Repulsion die Materie einen Raum erfüllen, somit durch sie der leere Raum, den die Attractivkraft läßt, verschwinden. In der That hebt sie somit, indem sie den leeren Raum aufhebt, die negative Beziehung der Atome oder Eins, d. h. die Repulsion derselben, auf; oder die Repulsion ist als das Gegentheil ihrer selbst ge- setzt.
Zu dieser so eben aufgezeigten Verwischung der Un- terschiede kommt noch die Verwirrung hinzu, daß, wie gleich anfangs bemerkt worden, diese Darstellung der entgegengesetzten Kräfte analytisch ist, und in dem gan- zen Vortrage, die Materie, die erst aus ihren Elemen- ten hergeleitet werden soll, bereits als fertig und con- stituirt vorkommt. In der Definition der Flächen- und der durchdringenden Kraft werden beyde als bewegende Kräfte angenommen, dadurch Materien auf die eine oder die andere Weise sollen wirken können. -- Sie sind also hier als Kräfte dargestellt, nicht durch welche die Materie erst zu Stande käme, sondern wodurch sie, schon fertig, nur bewegt würde. Insofern aber von Kräften die Rede ist, wodurch verschiedene Materien auf einander einwirken und sich bewegen, so ist diß etwas ganz anderes, als die Bestimmung und Beziehung, die sie als die Momente der Materie haben sollten.
Denselben Gegensatz, als Attractiv- und Repulsiv- kraft machen in weiterer Bestimmung Centripetal- und Centrifugalkraft. Diese scheinen einen we- sentlichen Unterschied zu gewähren, indem in ihrer Sphäre Ein Eins, ein Centrum, feststeht, gegen das sich die andern Eins als nicht fürsichseyende verhalten. Insofern sie aber zur Erklärung gebraucht werden -- zu welchem Behuf man sie, wie auch sonst die Repulsiv- und Attractivkraft, in entgegengesetztem quantitativem
Ver-
Qualitaͤt.
Repulſion die Materie einen Raum erfuͤllen, ſomit durch ſie der leere Raum, den die Attractivkraft laͤßt, verſchwinden. In der That hebt ſie ſomit, indem ſie den leeren Raum aufhebt, die negative Beziehung der Atome oder Eins, d. h. die Repulſion derſelben, auf; oder die Repulſion iſt als das Gegentheil ihrer ſelbſt ge- ſetzt.
Zu dieſer ſo eben aufgezeigten Verwiſchung der Un- terſchiede kommt noch die Verwirrung hinzu, daß, wie gleich anfangs bemerkt worden, dieſe Darſtellung der entgegengeſetzten Kraͤfte analytiſch iſt, und in dem gan- zen Vortrage, die Materie, die erſt aus ihren Elemen- ten hergeleitet werden ſoll, bereits als fertig und con- ſtituirt vorkommt. In der Definition der Flaͤchen- und der durchdringenden Kraft werden beyde als bewegende Kraͤfte angenommen, dadurch Materien auf die eine oder die andere Weiſe ſollen wirken koͤnnen. — Sie ſind alſo hier als Kraͤfte dargeſtellt, nicht durch welche die Materie erſt zu Stande kaͤme, ſondern wodurch ſie, ſchon fertig, nur bewegt wuͤrde. Inſofern aber von Kraͤften die Rede iſt, wodurch verſchiedene Materien auf einander einwirken und ſich bewegen, ſo iſt diß etwas ganz anderes, als die Beſtimmung und Beziehung, die ſie als die Momente der Materie haben ſollten.
