Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wirklichkeit.
aufzuheben, und durch die Entfernung desselben in
sich zurükzukehren, -- somit insofern nicht in seinem
Gesetztseyn
identisch mit sich zu seyn, sondern nur
seine abstracte Ursprünglichkeit wiederherzu-
stellen. -- -- Oder der Regen ist Ursache der Nässe,
welche dasselbe Wasser ist als jener. Dieses Wasser hat
die Bestimmung, Regen und Ursache zu seyn, dadurch
daß sie von einem andern in ihm gesetzt ist; -- eine an-
dere Kraft oder was es sey, hat es in die Luft erhoben
und in eine Masse zusammengebracht, deren Schwere es
fallen macht. Seine Entfernung von der Erde, ist eine
seiner ursprünglichen Identität mit sich, der Schwere,
fremde Bestimmung; seine Ursachlichkeit besteht darin die-
selbe zu entfernen, und jene Identität wieder herzustel-
len, damit aber auch seine Causalität aufzuheben.

Die itzt betrachtete zweyte Bestimmtheit der
Causalität geht die Form an; diß Verhältniß ist die
Causalität als sich selbst äusserlich
, als die
Ursprünglichkeit, welche eben so sehr an ihr selbst
Gesetztseyn oder Wirkung ist. Diese Vereini-
gung der entgegengesetzten Bestimmungen als im seyen-
den
Substrat macht den unendlichen Regreß von
Ursachen zu Ursachen aus. -- Es wird von der Wirkung
angefangen; sie hat als solche eine Ursache, diese hat
wieder eine Ursache und so fort. Warum hat die Ursache
wieder eine Ursache? das heißt, warum wird dieselbe
Seite
, die vorher als Ursache bestimmt war, nun-
mehr als Wirkung bestimmt und damit nach einer
neuen Ursache gefragt? -- Aus dem Grunde, weil die
Ursache ein endliches, bestimmtes überhaupt ist;
bestimmt als Ein Moment der Form gegen die Wir-
kung; so hat sie ihre Bestimmtheit oder Negation ausser
ihr; eben damit aber ist sie selbst endlich, hat ihre
Bestimmtheit an ihr
, und ist somit Gesetzt-

seyn

Die Wirklichkeit.
aufzuheben, und durch die Entfernung deſſelben in
ſich zuruͤkzukehren, — ſomit inſofern nicht in ſeinem
Geſetztſeyn
identiſch mit ſich zu ſeyn, ſondern nur
ſeine abſtracte Urſpruͤnglichkeit wiederherzu-
ſtellen. — — Oder der Regen iſt Urſache der Naͤſſe,
welche daſſelbe Waſſer iſt als jener. Dieſes Waſſer hat
die Beſtimmung, Regen und Urſache zu ſeyn, dadurch
daß ſie von einem andern in ihm geſetzt iſt; — eine an-
dere Kraft oder was es ſey, hat es in die Luft erhoben
und in eine Maſſe zuſammengebracht, deren Schwere es
fallen macht. Seine Entfernung von der Erde, iſt eine
ſeiner urſpruͤnglichen Identitaͤt mit ſich, der Schwere,
fremde Beſtimmung; ſeine Urſachlichkeit beſteht darin die-
ſelbe zu entfernen, und jene Identitaͤt wieder herzuſtel-
len, damit aber auch ſeine Cauſalitaͤt aufzuheben.

