Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Kapitel. Das Erkennen.

Der Schluß der unmittelbaren Realisirung selbst
bedarf hier keiner nähern Ausführung; er ist ganz nur
der oben betrachtete Schluß der äusserlichen Zweck-
mässigkeit
; nur der Inhalt macht den Unterschied
aus. In der äusserlichen als der formellen Zweckmäs-
sigkeit war er ein unbestimmter endlicher Inhalt über-
haupt, hier ist er zwar auch ein endlicher, aber als sol-
cher zugleich absolut geltender. Aber in Ansehung des
Schlußsatzes, des ausgeführten Zwecks, tritt ein weite-
rer Unterschied ein. Der endliche Zweck kommt in sei-
ner Realisirung ebensosehr nur bis zum Mittel;
da er nicht in seinem Anfange schon an und für sich be-
stimmter Zweck ist, bleibt er auch als ausgeführt ein
solches, das nicht an und für sich ist. Ist das Gute
auch wieder als ein Endliches fixirt, und wesentlich
ein solches, so kann es auch, seiner innerlichen Unend-
lichkeit unerachtet, dem Schicksale der Endlichkeit nicht
entgehen; -- ein Schicksal, das in mehrern Formen er-
scheint. Das ausgeführte Gute ist gut durch das, was
es schon im subjectiven Zweck, in seiner Idee ist; die
Ausführung gibt ihm ein äusserliches Daseyn; aber da
diß Daseyn nur bestimmt ist, als die an und für sich
nichtige Aeusserlichkeit, so hat das Gute in ihr nur ein
zufälliges, zerstörbares Daseyn, nicht eine seiner Idee
entsprechende Ausführung erreicht. -- Ferner da es sei-
nem Inhalte nach ein beschränktes ist, so gibt es auch
des Guten mehrerley; das existirende Gute ist nicht nur
der Zerstörung durch äusserliche Zufälligkeit und durch
das Böse unterworfen, sondern durch die Collision und
den Widerstreit des Guten selbst. Von Seiten der ihm
vorausgesetzten, objectiven Welt, in deren Voraussetzung
die Subjectivität und Endlichkeit des Guten besteht, und
die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, ist selbst
die Ausführung des Guten Hindernissen, ja sogar de[r]
Unmöglichkeit ausgesetzt. Das Gute bleibt so ein S[o]l-

len;
II. Kapitel. Das Erkennen.

Der Schluß der unmittelbaren Realiſirung ſelbſt
bedarf hier keiner naͤhern Ausfuͤhrung; er iſt ganz nur
der oben betrachtete Schluß der aͤuſſerlichen Zweck-
maͤſſigkeit
; nur der Inhalt macht den Unterſchied
aus. In der aͤuſſerlichen als der formellen Zweckmaͤſ-
ſigkeit war er ein unbeſtimmter endlicher Inhalt uͤber-
haupt, hier iſt er zwar auch ein endlicher, aber als ſol-
cher zugleich abſolut geltender. Aber in Anſehung des
Schlußſatzes, des ausgefuͤhrten Zwecks, tritt ein weite-
rer Unterſchied ein. Der endliche Zweck kommt in ſei-
ner Realiſirung ebenſoſehr nur bis zum Mittel;
da er nicht in ſeinem Anfange ſchon an und fuͤr ſich be-
ſtimmter Zweck iſt, bleibt er auch als ausgefuͤhrt ein
ſolches, das nicht an und fuͤr ſich iſt. Iſt das Gute
auch wieder als ein Endliches fixirt, und weſentlich
ein ſolches, ſo kann es auch, ſeiner innerlichen Unend-
lichkeit unerachtet, dem Schickſale der Endlichkeit nicht
entgehen; — ein Schickſal, das in mehrern Formen er-
ſcheint. Das ausgefuͤhrte Gute iſt gut durch das, was
es ſchon im ſubjectiven Zweck, in ſeiner Idee iſt; die
Ausfuͤhrung gibt ihm ein aͤuſſerliches Daſeyn; aber da
diß Daſeyn nur beſtimmt iſt, als die an und fuͤr ſich
