lichkeit hat das Lebendige, zunächst als die unmittelbar mit dem Begriff identische Realität; sie hat dieselbe insofern überhaupt von Natur.
Weil nun diese Objectivität Prädicat des Indi- viduums und in die subjective Einheit aufgenommen ist, so kommen ihr nicht die frühern Bestimmungen des Objects, das mechanische oder chemische Verhältniß, noch weni- ger die abstracten Reflexionsverhältnisse von Ganzem und Theilen u. drgl. zu. Als Aeusserlichkeit ist sie sol- cher Verhältnisse zwar fähig, aber insofern ist sie nicht lebendiges Daseyn; wenn das Lebendige, als ein Gan- zes, das aus Theilen besteht, als ein solches, auf wel- ches mechanische oder chemische Ursachen einwirken, als mechanisches oder chemisches Product, es sey bloß als solches oder auch durch einen äusserlichen Zweck be- stimmtes genommen wird, so wird der Begriff ihm als äusserlich, es wird als ein Todtes genommen. Da ihm der Begriff immanent ist, so ist die Zweckmäs- sigkeit des Lebendigen als innre zu fassen; er ist in ihm als bestimmter, von seiner Aeusserlichkeit unterschie- dener, und in seinem Unterscheiden sie durchdringender und mit sich identischer Begriff. Diese Objectivität des Lebendigen ist Organismus; sie ist das Mittel und Werkzeug des Zwecks, vollkommen zweckmässig, da der Begriff ihre Substanz ausmacht; aber eben des- wegen ist diß Mittel und Werkzeug selbst der ausgeführ- te Zweck, in welchem der subjective Zweck insofern un- mittelbar mit sich selbst zusammen geschlossen ist. Nach der Aeusserlichkeit des Organismus ist er ein vielfaches nicht von Theilen, sondern von Gliedern, welche als solche a) nur in der Individualität bestehen; sie sind trennbar, insofern sie äusserliche sind, und an die- ser Aeusserlichkeit gefaßt werden können; aber insofern sie getrennt werden, kehren sie unter die mechanischen
und
III.Abſchnitt. Idee.
lichkeit hat das Lebendige, zunaͤchſt als die unmittelbar mit dem Begriff identiſche Realitaͤt; ſie hat dieſelbe inſofern uͤberhaupt von Natur.
Weil nun dieſe Objectivitaͤt Praͤdicat des Indi- viduums und in die ſubjective Einheit aufgenommen iſt, ſo kommen ihr nicht die fruͤhern Beſtimmungen des Objects, das mechaniſche oder chemiſche Verhaͤltniß, noch weni- ger die abſtracten Reflexionsverhaͤltniſſe von Ganzem und Theilen u. drgl. zu. Als Aeuſſerlichkeit iſt ſie ſol- cher Verhaͤltniſſe zwar faͤhig, aber inſofern iſt ſie nicht lebendiges Daſeyn; wenn das Lebendige, als ein Gan- zes, das aus Theilen beſteht, als ein ſolches, auf wel- ches mechaniſche oder chemiſche Urſachen einwirken, als mechaniſches oder chemiſches Product, es ſey bloß als ſolches oder auch durch einen aͤuſſerlichen Zweck be- ſtimmtes genommen wird, ſo wird der Begriff ihm als aͤuſſerlich, es wird als ein Todtes genommen. Da ihm der Begriff immanent iſt, ſo iſt die Zweckmaͤſ- ſigkeit des Lebendigen als innre zu faſſen; er iſt in ihm als beſtimmter, von ſeiner Aeuſſerlichkeit unterſchie- dener, und in ſeinem Unterſcheiden ſie durchdringender und mit ſich identiſcher Begriff. Dieſe Objectivitaͤt des Lebendigen iſt Organismus; ſie iſt das Mittel und Werkzeug des Zwecks, vollkommen zweckmaͤſſig, da der Begriff ihre Subſtanz ausmacht; aber eben des- wegen iſt diß Mittel und Werkzeug ſelbſt der ausgefuͤhr- te Zweck, in welchem der ſubjective Zweck inſofern un- mittelbar mit ſich ſelbſt zuſammen geſchloſſen iſt. Nach der Aeuſſerlichkeit des Organismus iſt er ein vielfaches nicht von Theilen, ſondern von Gliedern, welche als ſolche a) nur in der Individualitaͤt beſtehen; ſie ſind trennbar, inſofern ſie aͤuſſerliche ſind, und an die- ſer Aeuſſerlichkeit gefaßt werden koͤnnen; aber inſofern ſie getrennt werden, kehren ſie unter die mechaniſchen
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III. Abſchnitt. Idee.
lichkeit hat das Lebendige, zunaͤchſt als die unmittelbar mit
dem Begriff identiſche Realitaͤt; ſie hat dieſelbe inſofern
uͤberhaupt von Natur.
Weil nun dieſe Objectivitaͤt Praͤdicat des Indi-
viduums und in die ſubjective Einheit aufgenommen iſt,
ſo kommen ihr nicht die fruͤhern Beſtimmungen des Objects,
das mechaniſche oder chemiſche Verhaͤltniß, noch weni-
ger die abſtracten Reflexionsverhaͤltniſſe von Ganzem
und Theilen u. drgl. zu. Als Aeuſſerlichkeit iſt ſie ſol-
cher Verhaͤltniſſe zwar faͤhig, aber inſofern iſt ſie nicht
lebendiges Daſeyn; wenn das Lebendige, als ein Gan-
zes, das aus Theilen beſteht, als ein ſolches, auf wel-
ches mechaniſche oder chemiſche Urſachen einwirken, als
mechaniſches oder chemiſches Product, es ſey bloß als
ſolches oder auch durch einen aͤuſſerlichen Zweck be-
ſtimmtes genommen wird, ſo wird der Begriff ihm als
aͤuſſerlich, es wird als ein Todtes genommen. Da
ihm der Begriff immanent iſt, ſo iſt die Zweckmaͤſ-
ſigkeit des Lebendigen als innre zu faſſen; er iſt in
ihm als beſtimmter, von ſeiner Aeuſſerlichkeit unterſchie-
dener, und in ſeinem Unterſcheiden ſie durchdringender
und mit ſich identiſcher Begriff. Dieſe Objectivitaͤt des
Lebendigen iſt Organismus; ſie iſt das Mittel
und Werkzeug des Zwecks, vollkommen zweckmaͤſſig,
da der Begriff ihre Subſtanz ausmacht; aber eben des-
wegen iſt diß Mittel und Werkzeug ſelbſt der ausgefuͤhr-
te Zweck, in welchem der ſubjective Zweck inſofern un-
mittelbar mit ſich ſelbſt zuſammen geſchloſſen iſt. Nach
der Aeuſſerlichkeit des Organismus iſt er ein vielfaches
nicht von Theilen, ſondern von Gliedern, welche
als ſolche a) nur in der Individualitaͤt beſtehen; ſie
ſind trennbar, inſofern ſie aͤuſſerliche ſind, und an die-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/302>, abgerufen am 05.07.2024.
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