Denſelben Gegenſatz, als Attractiv- und Repulſiv- kraft machen in weiterer Beſtimmung Centripetal- und Centrifugalkraft. Dieſe ſcheinen einen we- ſentlichen Unterſchied zu gewaͤhren, indem in ihrer Sphaͤre Ein Eins, ein Centrum, feſtſteht, gegen das ſich die andern Eins als nicht fuͤrſichſeyende verhalten. Inſofern ſie aber zur Erklaͤrung gebraucht werden — zu welchem Behuf man ſie, wie auch ſonſt die Repulſiv- und Attractivkraft, in entgegengeſetztem quantitativem
Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0175"n="127"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Qualitaͤt</hi>.</fw><lb/>
Repulſion die Materie einen Raum <hirendition="#g">erfuͤllen</hi>, ſomit<lb/>
durch ſie der leere Raum, den die Attractivkraft laͤßt,<lb/>
verſchwinden. In der That hebt ſie ſomit, indem ſie<lb/>
den leeren Raum aufhebt, die negative Beziehung der<lb/>
Atome oder Eins, d. h. die Repulſion derſelben, auf;<lb/>
oder die Repulſion iſt als das Gegentheil ihrer ſelbſt ge-<lb/>ſetzt.</p><lb/><p>Zu dieſer ſo eben aufgezeigten Verwiſchung der Un-<lb/>
terſchiede kommt noch die Verwirrung hinzu, daß, wie<lb/>
gleich anfangs bemerkt worden, dieſe Darſtellung der<lb/>
entgegengeſetzten Kraͤfte analytiſch iſt, und in dem gan-<lb/>
zen Vortrage, die Materie, die erſt aus ihren Elemen-<lb/>
ten hergeleitet werden ſoll, bereits als fertig und con-<lb/>ſtituirt vorkommt. In der Definition der Flaͤchen- und<lb/>
der durchdringenden Kraft werden beyde als bewegende<lb/>
Kraͤfte angenommen, dadurch <hirendition="#g">Materien</hi> auf die eine<lb/>
oder die andere Weiſe ſollen wirken koͤnnen. — Sie ſind<lb/>
alſo hier als Kraͤfte dargeſtellt, nicht durch welche die<lb/>
Materie erſt zu Stande kaͤme, ſondern wodurch ſie,<lb/>ſchon fertig, nur bewegt wuͤrde. Inſofern aber von<lb/>
Kraͤften die Rede iſt, wodurch verſchiedene Materien auf<lb/>
einander einwirken und ſich bewegen, ſo iſt diß etwas<lb/>
ganz anderes, als die Beſtimmung und Beziehung, die<lb/>ſie als die Momente der Materie haben ſollten.</p><lb/><p>Denſelben Gegenſatz, als Attractiv- und Repulſiv-<lb/>
kraft machen in weiterer Beſtimmung <hirendition="#g">Centripetal-</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Centrifugalkraft</hi>. Dieſe ſcheinen einen we-<lb/>ſentlichen Unterſchied zu gewaͤhren, indem in ihrer<lb/>
Sphaͤre Ein Eins, ein Centrum, feſtſteht, gegen das<lb/>ſich die andern Eins als nicht fuͤrſichſeyende verhalten.<lb/>
Inſofern ſie aber zur Erklaͤrung gebraucht werden — zu<lb/>
welchem Behuf man ſie, wie auch ſonſt die Repulſiv-<lb/>
und Attractivkraft, in entgegengeſetztem quantitativem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ver-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[127/0175]
Qualitaͤt.
Repulſion die Materie einen Raum erfuͤllen, ſomit
durch ſie der leere Raum, den die Attractivkraft laͤßt,
verſchwinden. In der That hebt ſie ſomit, indem ſie
den leeren Raum aufhebt, die negative Beziehung der
Atome oder Eins, d. h. die Repulſion derſelben, auf;
oder die Repulſion iſt als das Gegentheil ihrer ſelbſt ge-
ſetzt.
Zu dieſer ſo eben aufgezeigten Verwiſchung der Un-
terſchiede kommt noch die Verwirrung hinzu, daß, wie
gleich anfangs bemerkt worden, dieſe Darſtellung der
entgegengeſetzten Kraͤfte analytiſch iſt, und in dem gan-
zen Vortrage, die Materie, die erſt aus ihren Elemen-
ten hergeleitet werden ſoll, bereits als fertig und con-
ſtituirt vorkommt. In der Definition der Flaͤchen- und
der durchdringenden Kraft werden beyde als bewegende
Kraͤfte angenommen, dadurch Materien auf die eine
oder die andere Weiſe ſollen wirken koͤnnen. — Sie ſind
alſo hier als Kraͤfte dargeſtellt, nicht durch welche die
Materie erſt zu Stande kaͤme, ſondern wodurch ſie,
ſchon fertig, nur bewegt wuͤrde. Inſofern aber von
Kraͤften die Rede iſt, wodurch verſchiedene Materien auf
einander einwirken und ſich bewegen, ſo iſt diß etwas
ganz anderes, als die Beſtimmung und Beziehung, die
ſie als die Momente der Materie haben ſollten.
Denſelben Gegenſatz, als Attractiv- und Repulſiv-
kraft machen in weiterer Beſtimmung Centripetal-
und Centrifugalkraft. Dieſe ſcheinen einen we-
ſentlichen Unterſchied zu gewaͤhren, indem in ihrer
Sphaͤre Ein Eins, ein Centrum, feſtſteht, gegen das
ſich die andern Eins als nicht fuͤrſichſeyende verhalten.
Inſofern ſie aber zur Erklaͤrung gebraucht werden — zu
welchem Behuf man ſie, wie auch ſonſt die Repulſiv-
und Attractivkraft, in entgegengeſetztem quantitativem
Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/175>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.