Die itzt betrachtete zweyte Beſtimmtheit der
Cauſalitaͤt geht die Form an; diß Verhaͤltniß iſt die
Cauſalitaͤt als ſich ſelbſt aͤuſſerlich
, als die
Urſpruͤnglichkeit, welche eben ſo ſehr an ihr ſelbſt
Geſetztſeyn oder Wirkung iſt. Dieſe Vereini-
gung der entgegengeſetzten Beſtimmungen als im ſeyen-
den
Subſtrat macht den unendlichen Regreß von
Urſachen zu Urſachen aus. — Es wird von der Wirkung
angefangen; ſie hat als ſolche eine Urſache, dieſe hat
wieder eine Urſache und ſo fort. Warum hat die Urſache
wieder eine Urſache? das heißt, warum wird dieſelbe
Seite
, die vorher als Urſache beſtimmt war, nun-
mehr als Wirkung beſtimmt und damit nach einer
neuen Urſache gefragt? — Aus dem Grunde, weil die
Urſache ein endliches, beſtimmtes uͤberhaupt iſt;
beſtimmt als Ein Moment der Form gegen die Wir-
kung; ſo hat ſie ihre Beſtimmtheit oder Negation auſſer
ihr; eben damit aber iſt ſie ſelbſt endlich, hat ihre
Beſtimmtheit an ihr
, und iſt ſomit Geſetzt-

