Wiſſenſchaft als einen in ſich geſchlungenen
Kreis dar, in deſſen Anfang, den einfachen Grund,
die Vermittlung das Ende zuruͤckſchlingt; dabey iſt die-
ſer Kreis ein Kreis von Kreiſen; denn jedes ein-
zelne Glied, als Beſeeltes der Methode, iſt die Reflexion
in- ſich, die, indem ſie in den Anfang zuruͤckkehrt, zu-
gleich der Anfang eines neuen Gliedes iſt. Bruchſtuͤcke
dieſer Kette ſind die einzelnen Wiſſenſchaften, deren
jede ein Vor und ein Nach hat, — oder genauer ge-
ſprochen, nur das Vor hat, und in ihrem Schluſſe
ſelbſt ihr Nach zeigt.

So iſt denn auch die Logik in der abſoluten Idee
zu dieſer einfachen Einheit zuruͤckgegangen, welche ihr
Anfang iſt; die reine Unmittelbarkeit des Seyns, in
dem zuerſt alle Beſtimmung als ausgeloͤſcht oder durch
die Abſtraction weggelaſſen erſcheint, iſt die durch die
Vermittlung, nemlich die Aufhebung der Vermittlung
zu ihrer entſprechenden Gleichheit mit ſich gekommene
Idee. Die Methode iſt der reine Begriff, der ſich nur
zu ſich ſelbſt verhaͤlt; ſie iſt daher die einfache Be-
ziehung auf ſich
, welche Seyn iſt. Aber es iſt
nun auch erfuͤlltes Seyn, der ſich begreiffende
Begriff
, das Seyn als die concrete, eben ſo

ſchlecht-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0416" n="398"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Ab&#x017F;chnitt. Idee</hi>.</fw><lb/>
Allgemeinen nach der Wei&#x017F;e des endlichen Erkennens<lb/>
das Be&#x017F;ondere, als ein <hi rendition="#g">Vorhandenes</hi> und in der<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft zu erwartendes angibt. Doch gewa&#x0364;hrt diß<lb/>
mehr nicht als ein Bild der <hi rendition="#g">Vor&#x017F;tellung</hi>; denn der<lb/>
wahrhafte Uebergang vom Allgemeinen zum Be&#x017F;ondern<lb/>
und zu dem an und fu&#x0364;r &#x017F;ich be&#x017F;timmten Ganzen, worin<lb/>
jenes er&#x017F;te Allgemeine &#x017F;elb&#x017F;t nach &#x017F;einer wahrhaften<lb/>
Be&#x017F;timmung wieder Moment i&#x017F;t, i&#x017F;t jener Wei&#x017F;e der Ein-<lb/>
theilung fremde, und i&#x017F;t allein die Vermittlung der<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Vermo&#x0364;ge der aufgezeigten Natur der Methode &#x017F;tellt<lb/>
&#x017F;ich die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft als einen in &#x017F;ich ge&#x017F;chlungenen<lb/><hi rendition="#g">Kreis</hi> dar, in de&#x017F;&#x017F;en Anfang, den einfachen Grund,<lb/>
die Vermittlung das Ende zuru&#x0364;ck&#x017F;chlingt; dabey i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;er Kreis ein <hi rendition="#g">Kreis von Krei&#x017F;en</hi>; denn jedes ein-<lb/>
zelne Glied, als Be&#x017F;eeltes der Methode, i&#x017F;t die Reflexion<lb/>
in- &#x017F;ich, die, indem &#x017F;ie in den Anfang zuru&#x0364;ckkehrt, zu-<lb/>
gleich der Anfang eines neuen Gliedes i&#x017F;t. Bruch&#x017F;tu&#x0364;cke<lb/>
die&#x017F;er Kette &#x017F;ind die einzelnen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, deren<lb/>
jede ein <hi rendition="#g">Vor</hi> und ein <hi rendition="#g">Nach</hi> hat, &#x2014; oder genauer ge-<lb/>
