Der Begriff ist von dieser Seite zunächst überhaupt als das Dritte zum Seyn und We- sen, zum Unmittelbaren und zur Reflexion anzusehen. Seyn und Wesen sind insofern die Mo- mente seines Werdens; er aber ist ihre Grundlage und Wahrheit, als die Identität, in welcher sie un- tergegangen und enthalten sind. Sie sind in ihm, weil er ihr Resultat ist, enthalten, aber nicht mehr als Seyn und als Wesen; diese Bestimmung haben sie nur, insofern sie noch nicht in diese ihre Einheit zurück- gegangen sind.
Die objective Logik, welche das Seyn und Wesen betrachtet, macht daher eigentlich die geneti- sche Exposition des Begriffes aus. Näher ist die Substanz schon das reale Wesen, oder das Wesen, in so fern es mit dem Seyn vereinigt und in Wirklichkeit getreten ist. Der Begriff hat daher die Substanz zu seiner unmittelbaren Voraussetzung, sie ist das an sich, was er als manifestirtes ist. Die dialektische Bewegung der Substanz durch die Causalität und Wechselwirkung hindurch ist daher die unmittelbare Genesis des Begriffes, durch welche sein Werden dargestellt wird. Aber sein Werden hat, wie das Werden überall, die Bedeutung, daß es die Reflexion des Übergehenden in seinen Grund ist, und daß das zunächst anscheinend Andere, in welches das erstere übergegangen, dessen Wahrheit ausmacht. So ist der Begriff die Wahrheit der Substanz, und indem die bestimmte Verhältnißweise der Substanz die Nothwendigkeit ist, zeigt sich die Freyheit als die Wahrheit der Nothwendigkeit, und als die Verhältnißweise des Begriffs.
Die eigene, nothwendige Fortbestimmung der Sub- stanz, ist das Setzen dessen, was an und für sich
ist;
Vom Begriff
Der Begriff iſt von dieſer Seite zunaͤchſt uͤberhaupt als das Dritte zum Seyn und We- ſen, zum Unmittelbaren und zur Reflexion anzuſehen. Seyn und Weſen ſind inſofern die Mo- mente ſeines Werdens; er aber iſt ihre Grundlage und Wahrheit, als die Identitaͤt, in welcher ſie un- tergegangen und enthalten ſind. Sie ſind in ihm, weil er ihr Reſultat iſt, enthalten, aber nicht mehr als Seyn und als Weſen; dieſe Beſtimmung haben ſie nur, inſofern ſie noch nicht in dieſe ihre Einheit zuruͤck- gegangen ſind.
Die objective Logik, welche das Seyn und Weſen betrachtet, macht daher eigentlich die geneti- ſche Expoſition des Begriffes aus. Naͤher iſt die Subſtanz ſchon das reale Weſen, oder das Weſen, in ſo fern es mit dem Seyn vereinigt und in Wirklichkeit getreten iſt. Der Begriff hat daher die Subſtanz zu ſeiner unmittelbaren Vorausſetzung, ſie iſt das an ſich, was er als manifeſtirtes iſt. Die dialektiſche Bewegung der Subſtanz durch die Cauſalitaͤt und Wechſelwirkung hindurch iſt daher die unmittelbare Geneſis des Begriffes, durch welche ſein Werden dargeſtellt wird. Aber ſein Werden hat, wie das Werden uͤberall, die Bedeutung, daß es die Reflexion des Übergehenden in ſeinen Grund iſt, und daß das zunaͤchſt anſcheinend Andere, in welches das erſtere uͤbergegangen, deſſen Wahrheit ausmacht. So iſt der Begriff die Wahrheit der Subſtanz, und indem die beſtimmte Verhaͤltnißweiſe der Subſtanz die Nothwendigkeit iſt, zeigt ſich die Freyheit als die Wahrheit der Nothwendigkeit, und als die Verhaͤltnißweiſe des Begriffs.
Die eigene, nothwendige Fortbeſtimmung der Sub- ſtanz, iſt das Setzen deſſen, was an und fuͤr ſich
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Vom Begriff
Der Begriff iſt von dieſer Seite zunaͤchſt
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nur, inſofern ſie noch nicht in dieſe ihre Einheit zuruͤck-
gegangen ſind.
Die objective Logik, welche das Seyn und
Weſen betrachtet, macht daher eigentlich die geneti-
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die Subſtanz ſchon das reale Weſen, oder das
Weſen, in ſo fern es mit dem Seyn vereinigt und
in Wirklichkeit getreten iſt. Der Begriff hat daher die
Subſtanz zu ſeiner unmittelbaren Vorausſetzung, ſie iſt
das an ſich, was er als manifeſtirtes iſt. Die
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indem die beſtimmte Verhaͤltnißweiſe der Subſtanz die
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Die eigene, nothwendige Fortbeſtimmung der Sub-
ſtanz, iſt das Setzen deſſen, was an und fuͤr ſich
iſt;
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/20>, abgerufen am 16.02.2025.
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