so wird die Realität darum vermißt, weil jede dieser Bestimmungen für sich einseitig, sie aber die Totalität ist, welche beyde fodert.
Auch das An-sich hat zum Theil diese Doppelbe- deutung. An-sich ist etwas, insofern es aus dem Seyn- für-Anderes heraus, in sich zurückgekehrt ist. Aber Et- was hat auch eine Bestimmung oder Umstand an sich (hier fällt der Accent auf an) oder an ihm, insofern dieser Umstand äusserlich an ihm, ein Seyn-für-Ande- res ist.
Dieses beydes ist in dem Daseyn oder der Realität vereinigt. Das Daseyn ist sowohl an sich, als es etwas an ihm hat, oder Seyn-für-Anderes ist. Aber daß das Daseyn das, was es an sich ist, auch an ihm hat, und umgekehrt, was es als Seyn-für-Anderes ist, auch an sich ist, -- diß betrift die Identität des Ansichseyns und Seyns-für-Anderes, vornemlich einem Inhalte nach, und ergibt sich formell zum Theil schon in der Sphäre des Daseyns, insofern die Bestim- mung in Beschaffenheit übergeht, aber ausdrück- licher in der Betrachtung des Wesens und des Verhält- nisses der Innerlichkeit und Aeusserlichkeit, und dann am bestimmtesten in der Betrachtung der Idee, als der Einheit des Begriffs und der Wirklichkeit.
Es zeigt sich hier aber schon vorläufig auch der Sinn des Dings-an-sich, das eine sehr einfache Ab- straction ist, aber eine Zeitlang eine sehr wichtige Be- stimmung, so wie, der Satz, daß wir nicht wissen, was die Dinge an sich sind, eine vielgeltende Weisheit war. -- Die Dinge heissen an-sich, insofern von allem Seyn- für-Anderes abstrahirt wird, das heißt überhaupt, in- sofern sie ohne alle Bestimmung, als Nichtse gedacht
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F 2
Qualitaͤt.
ſo wird die Realitaͤt darum vermißt, weil jede dieſer Beſtimmungen fuͤr ſich einſeitig, ſie aber die Totalitaͤt iſt, welche beyde fodert.
Auch das An-ſich hat zum Theil dieſe Doppelbe- deutung. An-ſich iſt etwas, inſofern es aus dem Seyn- fuͤr-Anderes heraus, in ſich zuruͤckgekehrt iſt. Aber Et- was hat auch eine Beſtimmung oder Umſtand an ſich (hier faͤllt der Accent auf an) oder an ihm, inſofern dieſer Umſtand aͤuſſerlich an ihm, ein Seyn-fuͤr-Ande- res iſt.
Dieſes beydes iſt in dem Daſeyn oder der Realitaͤt vereinigt. Das Daſeyn iſt ſowohl an ſich, als es etwas an ihm hat, oder Seyn-fuͤr-Anderes iſt. Aber daß das Daſeyn das, was es an ſich iſt, auch an ihm hat, und umgekehrt, was es als Seyn-fuͤr-Anderes iſt, auch an ſich iſt, — diß betrift die Identitaͤt des Anſichſeyns und Seyns-fuͤr-Anderes, vornemlich einem Inhalte nach, und ergibt ſich formell zum Theil ſchon in der Sphaͤre des Daſeyns, inſofern die Beſtim- mung in Beſchaffenheit uͤbergeht, aber ausdruͤck- licher in der Betrachtung des Weſens und des Verhaͤlt- niſſes der Innerlichkeit und Aeuſſerlichkeit, und dann am beſtimmteſten in der Betrachtung der Idee, als der Einheit des Begriffs und der Wirklichkeit.
Es zeigt ſich hier aber ſchon vorlaͤufig auch der Sinn des Dings-an-ſich, das eine ſehr einfache Ab- ſtraction iſt, aber eine Zeitlang eine ſehr wichtige Be- ſtimmung, ſo wie, der Satz, daß wir nicht wiſſen, was die Dinge an ſich ſind, eine vielgeltende Weisheit war. — Die Dinge heiſſen an-ſich, inſofern von allem Seyn- fuͤr-Anderes abſtrahirt wird, das heißt uͤberhaupt, in- ſofern ſie ohne alle Beſtimmung, als Nichtſe gedacht
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Qualitaͤt.
ſo wird die Realitaͤt darum vermißt, weil jede dieſer
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iſt, welche beyde fodert.
Auch das An-ſich hat zum Theil dieſe Doppelbe-
deutung. An-ſich iſt etwas, inſofern es aus dem Seyn-
fuͤr-Anderes heraus, in ſich zuruͤckgekehrt iſt. Aber Et-
was hat auch eine Beſtimmung oder Umſtand an ſich
(hier faͤllt der Accent auf an) oder an ihm, inſofern
dieſer Umſtand aͤuſſerlich an ihm, ein Seyn-fuͤr-Ande-
res iſt.
Dieſes beydes iſt in dem Daſeyn oder der Realitaͤt
vereinigt. Das Daſeyn iſt ſowohl an ſich, als es etwas
an ihm hat, oder Seyn-fuͤr-Anderes iſt. Aber daß
das Daſeyn das, was es an ſich iſt, auch an ihm
hat, und umgekehrt, was es als Seyn-fuͤr-Anderes
iſt, auch an ſich iſt, — diß betrift die Identitaͤt des
Anſichſeyns und Seyns-fuͤr-Anderes, vornemlich einem
Inhalte nach, und ergibt ſich formell zum Theil ſchon
in der Sphaͤre des Daſeyns, inſofern die Beſtim-
mung in Beſchaffenheit uͤbergeht, aber ausdruͤck-
licher in der Betrachtung des Weſens und des Verhaͤlt-
niſſes der Innerlichkeit und Aeuſſerlichkeit,
und dann am beſtimmteſten in der Betrachtung der Idee,
als der Einheit des Begriffs und der Wirklichkeit.
Es zeigt ſich hier aber ſchon vorlaͤufig auch der
Sinn des Dings-an-ſich, das eine ſehr einfache Ab-
ſtraction iſt, aber eine Zeitlang eine ſehr wichtige Be-
ſtimmung, ſo wie, der Satz, daß wir nicht wiſſen, was
die Dinge an ſich ſind, eine vielgeltende Weisheit war. —
Die Dinge heiſſen an-ſich, inſofern von allem Seyn-
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ſofern ſie ohne alle Beſtimmung, als Nichtſe gedacht
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/103>, abgerufen am 16.02.2025.
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