ſeyn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0283" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Wirklichkeit</hi>.</fw><lb/>
aufzuheben, und durch die <hi rendition="#g">Entfernung</hi> de&#x017F;&#x017F;elben in<lb/>
&#x017F;ich zuru&#x0364;kzukehren, &#x2014; &#x017F;omit in&#x017F;ofern <hi rendition="#g">nicht in &#x017F;einem<lb/>
Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn</hi> identi&#x017F;ch mit &#x017F;ich zu &#x017F;eyn, &#x017F;ondern nur<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;eine ab&#x017F;tracte Ur&#x017F;pru&#x0364;nglichkeit</hi> wiederherzu-<lb/>
&#x017F;tellen. &#x2014; &#x2014; Oder der Regen i&#x017F;t Ur&#x017F;ache der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
welche da&#x017F;&#x017F;elbe Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t als jener. Die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er hat<lb/>
die Be&#x017F;timmung, Regen und Ur&#x017F;ache zu &#x017F;eyn, dadurch<lb/>
daß &#x017F;ie von einem andern in ihm ge&#x017F;etzt i&#x017F;t; &#x2014; eine an-<lb/>
dere Kraft oder was es &#x017F;ey, hat es in die Luft erhoben<lb/>
und in eine Ma&#x017F;&#x017F;e zu&#x017F;ammengebracht, deren Schwere es<lb/>
fallen macht. Seine Entfernung von der Erde, i&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;einer ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Identita&#x0364;t mit &#x017F;ich, der Schwere,<lb/>
fremde Be&#x017F;timmung; &#x017F;eine Ur&#x017F;achlichkeit be&#x017F;teht darin die-<lb/>
&#x017F;elbe zu entfernen, und jene Identita&#x0364;t wieder herzu&#x017F;tel-<lb/>
len, damit aber auch &#x017F;eine Cau&#x017F;alita&#x0364;t aufzuheben.</p><lb/>
                  <p>Die itzt betrachtete <hi rendition="#g">zweyte Be&#x017F;timmtheit</hi> der<lb/>
Cau&#x017F;alita&#x0364;t geht <hi rendition="#g">die Form</hi> an; diß Verha&#x0364;ltniß i&#x017F;t <hi rendition="#g">die<lb/>
Cau&#x017F;alita&#x0364;t als &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich</hi>, als die<lb/><hi rendition="#g">Ur&#x017F;pru&#x0364;nglichkeit</hi>, welche eben &#x017F;o &#x017F;ehr an ihr &#x017F;elb&#x017F;t<lb/><hi rendition="#g">Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn</hi> oder <hi rendition="#g">Wirkung</hi> i&#x017F;t. Die&#x017F;e Vereini-<lb/>
gung der entgegenge&#x017F;etzten Be&#x017F;timmungen als <hi rendition="#g">im &#x017F;eyen-<lb/>
den</hi> Sub&#x017F;trat macht den <hi rendition="#g">unendlichen Regreß</hi> von<lb/>
Ur&#x017F;achen zu Ur&#x017F;achen aus. &#x2014; Es wird von der Wirkung<lb/>
angefangen; &#x017F;ie hat als &#x017F;olche eine Ur&#x017F;ache, die&#x017F;e hat<lb/>
wieder eine Ur&#x017F;ache und &#x017F;o fort. Warum hat die Ur&#x017F;ache<lb/>
wieder eine Ur&#x017F;ache? das heißt, warum wird <hi rendition="#g">die&#x017F;elbe<lb/>
Seite</hi>, die vorher <hi rendition="#g">als Ur&#x017F;ache</hi> be&#x017F;timmt war, nun-<lb/>
mehr als <hi rendition="#g">Wirkung</hi> be&#x017F;timmt und damit nach einer<lb/>
neuen Ur&#x017F;ache gefragt? &#x2014; Aus dem Grunde, weil die<lb/>
Ur&#x017F;ache ein <hi rendition="#g">endliches, be&#x017F;timmtes</hi> u&#x0364;berhaupt i&#x017F;t;<lb/>
be&#x017F;timmt als <hi rendition="#g">Ein</hi> Moment der Form gegen die Wir-<lb/>
kung; &#x017F;o hat &#x017F;ie ihre Be&#x017F;timmtheit oder Negation au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ihr; eben damit aber i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#g">endlich</hi>, hat <hi rendition="#g">ihre<lb/>
Be&#x017F;timmtheit an ihr</hi>, und i&#x017F;t &#x017F;omit <hi rendition="#g">Ge&#x017F;etzt-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">&#x017F;eyn</hi></fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0283] Die Wirklichkeit. aufzuheben, und durch die Entfernung deſſelben in ſich zuruͤkzukehren, — ſomit inſofern nicht in ſeinem Geſetztſeyn identiſch mit ſich zu ſeyn, ſondern nur ſeine abſtracte Urſpruͤnglichkeit wiederherzu- ſtellen. — — Oder der Regen iſt Urſache der Naͤſſe, welche daſſelbe Waſſer iſt als jener. Dieſes Waſſer hat die Beſtimmung, Regen und Urſache zu ſeyn, dadurch daß ſie von einem andern in ihm geſetzt iſt; — eine an- dere Kraft oder was es ſey, hat es in die Luft erhoben und in eine Maſſe zuſammengebracht, deren Schwere es fallen macht. Seine Entfernung von der Erde, iſt eine ſeiner urſpruͤnglichen Identitaͤt mit ſich, der Schwere, fremde Beſtimmung; ſeine Urſachlichkeit beſteht darin die- ſelbe zu entfernen, und jene Identitaͤt wieder herzuſtel- len, damit aber auch ſeine Cauſalitaͤt aufzuheben. Die itzt betrachtete zweyte Beſtimmtheit der Cauſalitaͤt geht die Form an; diß Verhaͤltniß iſt die Cauſalitaͤt als ſich ſelbſt aͤuſſerlich, als die Urſpruͤnglichkeit, welche eben ſo ſehr an ihr ſelbſt Geſetztſeyn oder Wirkung iſt. Dieſe Vereini- gung der entgegengeſetzten Beſtimmungen als im ſeyen- den Subſtrat macht den unendlichen Regreß von Urſachen zu Urſachen aus. — Es wird von der Wirkung angefangen; ſie hat als ſolche eine Urſache, dieſe hat wieder eine Urſache und ſo fort. Warum hat die Urſache wieder eine Urſache? das heißt, warum wird dieſelbe Seite, die vorher als Urſache beſtimmt war, nun- mehr als Wirkung beſtimmt und damit nach einer neuen Urſache gefragt? — Aus dem Grunde, weil die Urſache ein endliches, beſtimmtes uͤberhaupt iſt; beſtimmt als Ein Moment der Form gegen die Wir- kung; ſo hat ſie ihre Beſtimmtheit oder Negation auſſer ihr; eben damit aber iſt ſie ſelbſt endlich, hat ihre Beſtimmtheit an ihr, und iſt ſomit Geſetzt- ſeyn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/283
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/283>, abgerufen am 28.11.2024.