in sich schliessend, ist wesentlich bestimmtes Seyn, verneintes Seyn, Anderes, -- aber weil es sich in sei- ner Verneinung zugleich auch erhält, nur Seyn-für- Anderes.
2. Als reines Seyn-für-Anderes ist das Daseyn eigentlich nur übergehend in das Andersseyn. Es erhält sich aber auch in seinem Nichtdaseyn, und ist Seyn. Es ist aber nicht nur Seyn überhaupt, sondern im Gegen- satze gegen sein Nichtdaseyn; ein Seyn als Beziehung auf sich gegen seine Beziehung auf Anderes, als Gleich- heit mit sich gegen seine Ungleichheit. Ein solches Seyn ist das Ansichseyn.
3. Seyn-für-Anderes und Ansichseyn machen die zwey Momente des Daseyns aus. Es sind zwey Paare von Bestimmungen, die hier vorkommen: 1) Daseyn und Anderes; 2) Seyn-für-Anderes, und Ansichseyn. Die erstern enthalten die gleichgül- tige, beziehungslose Bestimmung; Daseyn und ein Ande- res fallen auseinander. Aber ihre Wahrheit ist ihre Beziehung; das Seyn-für-Anderes, und das Ansich- seyn sind daher jene Bestimmungen als Momente; als Bestimmungen, welche Beziehungen sind, und in ihrer Einheit, in der Einheit des Daseyns bleiben; oder jedes selbst enthält an ihm zugleich auch sein von ihm verschie- denes Moment.
Es ist oben erinnert worden, daß Seyn und Nichts in ihrer Einheit, welche Daseyn ist, nicht mehr Seyn und Nichts sind, -- denn diß sind sie nur ausser ihrer Einheit; so Seyn und Nichts, in ihrer unruhigen Ein- heit, im Werden, sind Entstehen und Vergehen. -- Seyn im Daseyn, ist Ansichseyn. Denn Seyn ist die Beziehung auf sich, die Gleichheit mit sich, die aber itzt
nicht
Erſtes Buch. I.Abſchnitt.
in ſich ſchlieſſend, iſt weſentlich beſtimmtes Seyn, verneintes Seyn, Anderes, — aber weil es ſich in ſei- ner Verneinung zugleich auch erhaͤlt, nur Seyn-fuͤr- Anderes.
2. Als reines Seyn-fuͤr-Anderes iſt das Daſeyn eigentlich nur uͤbergehend in das Andersſeyn. Es erhaͤlt ſich aber auch in ſeinem Nichtdaſeyn, und iſt Seyn. Es iſt aber nicht nur Seyn uͤberhaupt, ſondern im Gegen- ſatze gegen ſein Nichtdaſeyn; ein Seyn als Beziehung auf ſich gegen ſeine Beziehung auf Anderes, als Gleich- heit mit ſich gegen ſeine Ungleichheit. Ein ſolches Seyn iſt das Anſichſeyn.
3. Seyn-fuͤr-Anderes und Anſichſeyn machen die zwey Momente des Daſeyns aus. Es ſind zwey Paare von Beſtimmungen, die hier vorkommen: 1) Daſeyn und Anderes; 2) Seyn-fuͤr-Anderes, und Anſichſeyn. Die erſtern enthalten die gleichguͤl- tige, beziehungsloſe Beſtimmung; Daſeyn und ein Ande- res fallen auseinander. Aber ihre Wahrheit iſt ihre Beziehung; das Seyn-fuͤr-Anderes, und das Anſich- ſeyn ſind daher jene Beſtimmungen als Momente; als Beſtimmungen, welche Beziehungen ſind, und in ihrer Einheit, in der Einheit des Daſeyns bleiben; oder jedes ſelbſt enthaͤlt an ihm zugleich auch ſein von ihm verſchie- denes Moment.
Es iſt oben erinnert worden, daß Seyn und Nichts in ihrer Einheit, welche Daſeyn iſt, nicht mehr Seyn und Nichts ſind, — denn diß ſind ſie nur auſſer ihrer Einheit; ſo Seyn und Nichts, in ihrer unruhigen Ein- heit, im Werden, ſind Entſtehen und Vergehen. — Seyn im Daſeyn, iſt Anſichſeyn. Denn Seyn iſt die Beziehung auf ſich, die Gleichheit mit ſich, die aber itzt
nicht
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Erſtes Buch. I. Abſchnitt.
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iſt aber nicht nur Seyn uͤberhaupt, ſondern im Gegen-
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auf ſich gegen ſeine Beziehung auf Anderes, als Gleich-
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iſt das Anſichſeyn.
3. Seyn-fuͤr-Anderes und Anſichſeyn machen die
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Daſeyn und Anderes; 2) Seyn-fuͤr-Anderes,
und Anſichſeyn. Die erſtern enthalten die gleichguͤl-
tige, beziehungsloſe Beſtimmung; Daſeyn und ein Ande-
res fallen auseinander. Aber ihre Wahrheit iſt ihre
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ſeyn ſind daher jene Beſtimmungen als Momente; als
Beſtimmungen, welche Beziehungen ſind, und in ihrer
Einheit, in der Einheit des Daſeyns bleiben; oder jedes
ſelbſt enthaͤlt an ihm zugleich auch ſein von ihm verſchie-
denes Moment.
Es iſt oben erinnert worden, daß Seyn und Nichts
in ihrer Einheit, welche Daſeyn iſt, nicht mehr Seyn
und Nichts ſind, — denn diß ſind ſie nur auſſer ihrer
Einheit; ſo Seyn und Nichts, in ihrer unruhigen Ein-
heit, im Werden, ſind Entſtehen und Vergehen. —
Seyn im Daſeyn, iſt Anſichſeyn. Denn Seyn iſt die
Beziehung auf ſich, die Gleichheit mit ſich, die aber itzt
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/100>, abgerufen am 16.02.2025.
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