1. Der Grund ist das Unmittelbare und das Be- gründete das Vermittelte. Aber er ist setzende Reflexion, als solche macht er sich zum Gesetztseyn, und ist voraus- setzende Reflexion, so bezieht er sich auf sich als auf ein aufgehobenes, auf ein Unmittelbares, wodurch er selbst vermittelt ist. Diese Vermittlung, als Fortgehen vom Unmittelbaren zum Grunde, ist nicht eine äussere Re- flexion, sondern, wie sich ergeben, das eigne Thun des Grundes, oder was dasselbe ist, die Grundbeziehung ist als Reflexion in die Identität mit sich eben so wesentlich sich entäussernde Reflexion. Das Unmittelbare, auf das der Grund sich als auf seine wesentliche Voraussetzung bezieht, ist die Bedingung; der reale Grund ist daher wesentlich bedingt. Die Bestimmtheit, die er ent- hält, ist das Andersseyn seiner selbst.
Die Bedingung ist also erstens ein unmittelba- res, mannichfaltiges Daseyn. Zweytens ist dieses Daseyn bezogen auf ein anderes, auf etwas, das Grund ist, nicht dieses Daseyns, sondern in anderer Rüksicht; denn das Daseyn selbst ist unmittelbar und ohne Grund. Nach jener Beziehung ist es ein Gesetztes; das un- mittelbare Daseyn soll als Bedingung nicht für sich, son- dern für anderes seyn. Aber zugleich ist diß, daß es so für anderes ist, selbst nur ein Gesetztseyn; daß es ein
Gesetz-
Das Weſen.
C. Die Bedingung.
2. Das relativ Unbedingte.
1. Der Grund iſt das Unmittelbare und das Be- gruͤndete das Vermittelte. Aber er iſt ſetzende Reflexion, als ſolche macht er ſich zum Geſetztſeyn, und iſt voraus- ſetzende Reflexion, ſo bezieht er ſich auf ſich als auf ein aufgehobenes, auf ein Unmittelbares, wodurch er ſelbſt vermittelt iſt. Dieſe Vermittlung, als Fortgehen vom Unmittelbaren zum Grunde, iſt nicht eine aͤuſſere Re- flexion, ſondern, wie ſich ergeben, das eigne Thun des Grundes, oder was daſſelbe iſt, die Grundbeziehung iſt als Reflexion in die Identitaͤt mit ſich eben ſo weſentlich ſich entaͤuſſernde Reflexion. Das Unmittelbare, auf das der Grund ſich als auf ſeine weſentliche Vorausſetzung bezieht, iſt die Bedingung; der reale Grund iſt daher weſentlich bedingt. Die Beſtimmtheit, die er ent- haͤlt, iſt das Andersſeyn ſeiner ſelbſt.
Die Bedingung iſt alſo erſtens ein unmittelba- res, mannichfaltiges Daſeyn. Zweytens iſt dieſes Daſeyn bezogen auf ein anderes, auf etwas, das Grund iſt, nicht dieſes Daſeyns, ſondern in anderer Ruͤkſicht; denn das Daſeyn ſelbſt iſt unmittelbar und ohne Grund. Nach jener Beziehung iſt es ein Geſetztes; das un- mittelbare Daſeyn ſoll als Bedingung nicht fuͤr ſich, ſon- dern fuͤr anderes ſeyn. Aber zugleich iſt diß, daß es ſo fuͤr anderes iſt, ſelbſt nur ein Geſetztſeyn; daß es ein
Geſetz-
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Das Weſen.
C.
Die Bedingung.
2.
Das relativ Unbedingte.
1. Der Grund iſt das Unmittelbare und das Be-
gruͤndete das Vermittelte. Aber er iſt ſetzende Reflexion,
als ſolche macht er ſich zum Geſetztſeyn, und iſt voraus-
ſetzende Reflexion, ſo bezieht er ſich auf ſich als auf ein
aufgehobenes, auf ein Unmittelbares, wodurch er ſelbſt
vermittelt iſt. Dieſe Vermittlung, als Fortgehen vom
Unmittelbaren zum Grunde, iſt nicht eine aͤuſſere Re-
flexion, ſondern, wie ſich ergeben, das eigne Thun des
Grundes, oder was daſſelbe iſt, die Grundbeziehung iſt
als Reflexion in die Identitaͤt mit ſich eben ſo weſentlich
ſich entaͤuſſernde Reflexion. Das Unmittelbare, auf das
der Grund ſich als auf ſeine weſentliche Vorausſetzung
bezieht, iſt die Bedingung; der reale Grund iſt
daher weſentlich bedingt. Die Beſtimmtheit, die er ent-
haͤlt, iſt das Andersſeyn ſeiner ſelbſt.
Die Bedingung iſt alſo erſtens ein unmittelba-
res, mannichfaltiges Daſeyn. Zweytens iſt dieſes
Daſeyn bezogen auf ein anderes, auf etwas, das Grund
iſt, nicht dieſes Daſeyns, ſondern in anderer Ruͤkſicht;
denn das Daſeyn ſelbſt iſt unmittelbar und ohne Grund.
Nach jener Beziehung iſt es ein Geſetztes; das un-
mittelbare Daſeyn ſoll als Bedingung nicht fuͤr ſich, ſon-
dern fuͤr anderes ſeyn. Aber zugleich iſt diß, daß es ſo
fuͤr anderes iſt, ſelbſt nur ein Geſetztſeyn; daß es ein
Geſetz-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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