nichtige Aeuſſerlichkeit, ſo hat das Gute in ihr nur ein
zufaͤlliges, zerſtoͤrbares Daſeyn, nicht eine ſeiner Idee
entſprechende Ausfuͤhrung erreicht. — Ferner da es ſei-
nem Inhalte nach ein beſchraͤnktes iſt, ſo gibt es auch
des Guten mehrerley; das exiſtirende Gute iſt nicht nur
der Zerſtoͤrung durch aͤuſſerliche Zufaͤlligkeit und durch
das Boͤſe unterworfen, ſondern durch die Colliſion und
den Widerſtreit des Guten ſelbſt. Von Seiten der ihm
vorausgeſetzten, objectiven Welt, in deren Vorausſetzung
die Subjectivitaͤt und Endlichkeit des Guten beſteht, und
die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, iſt ſelbſt
die Ausfuͤhrung des Guten Hinderniſſen, ja ſogar de[r]
Unmoͤglichkeit ausgeſetzt. Das Gute bleibt ſo ein S[o]l-

len;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0383" n="365"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Kapitel. Das Erkennen</hi>.</fw><lb/>
              <p>Der Schluß der unmittelbaren <hi rendition="#g">Reali&#x017F;irung</hi> &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
bedarf hier keiner na&#x0364;hern Ausfu&#x0364;hrung; er i&#x017F;t ganz nur<lb/>
der oben betrachtete Schluß der <hi rendition="#g">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Zweck-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit</hi>; nur der Inhalt macht den Unter&#x017F;chied<lb/>
aus. In der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen als der formellen Zweckma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit war er ein unbe&#x017F;timmter endlicher Inhalt u&#x0364;ber-<lb/>
haupt, hier i&#x017F;t er zwar auch ein endlicher, aber als &#x017F;ol-<lb/>
cher zugleich ab&#x017F;olut geltender. Aber in An&#x017F;ehung des<lb/>
Schluß&#x017F;atzes, des ausgefu&#x0364;hrten Zwecks, tritt ein weite-<lb/>
rer Unter&#x017F;chied ein. Der endliche Zweck kommt in &#x017F;ei-<lb/>
ner <hi rendition="#g">Reali&#x017F;irung</hi> eben&#x017F;o&#x017F;ehr nur bis zum <hi rendition="#g">Mittel</hi>;<lb/>
da er nicht in &#x017F;einem Anfange &#x017F;chon an und fu&#x0364;r &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;timmter Zweck i&#x017F;t, bleibt er auch als ausgefu&#x0364;hrt ein<lb/>
&#x017F;olches, das nicht an und fu&#x0364;r &#x017F;ich i&#x017F;t. I&#x017F;t das Gute<lb/>
auch wieder als ein <hi rendition="#g">Endliches</hi> fixirt, und we&#x017F;entlich<lb/>
ein &#x017F;olches, &#x017F;o kann es auch, &#x017F;einer innerlichen Unend-<lb/>
lichkeit unerachtet, dem Schick&#x017F;ale der Endlichkeit nicht<lb/>
entgehen; &#x2014; ein Schick&#x017F;al, das in mehrern Formen er-<lb/>
&#x017F;cheint. Das ausgefu&#x0364;hrte Gute i&#x017F;t gut durch das, was<lb/>
es &#x017F;chon im &#x017F;ubjectiven Zweck, in &#x017F;einer Idee i&#x017F;t; die<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung gibt ihm ein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches Da&#x017F;eyn; aber da<lb/>
diß Da&#x017F;eyn nur be&#x017F;timmt i&#x017F;t, als die an und fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
nichtige Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit, &#x017F;o hat das Gute in ihr nur ein<lb/>
zufa&#x0364;lliges, zer&#x017F;to&#x0364;rbares Da&#x017F;eyn, nicht eine &#x017F;einer Idee<lb/>
