erscheinenden Bewußtseyns ausmachen; aber diese Vor- urtheile, in die Vernunft übergetragen, als ob in ihr dasselbe Verhältniß Statt finde, als ob dieses Verhält- niß an und für sich Wahrheit habe, so sind sie die Irr- thümer, deren durch alle Theile des geistigen und natür- lichen Universums durchgeführte Widerlegung die Philo- sophie ist, oder die vielmehr, weil sie den Eingang in die Philosophie versperren, vor derselben abzulegen sind.
Die ältere Metaphysik hatte in dieser Rüksicht einen höhern Begriff von dem Denken als in der neuern Zeit gäng und gäb geworden ist. Jene legte nemlich zu Grun- de, daß das, was durchs Denken von und an den Din- gen erkannt werde, das allein an ihnen wahrhaft Wahre sey; somit nicht sie in ihrer Unmittelbarkeit, sondern sie erst in die Form des Denkens erhoben, als Gedachte. Diese Metaphysik hielt somit dafür, daß das Denken und die Bestimmungen des Denkens nicht ein den Gegenstän- den fremdes, sondern vielmehr deren Wesen sey, oder daß die Dinge und das Denken derselben, -- (wie auch unsere Sprache eine Verwandschaft derselben ausdrückt, --) an und für sich übereinstimmen, daß das Denken in sei- nen immanenten Bestimmungen, und die wahrhafte Na- tur der Dinge, ein und derselbe Inhalt sey.
Aber nachdem der gemeine Menschenverstand sich der Philosophie bemächtigte, hat er seine Ansicht geltend gemacht, daß die Wahrheit auf sinnlicher Realität be- ruhe, daß die Gedanken nur Gedanken seyen, in dem Sinne, daß erst die finnliche Wahrnehmung ihnen Ge- halt und Realität gebe, daß die Vernunft, insofern sie
an
Einleitung.
erſcheinenden Bewußtſeyns ausmachen; aber dieſe Vor- urtheile, in die Vernunft uͤbergetragen, als ob in ihr daſſelbe Verhaͤltniß Statt finde, als ob dieſes Verhaͤlt- niß an und fuͤr ſich Wahrheit habe, ſo ſind ſie die Irr- thuͤmer, deren durch alle Theile des geiſtigen und natuͤr- lichen Univerſums durchgefuͤhrte Widerlegung die Philo- ſophie iſt, oder die vielmehr, weil ſie den Eingang in die Philoſophie verſperren, vor derſelben abzulegen ſind.
Die aͤltere Metaphyſik hatte in dieſer Ruͤkſicht einen hoͤhern Begriff von dem Denken als in der neuern Zeit gaͤng und gaͤb geworden iſt. Jene legte nemlich zu Grun- de, daß das, was durchs Denken von und an den Din- gen erkannt werde, das allein an ihnen wahrhaft Wahre ſey; ſomit nicht ſie in ihrer Unmittelbarkeit, ſondern ſie erſt in die Form des Denkens erhoben, als Gedachte. Dieſe Metaphyſik hielt ſomit dafuͤr, daß das Denken und die Beſtimmungen des Denkens nicht ein den Gegenſtaͤn- den fremdes, ſondern vielmehr deren Weſen ſey, oder daß die Dinge und das Denken derſelben, — (wie auch unſere Sprache eine Verwandſchaft derſelben ausdruͤckt, —) an und fuͤr ſich uͤbereinſtimmen, daß das Denken in ſei- nen immanenten Beſtimmungen, und die wahrhafte Na- tur der Dinge, ein und derſelbe Inhalt ſey.
Aber nachdem der gemeine Menſchenverſtand ſich der Philoſophie bemaͤchtigte, hat er ſeine Anſicht geltend gemacht, daß die Wahrheit auf ſinnlicher Realitaͤt be- ruhe, daß die Gedanken nur Gedanken ſeyen, in dem Sinne, daß erſt die finnliche Wahrnehmung ihnen Ge- halt und Realitaͤt gebe, daß die Vernunft, inſofern ſie
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[V/0025]
Einleitung.
erſcheinenden Bewußtſeyns ausmachen; aber dieſe Vor-
urtheile, in die Vernunft uͤbergetragen, als ob in ihr
daſſelbe Verhaͤltniß Statt finde, als ob dieſes Verhaͤlt-
niß an und fuͤr ſich Wahrheit habe, ſo ſind ſie die Irr-
thuͤmer, deren durch alle Theile des geiſtigen und natuͤr-
lichen Univerſums durchgefuͤhrte Widerlegung die Philo-
ſophie iſt, oder die vielmehr, weil ſie den Eingang in
die Philoſophie verſperren, vor derſelben abzulegen ſind.
Die aͤltere Metaphyſik hatte in dieſer Ruͤkſicht einen
hoͤhern Begriff von dem Denken als in der neuern Zeit
gaͤng und gaͤb geworden iſt. Jene legte nemlich zu Grun-
de, daß das, was durchs Denken von und an den Din-
gen erkannt werde, das allein an ihnen wahrhaft Wahre
ſey; ſomit nicht ſie in ihrer Unmittelbarkeit, ſondern ſie
erſt in die Form des Denkens erhoben, als Gedachte.
Dieſe Metaphyſik hielt ſomit dafuͤr, daß das Denken und
die Beſtimmungen des Denkens nicht ein den Gegenſtaͤn-
den fremdes, ſondern vielmehr deren Weſen ſey, oder
daß die Dinge und das Denken derſelben, — (wie auch
unſere Sprache eine Verwandſchaft derſelben ausdruͤckt, —)
an und fuͤr ſich uͤbereinſtimmen, daß das Denken in ſei-
nen immanenten Beſtimmungen, und die wahrhafte Na-
tur der Dinge, ein und derſelbe Inhalt ſey.
Aber nachdem der gemeine Menſchenverſtand ſich
der Philoſophie bemaͤchtigte, hat er ſeine Anſicht geltend
gemacht, daß die Wahrheit auf ſinnlicher Realitaͤt be-
ruhe, daß die Gedanken nur Gedanken ſeyen, in dem
Sinne, daß erſt die finnliche Wahrnehmung ihnen Ge-
halt und Realitaͤt gebe, daß die Vernunft, inſofern ſie
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/25>, abgerufen am 25.07.2024.
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