Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.Erstes Buch. §. 53. tesse royale, ausgedehnt auf den Churfürsten von Hes-sen; 1 bei Herzogen 2 und Fürsten: Durchlaucht, Serenitas, Al- tesse 3 serenissime. Unbestimmter sind die Titulaturen der Staaten- und Bun- dessysteme. 4 Einige Monarchen haben überdies noch besondere Ehren- titel in Betreff ihres kirchlichen Verhältnisses hergebracht. 5 Auch gilt es als Ehrenrecht eines Monarchen, von sich in der Mehrheit: "Wir von Gottes Gnaden" zu spre- chen. 6 Die nähere Anwendung lehrt die Cerimonialpraxis (Vgl. Buch III.). Von Rangerhöhungen gilt das Obige (§. 29.). V. Das Recht auf Haltung eines Hofstaates, 7 theils zur Ver- 1 Vergl. oben S. 34 Not. 2. und S. 50. 2 Nur der Herzog von Savoyen verlangte und erhielt vormals das Prädicat Königliche Hoheit, wegen des Königreichs Cypern. Lettre touchant le titre d'Altesse roiale du Duc de Savoye. a Cologne 1701. Der Herzog zu Holstein-Gottorp erhielt es 1736. Moser, Staatsr. IV, 193. Versuche I, 242. 3 Wegen dieses Prädicats überhaupt: C. F. v. Moser, kl. Schr. VII, 167 f. 4 Der Deutsche Bund heißt im diplomatischen Verkehr: La serenissime Confederation Germanique, der Durchlauchtigste Deutsche Bund. Klü- ber, öffentl. R. §. 144. Auch die Republiken Polen, ohne den König, Ve- nedig und Genua erhielten vormals den Titel: Serenissima Respublica. Moser, Vers. I, 241. 5 Frankreich: Rex Christianissimus, oder Erstgeborner Sohn der Kirche; Spanien seit 1496 Rex Catholicus; England seit 1521 Defen- sor fidei; Polen Rex Orthodoxus; Portugal seit 1748 Rex fidelissimus; Hungarn seit 1758 Rex Apostolicus. Vergl. J. C. Becman, Syntagm. dignitat. I, n. 2 u. 3. Der Pabst selbst nennt sich Servus Servorum Dei. Die Untergebenen dürfen dergleichen nicht gebrauchen. Moser, verm. Schr. Abh. I, 63. 6 So zuerst die Bischöfe seit dem 4. Jahrh.; später mit dem Zusatze et apostolicae Sedis gratia. Seit dem 10. Jahrh. die weltlichen Fürsten. Pfeffinger, Vitr. illustr. I, 4, 9. 7 Diese Prärogative hängt mit dem Recht der Aemterverleihung und mit
dem alten Fürstenherkommen zusammen. Im Mittelalter gab es nur einen Ministerial- dann Feudalhofstaat. Der moderne ist vorzüglich aus dem Bur- gundischen und Französischen seit Louis XIV. hervorgegangen. Näheres über ihn in Fr. C. v. Moser, Hofrecht 1754. C. E. v. Malortie, der Hofmarschal. Hannov. 1842. Erſtes Buch. §. 53. tesse royale, ausgedehnt auf den Churfürſten von Heſ-ſen; 1 bei Herzogen 2 und Fürſten: Durchlaucht, Serenitas, Al- tesse 3 sérénissime. Unbeſtimmter ſind die Titulaturen der Staaten- und Bun- desſyſteme. 4 Einige Monarchen haben überdies noch beſondere Ehren- titel in Betreff ihres kirchlichen Verhältniſſes hergebracht. 5 Auch gilt es als Ehrenrecht eines Monarchen, von ſich in der Mehrheit: „Wir von Gottes Gnaden“ zu ſpre- chen. 6 Die nähere Anwendung lehrt die Cerimonialpraxis (Vgl. Buch III.). Von Rangerhöhungen gilt das Obige (§. 29.). V. Das Recht auf Haltung eines Hofſtaates, 7 theils zur Ver- 1 Vergl. oben S. 34 Not. 2. und S. 50. 2 Nur der Herzog von Savoyen verlangte und erhielt vormals das Prädicat Königliche Hoheit, wegen des Königreichs Cypern. Lettre touchant le titre d’Altesse roïale du Duc de Savoye. à Cologne 1701. Der Herzog zu Holſtein-Gottorp erhielt es 1736. Moſer, Staatsr. IV, 193. Verſuche I, 242. 3 Wegen dieſes Prädicats überhaupt: C. F. v. Moſer, kl. Schr. VII, 167 f. 4 Der Deutſche Bund heißt im diplomatiſchen Verkehr: La sérénissime Confédération Germanique, der Durchlauchtigſte Deutſche Bund. Klü- ber, öffentl. R. §. 