ent&#x017F;prechende Ausfu&#x0364;hrung erreicht. &#x2014; Ferner da es &#x017F;ei-<lb/>
nem Inhalte nach ein be&#x017F;chra&#x0364;nktes i&#x017F;t, &#x017F;o gibt es auch<lb/>
des Guten mehrerley; das exi&#x017F;tirende Gute i&#x017F;t nicht nur<lb/>
der Zer&#x017F;to&#x0364;rung durch a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Zufa&#x0364;lligkeit und durch<lb/>
das Bo&#x0364;&#x017F;e unterworfen, &#x017F;ondern durch die Colli&#x017F;ion und<lb/>
den Wider&#x017F;treit des Guten &#x017F;elb&#x017F;t. Von Seiten der ihm<lb/>
vorausge&#x017F;etzten, objectiven Welt, in deren Voraus&#x017F;etzung<lb/>
die Subjectivita&#x0364;t und Endlichkeit des Guten be&#x017F;teht, und<lb/>
die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die Ausfu&#x0364;hrung des Guten Hinderni&#x017F;&#x017F;en, ja &#x017F;ogar de<supplied>r</supplied><lb/>
Unmo&#x0364;glichkeit ausge&#x017F;etzt. Das Gute bleibt &#x017F;o ein <hi rendition="#g">S<supplied>o</supplied>l-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">len</hi>;</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0383] II. Kapitel. Das Erkennen. Der Schluß der unmittelbaren Realiſirung ſelbſt bedarf hier keiner naͤhern Ausfuͤhrung; er iſt ganz nur der oben betrachtete Schluß der aͤuſſerlichen Zweck- maͤſſigkeit; nur der Inhalt macht den Unterſchied aus. In der aͤuſſerlichen als der formellen Zweckmaͤſ- ſigkeit war er ein unbeſtimmter endlicher Inhalt uͤber- haupt, hier iſt er zwar auch ein endlicher, aber als ſol- cher zugleich abſolut geltender. Aber in Anſehung des Schlußſatzes, des ausgefuͤhrten Zwecks, tritt ein weite- rer Unterſchied ein. Der endliche Zweck kommt in ſei- ner Realiſirung ebenſoſehr nur bis zum Mittel; da er nicht in ſeinem Anfange ſchon an und fuͤr ſich be- ſtimmter Zweck iſt, bleibt er auch als ausgefuͤhrt ein ſolches, das nicht an und fuͤr ſich iſt. Iſt das Gute auch wieder als ein Endliches fixirt, und weſentlich ein ſolches, ſo kann es auch, ſeiner innerlichen Unend- lichkeit unerachtet, dem Schickſale der Endlichkeit nicht entgehen; — ein Schickſal, das in mehrern Formen er- ſcheint. Das ausgefuͤhrte Gute iſt gut durch das, was es ſchon im ſubjectiven Zweck, in ſeiner Idee iſt; die Ausfuͤhrung gibt ihm ein aͤuſſerliches Daſeyn; aber da diß Daſeyn nur beſtimmt iſt, als die an und fuͤr ſich nichtige Aeuſſerlichkeit, ſo hat das Gute in ihr nur ein zufaͤlliges, zerſtoͤrbares Daſeyn, nicht eine ſeiner Idee entſprechende Ausfuͤhrung erreicht. — Ferner da es ſei- nem Inhalte nach ein beſchraͤnktes iſt, ſo gibt es auch des Guten mehrerley; das exiſtirende Gute iſt nicht nur der Zerſtoͤrung durch aͤuſſerliche Zufaͤlligkeit und durch das Boͤſe unterworfen, ſondern durch die Colliſion und den Widerſtreit des Guten ſelbſt. Von Seiten der ihm vorausgeſetzten, objectiven Welt, in deren Vorausſetzung die Subjectivitaͤt und Endlichkeit des Guten beſteht, und die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, iſt ſelbſt die Ausfuͤhrung des Guten Hinderniſſen, ja ſogar der Unmoͤglichkeit ausgeſetzt. Das Gute bleibt ſo ein Sol- len;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/383
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/383>, abgerufen am 22.11.2024.