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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

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II. Kapitel. Das Erkennen.
zu befreyen, und mit den einfachen, nothwendigen Be-
dingungen darzustellen; auch sie, wie die Raumfiguren
sind ein anschaubares, aber ihre Anschauung ist so vor-
zubereiten, daß sie zuerst von allen Modificationen durch
Umstände, die ihrer eigenen Bestimmtheit äusserlich sind,
befreyt erscheinen und festgehalten werden. Magnetis-
mus, Electricität, Gasarten u. s. f. sind solche Gegen-
stände, deren Erkenntniß allein dadurch ihre Bestimmt-
heit erhält, daß sie aus den concreten Zuständen, in
denen sie an der Wirklichkeit erscheinen, herausgenom-
men, aufgefaßt werden. Das Experiment stellt sie für
die Anschauung freylich in einem concreten Falle dar;
aber theils muß es um wissenschaftlich zu seyn, nur die
nothwendigen Bedingungen dazu nehmen, theils sich ver-
vielfältigen, um das untrennbare Concrete dieser Be-
dingungen als unwesentlich zu zeigen, dadurch daß sie
in einer andern concreten Gestalt und wieder in ande-
rer erscheinen, hiemit für die Erkenntniß nur ihre ab-
stracte Form übrig bleibt. -- Um noch eines Beyspiels
zu erwähnen, so konnte es als naturgemäß und sinnreich
erscheinen, die Farbe zuerst in der concreten Erschei-
nung des animalischen subjectiven Sinnes, alsdenn ausser
dem Subject als eine gespenstartige, schwebende Erschei-
nung, und endlich in äusserlicher Wirklichkeit an Ob-
jecten fixirt, zu betrachten. Allein für das Erkennen
ist die allgemeine, und hiemit wahrhaft erste Form, die
mittlere unter den genannten, wie die Farbe auf der
Schwebe zwischen der Subjectivität und Objectivität
als das bekannte Spectrum steht, noch ohne alle Ver-
wicklung mit subjectiven und objectiven Umständen. Letz-
tere sind für die reine Betrachtung der Natur die-
ses Gegenstands zunächst nur störend, weil sie als
wirkende Ursachen sich verhalten und es daher unent-
schieden machen, ob die bestimmten Veränderungen, Ueber-
gänge und Verhältnisse der Farbe in deren eigener specifi-

schen
Y 2

II. Kapitel. Das Erkennen.
zu befreyen, und mit den einfachen, nothwendigen Be-
dingungen darzuſtellen; auch ſie, wie die Raumfiguren
ſind ein anſchaubares, aber ihre Anſchauung iſt ſo vor-
zubereiten, daß ſie zuerſt von allen Modificationen durch
Umſtaͤnde, die ihrer eigenen Beſtimmtheit aͤuſſerlich ſind,
befreyt erſcheinen und feſtgehalten werden. Magnetis-
mus, Electricitaͤt, Gasarten u. ſ. f. ſind ſolche Gegen-
ſtaͤnde, deren Erkenntniß allein dadurch ihre Beſtimmt-
heit erhaͤlt, daß ſie aus den concreten Zuſtaͤnden, in
denen ſie an der Wirklichkeit erſcheinen, herausgenom-
men, aufgefaßt werden. Das Experiment ſtellt ſie fuͤr
die Anſchauung freylich in einem concreten Falle dar;
aber theils muß es um wiſſenſchaftlich zu ſeyn, nur die
nothwendigen Bedingungen dazu nehmen, theils ſich ver-
vielfaͤltigen, um das untrennbare Concrete dieſer Be-
dingungen als unweſentlich zu zeigen, dadurch daß ſie
in einer andern concreten Geſtalt und wieder in ande-
rer erſcheinen, hiemit fuͤr die Erkenntniß nur ihre ab-
ſtracte Form uͤbrig bleibt. — Um noch eines Beyſpiels
zu erwaͤhnen, ſo konnte es als naturgemaͤß und ſinnreich
erſcheinen, die Farbe zuerſt in der concreten Erſchei-
nung des animaliſchen ſubjectiven Sinnes, alsdenn auſſer
dem Subject als eine geſpenſtartige, ſchwebende Erſchei-
nung, und endlich in aͤuſſerlicher Wirklichkeit an Ob-
jecten fixirt, zu betrachten. Allein fuͤr das Erkennen
iſt die allgemeine, und hiemit wahrhaft erſte Form, die
mittlere unter den genannten, wie die Farbe auf der
Schwebe zwiſchen der Subjectivitaͤt und Objectivitaͤt
als das bekannte Spectrum ſteht, noch ohne alle Ver-
wicklung mit ſubjectiven und objectiven Umſtaͤnden. Letz-
tere ſind fuͤr die reine Betrachtung der Natur die-
ſes Gegenſtands zunaͤchſt nur ſtoͤrend, weil ſie als
wirkende Urſachen ſich verhalten und es daher unent-
ſchieden machen, ob die beſtimmten Veraͤnderungen, Ueber-
gaͤnge und Verhaͤltniſſe der Farbe in deren eigener ſpecifi-