144. Auch die Republiken Polen, ohne den König, Ve- nedig und Genua erhielten vormals den Titel: Serenissima Respublica. Moſer, Verſ. I, 241. 5 Frankreich: Rex Christianissimus, oder Erſtgeborner Sohn der Kirche; Spanien ſeit 1496 Rex Catholicus; England ſeit 1521 Defen- sor fidei; Polen Rex Orthodoxus; Portugal ſeit 1748 Rex fidelissimus; Hungarn ſeit 1758 Rex Apostolicus. Vergl. J. C. Becman, Syntagm. dignitat. I, n. 2 u. 3. Der Pabſt ſelbſt nennt ſich Servus Servorum Dei. Die Untergebenen dürfen dergleichen nicht gebrauchen. Moſer, verm. Schr. Abh. I, 63. 6 So zuerſt die Biſchöfe ſeit dem 4. Jahrh.; ſpäter mit dem Zuſatze et apostolicae Sedis gratia. Seit dem 10. Jahrh. die weltlichen Fürſten. Pfeffinger, Vitr. illustr. I, 4, 9. 7 Dieſe Prärogative hängt mit dem Recht der Aemterverleihung und mit
dem alten Fürſtenherkommen zuſammen. Im Mittelalter gab es nur einen Miniſterial- dann Feudalhofſtaat. Der moderne iſt vorzüglich aus dem Bur- gundiſchen und Franzöſiſchen ſeit Louis XIV. hervorgegangen. Näheres über ihn in Fr. C. v. Moſer, Hofrecht 1754. C. E. v. Malortie, der Hofmarſchal. Hannov. 1842. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item> <pb facs="#f0122" n="98"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſtes Buch</hi>. §. 53.</fw><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">tesse royale,</hi> ausgedehnt auf den Churfürſten von Heſ-<lb/> ſen; <note place="foot" n="1">Vergl. oben S. 34 Not. 2. und S. 50.</note><lb/> bei Herzogen <note place="foot" n="2">Nur der Herzog von Savoyen verlangte und erhielt vormals das Prädicat<lb/><hi rendition="#g">Königliche Hoheit</hi>, wegen des Königreichs Cypern. <hi rendition="#aq">Lettre touchant<lb/> le titre d’Altesse roïale du Duc de Savoye. à Cologne</hi> 1701. Der<lb/> Herzog zu Holſtein-Gottorp erhielt es 1736. Moſer, Staatsr. <hi rendition="#aq">IV,</hi> 193.<lb/> Verſuche <hi rendition="#aq">I,</hi> 242.</note> und Fürſten: Durchlaucht, <hi rendition="#aq">Serenitas, Al-<lb/> tesse</hi> <note place="foot" n="3">Wegen dieſes Prädicats überhaupt: C. F. v. Moſer, kl. Schr. <hi rendition="#aq">VII,</hi> 167 f.</note> <hi rendition="#aq">sérénissime.</hi><lb/> Unbeſtimmter ſind die Titulaturen der Staaten- und Bun-<lb/> desſyſteme. <note place="foot" n="4">Der Deutſche Bund heißt im diplomatiſchen Verkehr: <hi rendition="#aq">La sérénissime<lb/> Confédération Germanique,</hi> der Durchlauchtigſte Deutſche Bund. Klü-<lb/> ber, öffentl. R. §. 144. Auch die Republiken Polen, ohne den König, Ve-<lb/> nedig und Genua erhielten vormals den Titel: <hi rendition="#aq">Serenissima Respublica.</hi><lb/> Moſer, Verſ. <hi rendition="#aq">I,</hi> 241.</note><lb/> Einige Monarchen haben überdies noch beſondere Ehren-<lb/> titel in Betreff ihres kirchlichen Verhältniſſes hergebracht. <note place="foot" n="5">Frankreich: <hi rendition="#aq">Rex Christianissimus,</hi> oder <hi rendition="#g">Erſtgeborner Sohn der<lb/> Kirche</hi>; Spanien ſeit 1496 <hi rendition="#aq">Rex Catholicus;</hi> England ſeit 1521 <hi rendition="#aq">Defen-<lb/> sor fidei;</hi> Polen <hi rendition="#aq">Rex Orthodoxus;</hi> Portugal ſeit 1748 <hi rendition="#aq">Rex fidelissimus;</hi><lb/> Hungarn ſeit 1758 <hi rendition="#aq">Rex Apostolicus</hi>. Vergl. <hi rendition="#aq">J. C. Becman, Syntagm.<lb/> dignitat. I, n.</hi> 2 u. 3. Der Pabſt ſelbſt nennt ſich <hi rendition="#aq">Servus Servorum<lb/> Dei.</hi> Die Untergebenen dürfen dergleichen nicht gebrauchen. Moſer, verm.<lb/> Schr. Abh. <hi rendition="#aq">I,</hi> 63.