schauung ist, wenn sie das Heilige, Ewige, Gott u. s. w. in sich fassen soll, -- desto mehr sticht diß Innre von dem ab, als was es da ist, von dem ausgesprochenen leeren Seyn, das gegen jenen Inhalt Nichts ist; es hat an seiner Bedeutung und seinem Daseyn, den Unterschied von sich selbst.
Von der andern Seite betrachtet, diß Seyn ohne Beziehung auf Bedeutung, wie es unmittelbar ist und unmittelbar genommen werden soll, gehört es einem Sub- jecte an; es ist ein ausgesprochenes, hat [verlorenes Material - Zeichen fehlt] empirisches Daseyn überhaupt, und gehört damit zum Boden der Schranken und des Negativen. -- Der gesunde Men- schenverstand, wenn er sich gegen die Einheit des Seyns und Nichts sträubt, und zugleich sich auf das, was un- mittelbar vorhanden ist, beruft, wird eben in dieser Er- fahrung selbst nichts als bestimmtes Seyn, Seyn mit einer Schranke oder Negation, -- jene Einheit finden, die er verwirft. So reducirt sich die Behauptung des unmittelbaren Seyns auf eine empirische Existenz, deren Aufzeigen sie nicht verwerfen kann, weil es die Re- flexionslose Unmittelbarkeit ist, an die sie sich halten will.
Dasselbe ist der Fall mit dem Nichts, nur auf entgegengesetzte Weise; es zeigt sich in seiner Unmittel- barkeit genommen als seyend; denn seiner Natur nach ist es dasselbe als das Seyn. Das Nichts wird gedacht, vorgestellt; es wird von ihm gesprochen; es ist also. Das Nichts hat an dem Denken, Vorstellen u. s. f. sein Seyn. Diß Seyn aber ist von ihm unterschieden; es wird daher gesagt, daß das Nichts zwar im Denken, Vorstellen ist, aber daß darum nicht es ist, daß nur Denken oder Vorstellen dieses Seyn ist. Bey diesem Unterscheiden ist aber eben so sehr nicht zu leugnen, daß das Nichts in Beziehung auf ein Seyn steht; aber in
der
E
Qualitaͤt.
ſchauung iſt, wenn ſie das Heilige, Ewige, Gott u. ſ. w. in ſich faſſen ſoll, — deſto mehr ſticht diß Innre von dem ab, als was es da iſt, von dem ausgeſprochenen leeren Seyn, das gegen jenen Inhalt Nichts iſt; es hat an ſeiner Bedeutung und ſeinem Daſeyn, den Unterſchied von ſich ſelbſt.
Von der andern Seite betrachtet, diß Seyn ohne Beziehung auf Bedeutung, wie es unmittelbar iſt und unmittelbar genommen werden ſoll, gehoͤrt es einem Sub- jecte an; es iſt ein ausgeſprochenes, hat [verlorenes Material – Zeichen fehlt] empiriſches Daſeyn uͤberhaupt, und gehoͤrt damit zum Boden der Schranken und des Negativen. — Der geſunde Men- ſchenverſtand, wenn er ſich gegen die Einheit des Seyns und Nichts ſtraͤubt, und zugleich ſich auf das, was un- mittelbar vorhanden iſt, beruft, wird eben in dieſer Er- fahrung ſelbſt nichts als beſtimmtes Seyn, Seyn mit einer Schranke oder Negation, — jene Einheit finden, die er verwirft. So reducirt ſich die Behauptung des unmittelbaren Seyns auf eine empiriſche Exiſtenz, deren Aufzeigen ſie nicht verwerfen kann, weil es die Re- flexionsloſe Unmittelbarkeit iſt, an die ſie ſich halten will.
Daſſelbe iſt der Fall mit dem Nichts, nur auf entgegengeſetzte Weiſe; es zeigt ſich in ſeiner Unmittel- barkeit genommen als ſeyend; denn ſeiner Natur nach iſt es daſſelbe als das Seyn. Das Nichts wird gedacht, vorgeſtellt; es wird von ihm geſprochen; es iſt alſo. Das Nichts hat an dem Denken, Vorſtellen u. ſ. f. ſein Seyn. Diß Seyn aber iſt von ihm unterſchieden; es wird daher geſagt, daß das Nichts zwar im Denken, Vorſtellen iſt, aber daß darum nicht es iſt, daß nur Denken oder Vorſtellen dieſes Seyn iſt. Bey dieſem Unterſcheiden iſt aber eben ſo ſehr nicht zu leugnen, daß das Nichts in Beziehung auf ein Seyn ſteht; aber in
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Qualitaͤt.
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dem ab, als was es da iſt, von dem ausgeſprochenen
leeren Seyn, das gegen jenen Inhalt Nichts iſt; es hat
an ſeiner Bedeutung und ſeinem Daſeyn, den Unterſchied
von ſich ſelbſt.
Von der andern Seite betrachtet, diß Seyn ohne
Beziehung auf Bedeutung, wie es unmittelbar iſt und
unmittelbar genommen werden ſoll, gehoͤrt es einem Sub-
jecte an; es iſt ein ausgeſprochenes, hat _ empiriſches
Daſeyn uͤberhaupt, und gehoͤrt damit zum Boden der
Schranken und des Negativen. — Der geſunde Men-
ſchenverſtand, wenn er ſich gegen die Einheit des Seyns
und Nichts ſtraͤubt, und zugleich ſich auf das, was un-
mittelbar vorhanden iſt, beruft, wird eben in dieſer Er-
fahrung ſelbſt nichts als beſtimmtes Seyn, Seyn mit
einer Schranke oder Negation, — jene Einheit finden,
die er verwirft. So reducirt ſich die Behauptung des
unmittelbaren Seyns auf eine empiriſche Exiſtenz, deren
Aufzeigen ſie nicht verwerfen kann, weil es die Re-
flexionsloſe Unmittelbarkeit iſt, an die ſie ſich halten will.
Daſſelbe iſt der Fall mit dem Nichts, nur auf
entgegengeſetzte Weiſe; es zeigt ſich in ſeiner Unmittel-
barkeit genommen als ſeyend; denn ſeiner Natur nach
iſt es daſſelbe als das Seyn. Das Nichts wird gedacht,
vorgeſtellt; es wird von ihm geſprochen; es iſt alſo.
Das Nichts hat an dem Denken, Vorſtellen u. ſ. f. ſein
Seyn. Diß Seyn aber iſt von ihm unterſchieden; es
wird daher geſagt, daß das Nichts zwar im Denken,
Vorſtellen iſt, aber daß darum nicht es iſt, daß nur
Denken oder Vorſtellen dieſes Seyn iſt. Bey dieſem
Unterſcheiden iſt aber eben ſo ſehr nicht zu leugnen, daß
das Nichts in Beziehung auf ein Seyn ſteht; aber in
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/85>, abgerufen am 25.07.2024.
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