Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.III. Kapitel. Der Schluß. tavtologischen Formirung von Sätzen macht. -- ImSatze: die Rose ist roth, soll das Prädicat nicht das allgemeine Roth, sondern nur das bestimmte Roth der Rose bedeuten; im Satze: alle Christen sind Men- schen, soll das Prädicat nur diejenigen Menschen bedeu- ten, welche Christen sind; aus diesem und dem Satze: die Juden sind keine Christen, folgt dann der Schluß- satz, der diesen syllogistischen Calcul bey Mendelssohn nicht gut empfohlen hat: Also sind die Juden kei- ne Menschen, (nemlich diejenigen Menschen nicht, welche die Christen sind). -- Ploucquet gibt als eine Folge seiner Erfindung an, posse etiam rudes me- chanice totam logicam doceri, uti pueri arith- meticam docentur, ita quidem, ut nulla formidine in ra- tiociniis suis errandi torqueri, vel fallaciis circumveniri possint, si in calculo non errant. -- Diese Empfehlung, daß Ungebildeten durch den Calcul mechanisch die ganze Logik beygebracht werden könne, ist wohl das schlimmste, was von einer Erfindung über die Darstel- lung der logischen Wissenschaft gesagt werden kann. B. Der Schluß der Reflexion. Der Verlauf des qualitativen Schlusses, hat das für
III. Kapitel. Der Schluß. tavtologiſchen Formirung von Saͤtzen macht. — ImSatze: die Roſe iſt roth, ſoll das Praͤdicat nicht das allgemeine Roth, ſondern nur das beſtimmte Roth der Roſe bedeuten; im Satze: alle Chriſten ſind Men- ſchen, ſoll das Praͤdicat nur diejenigen Menſchen bedeu- ten, welche Chriſten ſind; aus dieſem und dem Satze: die Juden ſind keine Chriſten, folgt dann der Schluß- ſatz, der dieſen ſyllogiſtiſchen Calcul bey Mendelsſohn nicht gut empfohlen hat: Alſo ſind die Juden kei- ne Menſchen, (nemlich diejenigen Menſchen nicht, welche die Chriſten ſind). — Ploucquet gibt als eine Folge ſeiner Erfindung an, poſſe etiam rudes me- chanice totam logicam doceri, uti pueri arith- meticam docentur, ita quidem, ut nulla formidine in ra- tiociniis ſuis errandi torqueri, vel fallaciis circumveniri poſſint, ſi in calculo non errant. — Dieſe Empfehlung, daß Ungebildeten durch den Calcul mechaniſch die ganze Logik beygebracht werden koͤnne, iſt wohl das ſchlimmſte, was von einer Erfindung uͤber die Darſtel- lung der logiſchen Wiſſenſchaft geſagt werden kann. B. Der Schluß der Reflexion. Der Verlauf des qualitativen Schluſſes, hat das fuͤr
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III. Kapitel. Der Schluß.
tavtologiſchen Formirung von Saͤtzen macht. — Im
Satze: die Roſe iſt roth, ſoll das Praͤdicat nicht
das allgemeine Roth, ſondern nur das beſtimmte Roth
der Roſe bedeuten; im Satze: alle Chriſten ſind Men-
ſchen, ſoll das Praͤdicat nur diejenigen Menſchen bedeu-
ten, welche Chriſten ſind; aus dieſem und dem Satze:
die Juden ſind keine Chriſten, folgt dann der Schluß-
ſatz, der dieſen ſyllogiſtiſchen Calcul bey Mendelsſohn
nicht gut empfohlen hat: Alſo ſind die Juden kei-
ne Menſchen, (nemlich diejenigen Menſchen nicht,
welche die Chriſten ſind). — Ploucquet gibt als eine
Folge ſeiner Erfindung an, poſſe etiam rudes me-
chanice totam logicam doceri, uti pueri arith-
meticam docentur, ita quidem, ut nulla formidine in ra-
tiociniis ſuis errandi torqueri, vel fallaciis circumveniri
poſſint, ſi in calculo non errant. — Dieſe Empfehlung,
daß Ungebildeten durch den Calcul mechaniſch die
ganze Logik beygebracht werden koͤnne, iſt wohl das
ſchlimmſte, was von einer Erfindung uͤber die Darſtel-
lung der logiſchen Wiſſenſchaft geſagt werden kann.
B.
Der Schluß der Reflexion.
Der Verlauf des qualitativen Schluſſes, hat das
Abſtracte der Beſtimmungen deſſelben aufgehoben;
der Terminus hat ſich dadurch als eine ſolche Beſtimmt-
heit geſetzt, in welcher auch die andre ſcheint. Auſſer
den abſtracten Terminis iſt im Schluſſe auch die Be-
ziehung derſelben vorhanden, und im Schlußſatz iſt
ſie als eine vermittelte und nothwendige geſetzt; daher iſt
jede Beſtimmtheit in Wahrheit nicht als eine einzelne
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