</note><lb/> Auch gilt es als Ehrenrecht eines Monarchen, von ſich in<lb/> der Mehrheit: „<hi rendition="#g">Wir von Gottes Gnaden</hi>“ zu ſpre-<lb/> chen. <note place="foot" n="6">So zuerſt die Biſchöfe ſeit dem 4. Jahrh.; ſpäter mit dem Zuſatze <hi rendition="#aq">et<lb/> apostolicae Sedis gratia</hi>. Seit dem 10. Jahrh. die weltlichen Fürſten.<lb/><hi rendition="#aq">Pfeffinger, Vitr. illustr. I,</hi> 4, 9.</note> Die nähere Anwendung lehrt die Cerimonialpraxis<lb/> (Vgl. Buch <hi rendition="#aq">III.</hi>).<lb/> Von Rangerhöhungen gilt das Obige (§. 29.).</hi> </item><lb/> <item><hi rendition="#aq">V.</hi> Das Recht auf Haltung eines Hofſtaates, <note place="foot" n="7">Dieſe Prärogative hängt mit dem Recht der Aemterverleihung und mit<lb/> dem alten Fürſtenherkommen zuſammen. Im Mittelalter gab es nur einen<lb/> Miniſterial- dann Feudalhofſtaat. Der moderne iſt vorzüglich aus dem Bur-<lb/> gundiſchen und Franzöſiſchen ſeit Louis <hi rendition="#aq">XIV.</hi> hervorgegangen. Näheres<lb/> über ihn in Fr. C. v. Moſer, Hofrecht 1754. C. E. v. Malortie, der<lb/> Hofmarſchal. Hannov. 1842.</note> theils zur Ver-<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0122]
Erſtes Buch. §. 53.
tesse royale, ausgedehnt auf den Churfürſten von Heſ-
ſen; 1
bei Herzogen 2 und Fürſten: Durchlaucht, Serenitas, Al-
tesse 3 sérénissime.
Unbeſtimmter ſind die Titulaturen der Staaten- und Bun-
desſyſteme. 4
Einige Monarchen haben überdies noch beſondere Ehren-
titel in Betreff ihres kirchlichen Verhältniſſes hergebracht. 5
Auch gilt es als Ehrenrecht eines Monarchen, von ſich in
der Mehrheit: „Wir von Gottes Gnaden“ zu ſpre-
chen. 6 Die nähere Anwendung lehrt die Cerimonialpraxis
(Vgl. Buch III.).
Von Rangerhöhungen gilt das Obige (§. 29.).
V. Das Recht auf Haltung eines Hofſtaates, 7 theils zur Ver-
1 Vergl. oben S. 34 Not. 2. und S. 50.
2 Nur der Herzog von Savoyen verlangte und erhielt vormals das Prädicat
Königliche Hoheit, wegen des Königreichs Cypern. Lettre touchant
le titre d’Altesse roïale du Duc de Savoye. à Cologne 1701. Der
Herzog zu Holſtein-Gottorp erhielt es 1736. Moſer, Staatsr. IV, 193.
Verſuche I, 242.
3 Wegen dieſes Prädicats überhaupt: C. F. v. Moſer, kl. Schr. VII, 167 f.
4 Der Deutſche Bund heißt im diplomatiſchen Verkehr: La sérénissime
Confédération Germanique, der Durchlauchtigſte Deutſche Bund. Klü-
ber, öffentl. R. §. 144. Auch die Republiken Polen, ohne den König, Ve-
nedig und Genua erhielten vormals den Titel: Serenissima Respublica.
Moſer, Verſ. I, 241.
5 Frankreich: Rex Christianissimus, oder Erſtgeborner Sohn der
Kirche; Spanien ſeit 1496 Rex Catholicus; England ſeit 1521 Defen-
sor fidei; Polen Rex Orthodoxus; Portugal ſeit 1748 Rex fidelissimus;
Hungarn ſeit 1758 Rex Apostolicus. Vergl. J. C. Becman, Syntagm.
dignitat. I, n. 2 u. 3. Der Pabſt ſelbſt nennt ſich Servus Servorum
Dei. Die Untergebenen dürfen dergleichen nicht gebrauchen. Moſer, verm.
Schr. Abh. I, 63.
6 So zuerſt die Biſchöfe ſeit dem 4. Jahrh.; ſpäter mit dem Zuſatze et
apostolicae Sedis gratia. Seit dem 10. Jahrh. die weltlichen Fürſten.
Pfeffinger, Vitr. illustr. I, 4, 9.
7 Dieſe Prärogative hängt mit dem Recht der Aemterverleihung und mit
dem alten Fürſtenherkommen zuſammen. Im Mittelalter gab es nur einen
Miniſterial- dann Feudalhofſtaat. Der moderne iſt vorzüglich aus dem Bur-
gundiſchen und Franzöſiſchen ſeit Louis XIV. hervorgegangen. Näheres
über ihn in Fr. C. v. Moſer, Hofrecht 1754. C. E. v. Malortie, der
Hofmarſchal. Hannov. 1842.
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