ſchen
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[339/0357] II. Kapitel. Das Erkennen. zu befreyen, und mit den einfachen, nothwendigen Be- dingungen darzuſtellen; auch ſie, wie die Raumfiguren ſind ein anſchaubares, aber ihre Anſchauung iſt ſo vor- zubereiten, daß ſie zuerſt von allen Modificationen durch Umſtaͤnde, die ihrer eigenen Beſtimmtheit aͤuſſerlich ſind, befreyt erſcheinen und feſtgehalten werden. Magnetis- mus, Electricitaͤt, Gasarten u. ſ. f. ſind ſolche Gegen- ſtaͤnde, deren Erkenntniß allein dadurch ihre Beſtimmt- heit erhaͤlt, daß ſie aus den concreten Zuſtaͤnden, in denen ſie an der Wirklichkeit erſcheinen, herausgenom- men, aufgefaßt werden. Das Experiment ſtellt ſie fuͤr die Anſchauung freylich in einem concreten Falle dar; aber theils muß es um wiſſenſchaftlich zu ſeyn, nur die nothwendigen Bedingungen dazu nehmen, theils ſich ver- vielfaͤltigen, um das untrennbare Concrete dieſer Be- dingungen als unweſentlich zu zeigen, dadurch daß ſie in einer andern concreten Geſtalt und wieder in ande- rer erſcheinen, hiemit fuͤr die Erkenntniß nur ihre ab- ſtracte Form uͤbrig bleibt. — Um noch eines Beyſpiels zu erwaͤhnen, ſo konnte es als naturgemaͤß und ſinnreich erſcheinen, die Farbe zuerſt in der concreten Erſchei- nung des animaliſchen ſubjectiven Sinnes, alsdenn auſſer dem Subject als eine geſpenſtartige, ſchwebende Erſchei- nung, und endlich in aͤuſſerlicher Wirklichkeit an Ob- jecten fixirt, zu betrachten. Allein fuͤr das Erkennen iſt die allgemeine, und hiemit wahrhaft erſte Form, die mittlere unter den genannten, wie die Farbe auf der Schwebe zwiſchen der Subjectivitaͤt und Objectivitaͤt als das bekannte Spectrum ſteht, noch ohne alle Ver- wicklung mit ſubjectiven und objectiven Umſtaͤnden. Letz- tere ſind fuͤr die reine Betrachtung der Natur die- ſes Gegenſtands zunaͤchſt nur ſtoͤrend, weil ſie als wirkende Urſachen ſich verhalten und es daher unent- ſchieden machen, ob die beſtimmten Veraͤnderungen, Ueber- gaͤnge und Verhaͤltniſſe der Farbe in deren eigener ſpecifi- ſchen Y 2

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/357>, abgerufen am 25.11.2024.