meinheit ist daher in einzelner Gestalt wirklich; der Begriff, dessen Realität die Form unmittelbarer Ob- jectivität hat. Das Individuum ist daher an sich zwar Gattung, aber es ist die Gattung nicht für sich; was für es ist, ist nur erst ein anderes lebendiges In- dividuum; der von sich unterschiedene Begriff hat zum Gegenstande, mit dem er identisch ist, nicht sich als Be- griff, sondern einen Begriff, der als Lebendiges zugleich äusserliche Objectivität für ihn hat, eine Form, die da- her unmittelbar gegenseitig ist.
Die Identität mit dem andern, die Allgemeinheit des Individuums ist somit nur erst innerliche oder subjective; es hat daher das Verlangen, dieselbe zu setzen und sich als Allgemeines zu realisiren. Dieser Trieb der Gattung aber kann sich nur realisiren durch Aufheben der noch gegen einander besondern, einzelnen Individualitäten. Zunächst insofern es diese sind, wel- che an sich allgemein die Spannung ihres Verlangens befriedigen, und in ihre Gattungs-Allgemeinheit sich auf- lösen, so ist ihre realisirte Identität die negative Ein- heit der aus der Entzweyung sich in sich reflectirenden Gattung. Sie ist insofern die Individualität des Le- bens selbst, nicht mehr aus seinem Begriffe, sondern aus der wirklichen Idee erzeugt. Zunächst ist sie selbst nur der Begriff, der erst sich zu objectiviren hat, aber der wirkliche Begriff; -- der Keim eines lebendigen Individuums. In ihm ist es für die gemeine Wahrnehmung vorhanden, was der Begriff ist, und daß der subjective Begriff äusserliche Wirklichkeit hat. Denn der Keim des Lebendigen ist die vollständige Concretion der Indivi- dualität, in welcher alle seine verschiedenen Seiten, Ei- genschaften und gegliederte Unterschiede in ihrer gan- zen Bestimmtheit enthalten und die zunächst im-
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I.Kapitel. Das Leben.
meinheit iſt daher in einzelner Geſtalt wirklich; der Begriff, deſſen Realitaͤt die Form unmittelbarer Ob- jectivitaͤt hat. Das Individuum iſt daher an ſich zwar Gattung, aber es iſt die Gattung nicht fuͤr ſich; was fuͤr es iſt, iſt nur erſt ein anderes lebendiges In- dividuum; der von ſich unterſchiedene Begriff hat zum Gegenſtande, mit dem er identiſch iſt, nicht ſich als Be- griff, ſondern einen Begriff, der als Lebendiges zugleich aͤuſſerliche Objectivitaͤt fuͤr ihn hat, eine Form, die da- her unmittelbar gegenſeitig iſt.
Die Identitaͤt mit dem andern, die Allgemeinheit des Individuums iſt ſomit nur erſt innerliche oder ſubjective; es hat daher das Verlangen, dieſelbe zu ſetzen und ſich als Allgemeines zu realiſiren. Dieſer Trieb der Gattung aber kann ſich nur realiſiren durch Aufheben der noch gegen einander beſondern, einzelnen Individualitaͤten. Zunaͤchſt inſofern es dieſe ſind, wel- che an ſich allgemein die Spannung ihres Verlangens befriedigen, und in ihre Gattungs-Allgemeinheit ſich auf- loͤſen, ſo iſt ihre realiſirte Identitaͤt die negative Ein- heit der aus der Entzweyung ſich in ſich reflectirenden Gattung. Sie iſt inſofern die Individualitaͤt des Le- bens ſelbſt, nicht mehr aus ſeinem Begriffe, ſondern aus der wirklichen Idee erzeugt. Zunaͤchſt iſt ſie ſelbſt nur der Begriff, der erſt ſich zu objectiviren hat, aber der wirkliche Begriff; — der Keim eines lebendigen Individuums. In ihm iſt es fuͤr die gemeine Wahrnehmung vorhanden, was der Begriff iſt, und daß der ſubjective Begriff aͤuſſerliche Wirklichkeit hat. Denn der Keim des Lebendigen iſt die vollſtaͤndige Concretion der Indivi- dualitaͤt, in welcher alle ſeine verſchiedenen Seiten, Ei- genſchaften und gegliederte Unterſchiede in ihrer gan- zen Beſtimmtheit enthalten und die zunaͤchſt im-
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I. Kapitel. Das Leben.
meinheit iſt daher in einzelner Geſtalt wirklich;
der Begriff, deſſen Realitaͤt die Form unmittelbarer Ob-
jectivitaͤt hat. Das Individuum iſt daher an ſich
zwar Gattung, aber es iſt die Gattung nicht fuͤr ſich;
was fuͤr es iſt, iſt nur erſt ein anderes lebendiges In-
dividuum; der von ſich unterſchiedene Begriff hat zum
Gegenſtande, mit dem er identiſch iſt, nicht ſich als Be-
griff, ſondern einen Begriff, der als Lebendiges zugleich
aͤuſſerliche Objectivitaͤt fuͤr ihn hat, eine Form, die da-
her unmittelbar gegenſeitig iſt.
Die Identitaͤt mit dem andern, die Allgemeinheit
des Individuums iſt ſomit nur erſt innerliche oder
ſubjective; es hat daher das Verlangen, dieſelbe zu
ſetzen und ſich als Allgemeines zu realiſiren. Dieſer
Trieb der Gattung aber kann ſich nur realiſiren durch
Aufheben der noch gegen einander beſondern, einzelnen
Individualitaͤten. Zunaͤchſt inſofern es dieſe ſind, wel-
che an ſich allgemein die Spannung ihres Verlangens
befriedigen, und in ihre Gattungs-Allgemeinheit ſich auf-
loͤſen, ſo iſt ihre realiſirte Identitaͤt die negative Ein-
heit der aus der Entzweyung ſich in ſich reflectirenden
Gattung. Sie iſt inſofern die Individualitaͤt des Le-
bens ſelbſt, nicht mehr aus ſeinem Begriffe, ſondern aus
der wirklichen Idee erzeugt. Zunaͤchſt iſt ſie
ſelbſt nur der Begriff, der erſt ſich zu objectiviren hat,
aber der wirkliche Begriff; — der Keim eines
lebendigen Individuums. In ihm iſt es fuͤr
die gemeine Wahrnehmung vorhanden, was
der Begriff iſt, und daß der ſubjective Begriff
aͤuſſerliche Wirklichkeit hat. Denn der Keim des
Lebendigen iſt die vollſtaͤndige Concretion der Indivi-
dualitaͤt, in welcher alle ſeine verſchiedenen Seiten, Ei-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/313>, abgerufen am 25.07.2024.
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