Versuch einer Geschichte des deutschen Bauern- kriegs, von G. Sartorius. Berlin 1795.
5. Die Secularisation von Preußen, das dem deutschen Orden gehörte, gab ein Beyspiel, das auch andre geistliche Fürsten nachahmen konnten. Wenn schon überhaupt die Besorgnisse so groß waren, welche die Einziehung der geistlichen Güter -- von den deutschen Fürsten fast durchgehends mit Uneigennützigkeit zu edlen Zwecken verwendet -- erregten, wie viel größer mußten die seyn, welche der Verlust eines ganzen Landes in Rom erweckte?
Der Hochmeister Albrecht von Brandenburg macht sich zum erblichen Herzog von Preußen, je- doch als Vasall von Polen; 1525.
6. Diese Vorfälle, nebst den harten Aeußerun- gen des seit dem Siege von Pavia so übermächtigen Kaysers führten zu den ersten Verbindungen von beyden Seiten, mehrerer catholischer Stände zu Dessau, und der mächtigsten protestantischen zu Tor- gau. Freylich sollten die Bündnisse nach dem Sinne der Stifter immer nur Schutzbündnisse seyn, nicht aber einen Angriff zur Folge haben. Schwerlich hät- te aber doch, trotz aller Zwischenvorfälle, die den Frieden erhielten, dieser dauern können, hätte man nicht in der Idee eines allgemeinen Concilii zur Beylegung des Streits ein Mittel gefunden,
das
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Verſuch einer Geſchichte des deutſchen Bauern- kriegs, von G. Sartorius. Berlin 1795.
5. Die Seculariſation von Preußen, das dem deutſchen Orden gehoͤrte, gab ein Beyſpiel, das auch andre geiſtliche Fuͤrſten nachahmen konnten. Wenn ſchon uͤberhaupt die Beſorgniſſe ſo groß waren, welche die Einziehung der geiſtlichen Guͤter — von den deutſchen Fuͤrſten faſt durchgehends mit Uneigennuͤtzigkeit zu edlen Zwecken verwendet — erregten, wie viel groͤßer mußten die ſeyn, welche der Verluſt eines ganzen Landes in Rom erweckte?
Der Hochmeiſter Albrecht von Brandenburg macht ſich zum erblichen Herzog von Preußen, je- doch als Vaſall von Polen; 1525.
6. Dieſe Vorfaͤlle, nebſt den harten Aeußerun- gen des ſeit dem Siege von Pavia ſo uͤbermaͤchtigen Kayſers fuͤhrten zu den erſten Verbindungen von beyden Seiten, mehrerer catholiſcher Staͤnde zu Deſſau, und der maͤchtigſten proteſtantiſchen zu Tor- gau. Freylich ſollten die Buͤndniſſe nach dem Sinne der Stifter immer nur Schutzbuͤndniſſe ſeyn, nicht aber einen Angriff zur Folge haben. Schwerlich haͤt- te aber doch, trotz aller Zwiſchenvorfaͤlle, die den Frieden erhielten, dieſer dauern koͤnnen, haͤtte man nicht in der Idee eines allgemeinen Concilii zur Beylegung des Streits ein Mittel gefunden,
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I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Verſuch einer Geſchichte des deutſchen Bauern-
kriegs, von G. Sartorius. Berlin 1795.
5. Die Seculariſation von Preußen,
das dem deutſchen Orden gehoͤrte, gab ein Beyſpiel,
das auch andre geiſtliche Fuͤrſten nachahmen konnten.
Wenn ſchon uͤberhaupt die Beſorgniſſe ſo groß waren,
welche die Einziehung der geiſtlichen Guͤter
— von den deutſchen Fuͤrſten faſt durchgehends mit
Uneigennuͤtzigkeit zu edlen Zwecken verwendet —
erregten, wie viel groͤßer mußten die ſeyn, welche der
Verluſt eines ganzen Landes in Rom erweckte?
Der Hochmeiſter Albrecht von Brandenburg
macht ſich zum erblichen Herzog von Preußen, je-
doch als Vaſall von Polen; 1525.
6. Dieſe Vorfaͤlle, nebſt den harten Aeußerun-
gen des ſeit dem Siege von Pavia ſo uͤbermaͤchtigen
Kayſers fuͤhrten zu den erſten Verbindungen von
beyden Seiten, mehrerer catholiſcher Staͤnde zu
Deſſau, und der maͤchtigſten proteſtantiſchen zu Tor-
gau. Freylich ſollten die Buͤndniſſe nach dem Sinne
der Stifter immer nur Schutzbuͤndniſſe ſeyn, nicht
aber einen Angriff zur Folge haben. Schwerlich haͤt-
te aber doch, trotz aller Zwiſchenvorfaͤlle, die den
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/98>, abgerufen am 22.11.2024.
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