&#x017F;prochen, nur das Vor <hi rendition="#g">hat</hi>, und in ihrem Schlu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ihr <hi rendition="#g">Nach zeigt</hi>.</p><lb/>
            <p>So i&#x017F;t denn auch die Logik in der ab&#x017F;oluten Idee<lb/>
zu die&#x017F;er einfachen Einheit zuru&#x0364;ckgegangen, welche ihr<lb/>
Anfang i&#x017F;t; die reine Unmittelbarkeit des Seyns, in<lb/>
dem zuer&#x017F;t alle Be&#x017F;timmung als ausgelo&#x0364;&#x017F;cht oder durch<lb/>
die Ab&#x017F;traction weggela&#x017F;&#x017F;en er&#x017F;cheint, i&#x017F;t die durch die<lb/>
Vermittlung, nemlich die Aufhebung der Vermittlung<lb/>
zu ihrer ent&#x017F;prechenden Gleichheit mit &#x017F;ich gekommene<lb/>
Idee. Die Methode i&#x017F;t der reine Begriff, der &#x017F;ich nur<lb/>
zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verha&#x0364;lt; &#x017F;ie i&#x017F;t daher die <hi rendition="#g">einfache Be-<lb/>
ziehung auf &#x017F;ich</hi>, welche <hi rendition="#g">Seyn</hi> i&#x017F;t. Aber es i&#x017F;t<lb/>
nun auch <hi rendition="#g">erfu&#x0364;lltes</hi> Seyn, der &#x017F;ich <hi rendition="#g">begreiffende<lb/>
Begriff</hi>, das Seyn als die <hi rendition="#g">concrete</hi>, eben &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlecht-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0416] III. Abſchnitt. Idee. Allgemeinen nach der Weiſe des endlichen Erkennens das Beſondere, als ein Vorhandenes und in der Wiſſenſchaft zu erwartendes angibt. Doch gewaͤhrt diß mehr nicht als ein Bild der Vorſtellung; denn der wahrhafte Uebergang vom Allgemeinen zum Beſondern und zu dem an und fuͤr ſich beſtimmten Ganzen, worin jenes erſte Allgemeine ſelbſt nach ſeiner wahrhaften Beſtimmung wieder Moment iſt, iſt jener Weiſe der Ein- theilung fremde, und iſt allein die Vermittlung der Wiſſenſchaft ſelbſt. Vermoͤge der aufgezeigten Natur der Methode ſtellt ſich die Wiſſenſchaft als einen in ſich geſchlungenen Kreis dar, in deſſen Anfang, den einfachen Grund, die Vermittlung das Ende zuruͤckſchlingt; dabey iſt die- ſer Kreis ein Kreis von Kreiſen; denn jedes ein- zelne Glied, als Beſeeltes der Methode, iſt die Reflexion in- ſich, die, indem ſie in den Anfang zuruͤckkehrt, zu- gleich der Anfang eines neuen Gliedes iſt. Bruchſtuͤcke dieſer Kette ſind die einzelnen Wiſſenſchaften, deren jede ein Vor und ein Nach hat, — oder genauer ge- ſprochen, nur das Vor hat, und in ihrem Schluſſe ſelbſt ihr Nach zeigt. So iſt denn auch die Logik in der abſoluten Idee zu dieſer einfachen Einheit zuruͤckgegangen, welche ihr Anfang iſt; die reine Unmittelbarkeit des Seyns, in dem zuerſt alle Beſtimmung als ausgeloͤſcht oder durch die Abſtraction weggelaſſen erſcheint, iſt die durch die Vermittlung, nemlich die Aufhebung der Vermittlung zu ihrer entſprechenden Gleichheit mit ſich gekommene Idee. Die Methode iſt der reine Begriff, der ſich nur zu ſich ſelbſt verhaͤlt; ſie iſt daher die einfache Be- ziehung auf ſich, welche Seyn iſt. Aber es iſt nun auch erfuͤlltes Seyn, der ſich begreiffende Begriff, das Seyn als die concrete, eben ſo ſchlecht-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/416
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/416>, abgerufen am 24.11.2024.