Der Uebergang der Eigenschaft in eine Ma- terie oder in einen selbstständigen Stoff ist der be- kannte Uebergang, den an der sinnlichen Materie die Chemie macht, indem sie die Eigenschaften der Far- be, des Geruchs, des Geschmaks u. s. f. als Licht- stoff, Färbestoff, Riechstoff, sauren, bittern u. s. f. Stoff darzustellen sucht oder andere wie den Wärme- stoff, die elektrische, magnetische Materie geradezu nur annimmt, und damit die Eigenschaften in ihrer Wahr- haftigkeit zu handhaben überzeugt ist. -- Eben so geläu- fig ist der Ausdruck, daß die Dinge aus verschiedenen Materien oder Stoffen bestehen. Man hütet sich, diese Materien oder Stoffe Dinge zu nennen; ob man wohl auch einräumen wird, daß z. B. ein Pigment, ein Ding ist; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der Lichtstoff, der Wärmestoff, oder die elektrische Materie u. s. f. Dinge genannt werden. Man unterscheidet die Dinge und ihre Bestandtheile, ohne genau anzugeben, ob diese und in weit sie auch Dinge, oder etwa nur Halbdinge seyen; aber Existirende überhaupt sind sie wenigstens.
Die Nothwendigkeit, von den Eigenschaften zu Ma- terien überzugehen, oder daß die Eigenschaften in Wahr- heit Materien sind, hat sich daraus ergeben, daß sie das Wesentliche und damit das wahrhaft Selbstständige der Dinge sind. -- Zugleich aber macht die Reflexion der Eigenschaft in sich nur die eine Seite der ganzen Reflexion
aus;
Die Erſcheinung.
B. Das Beſtehen des Dings aus Materien.
Der Uebergang der Eigenſchaft in eine Ma- terie oder in einen ſelbſtſtaͤndigen Stoff iſt der be- kannte Uebergang, den an der ſinnlichen Materie die Chemie macht, indem ſie die Eigenſchaften der Far- be, des Geruchs, des Geſchmaks u. ſ. f. als Licht- ſtoff, Faͤrbeſtoff, Riechſtoff, ſauren, bittern u. ſ. f. Stoff darzuſtellen ſucht oder andere wie den Waͤrme- ſtoff, die elektriſche, magnetiſche Materie geradezu nur annimmt, und damit die Eigenſchaften in ihrer Wahr- haftigkeit zu handhaben uͤberzeugt iſt. — Eben ſo gelaͤu- fig iſt der Ausdruck, daß die Dinge aus verſchiedenen Materien oder Stoffen beſtehen. Man huͤtet ſich, dieſe Materien oder Stoffe Dinge zu nennen; ob man wohl auch einraͤumen wird, daß z. B. ein Pigment, ein Ding iſt; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der Lichtſtoff, der Waͤrmeſtoff, oder die elektriſche Materie u. ſ. f. Dinge genannt werden. Man unterſcheidet die Dinge und ihre Beſtandtheile, ohne genau anzugeben, ob dieſe und in weit ſie auch Dinge, oder etwa nur Halbdinge ſeyen; aber Exiſtirende uͤberhaupt ſind ſie wenigſtens.
Die Nothwendigkeit, von den Eigenſchaften zu Ma- terien uͤberzugehen, oder daß die Eigenſchaften in Wahr- heit Materien ſind, hat ſich daraus ergeben, daß ſie das Weſentliche und damit das wahrhaft Selbſtſtaͤndige der Dinge ſind. — Zugleich aber macht die Reflexion der Eigenſchaft in ſich nur die eine Seite der ganzen Reflexion
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Die Erſcheinung.
B.
Das Beſtehen des Dings aus Materien.
Der Uebergang der Eigenſchaft in eine Ma-
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kannte Uebergang, den an der ſinnlichen Materie die
Chemie macht, indem ſie die Eigenſchaften der Far-
be, des Geruchs, des Geſchmaks u. ſ. f. als Licht-
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Stoff darzuſtellen ſucht oder andere wie den Waͤrme-
ſtoff, die elektriſche, magnetiſche Materie geradezu nur
annimmt, und damit die Eigenſchaften in ihrer Wahr-
haftigkeit zu handhaben uͤberzeugt iſt. — Eben ſo gelaͤu-
fig iſt der Ausdruck, daß die Dinge aus verſchiedenen
Materien oder Stoffen beſtehen. Man huͤtet ſich,
dieſe Materien oder Stoffe Dinge zu nennen; ob
man wohl auch einraͤumen wird, daß z. B. ein Pigment,
ein Ding iſt; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der
Lichtſtoff, der Waͤrmeſtoff, oder die elektriſche Materie
u. ſ. f. Dinge genannt werden. Man unterſcheidet die
Dinge und ihre Beſtandtheile, ohne genau anzugeben,
ob dieſe und in weit ſie auch Dinge, oder etwa nur
Halbdinge ſeyen; aber Exiſtirende uͤberhaupt ſind ſie
wenigſtens.
Die Nothwendigkeit, von den Eigenſchaften zu Ma-
terien uͤberzugehen, oder daß die Eigenſchaften in Wahr-
heit Materien ſind, hat ſich daraus ergeben, daß ſie das
Weſentliche und damit das wahrhaft Selbſtſtaͤndige der
Dinge ſind. — Zugleich aber macht die Reflexion der
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/167>, abgerufen am 23.02.2025.
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