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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

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Das Maaß.
Weil sie die qualitative Bestimmtheit gegen einander ha-
ben, so sind sie schlechthin nicht aus einander zu bringen;
jede hat nur Bedeutung in Rücksicht auf die andere; in-
sofern also eine einen Ueberschuß über die andere hätte,
insofern hätte sie keine Beziehung auf die andere und
wäre nicht vorhanden. -- Bey der Annahme, daß die
eine das einemahl größer sey als die andere, wenn sie
als größere in Beziehung auf die kleinere stünde, tritt
das oben gesagte ein, daß sie absolut das Uebergewicht
erhielte, und die andere verschwände. Es ist eine sehr
einfache Betrachtung, daß wenn z. B. wie vorgegeben
wird, die Centripetalkraft des Körpers, indem er sich
dem Perihelium nähert, zunehmen, die Centrifugalkraft
hingegen um eben so viel abnehmen soll, die letztere nicht
mehr vermag, ihn der erstern zu entreissen, und von sei-
nem Centralkörper wieder zu entfernen; im Gegentheil
da die erstere einmal das Uebergewicht hat, so ist die an-
dere überwältigt, und der Körper wird mit beschleunig-
ter Geschwindigkeit seinem Centralkörper zugeführt. Wie
umgekehrt wenn die Centrifugalkraft an der unendlichen
Nähe des Apheliums die Oberhand hat, es eben so wi-
dersprechend ist, daß sie nun im Aphelium selbst von der
schwächern überwältigt werden sollte. -- Es erhellt,
daß es eine fremde Kraft wäre, welche diese Umkehrung
bewirkte; diß heißt, daß die bald beschleunigte, bald re-
tardirte Geschwindigkeit der Bewegung nicht aus jenen
Factoren erkannt werden könne, welche gerade deswegen
angenommen worden sind, um diesen Unterschied zu er-
klären.

Dasselbe Verhältniß wurde später auf die Attractiv-
und Repulsivkraft angewendet, um die verschiedene
Dichtigkeit der Körper zu begreifen; auch das umgekehrte
Verhältniß der Sensibilität und Irritabilität, hat dazu
dienen sollen, um aus der Verschiedenheit dieser Factoren
des Lebens die verschiedenen Bestimmungen des Ganzen,

der

Das Maaß.
Weil ſie die qualitative Beſtimmtheit gegen einander ha-
ben, ſo ſind ſie ſchlechthin nicht aus einander zu bringen;
jede hat nur Bedeutung in Ruͤckſicht auf die andere; in-
ſofern alſo eine einen Ueberſchuß uͤber die andere haͤtte,
inſofern haͤtte ſie keine Beziehung auf die andere und
waͤre nicht vorhanden. — Bey der Annahme, daß die
eine das einemahl groͤßer ſey als die andere, wenn ſie
als groͤßere in Beziehung auf die kleinere ſtuͤnde, tritt
das oben geſagte ein, daß ſie abſolut das Uebergewicht
erhielte, und die andere verſchwaͤnde. Es iſt eine ſehr
einfache Betrachtung, daß wenn z. B. wie vorgegeben
wird, die Centripetalkraft des Koͤrpers, indem er ſich
dem Perihelium naͤhert, zunehmen, die Centrifugalkraft
hingegen um eben ſo viel abnehmen ſoll, die letztere nicht
mehr vermag, ihn der erſtern zu entreiſſen, und von ſei-
nem Centralkoͤrper wieder zu entfernen; im Gegentheil
da die erſtere einmal das Uebergewicht hat, ſo iſt die an-
dere uͤberwaͤltigt, und der Koͤrper wird mit beſchleunig-
ter Geſchwindigkeit ſeinem Centralkoͤrper zugefuͤhrt. Wie
umgekehrt wenn die Centrifugalkraft an der unendlichen
Naͤhe des Apheliums die Oberhand hat, es eben ſo wi-
derſprechend iſt, daß ſie nun im Aphelium ſelbſt von der
ſchwaͤchern uͤberwaͤltigt werden ſollte. — Es erhellt,
daß es eine fremde Kraft waͤre, welche dieſe Umkehrung
bewirkte; diß heißt, daß die bald beſchleunigte, bald re-
tardirte Geſchwindigkeit der Bewegung nicht aus jenen
Factoren erkannt werden koͤnne, welche gerade deswegen
angenommen worden ſind, um dieſen Unterſchied zu er-
klaͤren.

Daſſelbe Verhaͤltniß wurde ſpaͤter auf die Attractiv-
und Repulſivkraft angewendet, um die verſchiedene
Dichtigkeit der Koͤrper zu begreifen; auch das umgekehrte
Verhaͤltniß der Senſibilitaͤt und Irritabilitaͤt, hat dazu
dienen ſollen, um aus der Verſchiedenheit dieſer Factoren
des Lebens die verſchiedenen Beſtimmungen des Ganzen,

der
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[329/0377] Das Maaß. Weil ſie die qualitative Beſtimmtheit gegen einander ha- ben, ſo ſind ſie ſchlechthin nicht aus einander zu bringen; jede hat nur Bedeutung in Ruͤckſicht auf die andere; in- ſofern alſo eine einen Ueberſchuß uͤber die andere haͤtte, inſofern haͤtte ſie keine Beziehung auf die andere und waͤre nicht vorhanden. — Bey der Annahme, daß die eine das einemahl groͤßer ſey als die andere, wenn ſie als groͤßere in Beziehung auf die kleinere ſtuͤnde, tritt das oben geſagte ein, daß ſie abſolut das Uebergewicht erhielte, und die andere verſchwaͤnde. Es iſt eine ſehr einfache Betrachtung, daß wenn z. B. wie vorgegeben wird, die Centripetalkraft des Koͤrpers, indem er ſich dem Perihelium naͤhert, zunehmen, die Centrifugalkraft hingegen um eben ſo viel abnehmen ſoll, die letztere nicht mehr vermag, ihn der erſtern zu entreiſſen, und von ſei- nem Centralkoͤrper wieder zu entfernen; im Gegentheil da die erſtere einmal das Uebergewicht hat, ſo iſt die an- dere uͤberwaͤltigt, und der Koͤrper wird mit beſchleunig- ter Geſchwindigkeit ſeinem Centralkoͤrper zugefuͤhrt. Wie umgekehrt wenn die Centrifugalkraft an der unendlichen Naͤhe des Apheliums die Oberhand hat, es eben ſo wi- derſprechend iſt, daß ſie nun im Aphelium ſelbſt von der ſchwaͤchern uͤberwaͤltigt werden ſollte. — Es erhellt, daß es eine fremde Kraft waͤre, welche dieſe Umkehrung bewirkte; diß heißt, daß die bald beſchleunigte, bald re- tardirte Geſchwindigkeit der Bewegung nicht aus jenen Factoren erkannt werden koͤnne, welche gerade deswegen angenommen worden ſind, um dieſen Unterſchied zu er- klaͤren. Daſſelbe Verhaͤltniß wurde ſpaͤter auf die Attractiv- und Repulſivkraft angewendet, um die verſchiedene Dichtigkeit der Koͤrper zu begreifen; auch das umgekehrte Verhaͤltniß der Senſibilitaͤt und Irritabilitaͤt, hat dazu dienen ſollen, um aus der Verſchiedenheit dieſer Factoren des Lebens die verſchiedenen Beſtimmungen des Ganzen, der

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/377>, abgerufen am 22.11.2024.