Principat wie in Polen gründen ließ. Doch war Catharina genug Herrin ihrer selbst, ihren Unwil- len zurück zu halten. Sie war zu sehr auf an- dern Seiten beschäftigt.
Die Verlegenheit Friedrich's, als Garant der Schwedi- schen Verfassung gegen Rußland, ward durch Oestreichs Vermittelung gehoben: so wie wiederum seine Vermitte- lung das gute Vernehmen mit Dänemark erhielt, wo sich nach Struensee's Fall 17. Jan. 1772 die verwittwete Königin Juliane Marie vor kurzem des Staatsruders be- mächtigt hatte.
26. Das Schicksal Polens nahte sich auf andre Art seiner Entscheidung! Die Thätigkeit der Barer Conföderation hatte während des Türkenkriegs nicht nachgelassen; sie hatte selbst den Thron für erle- digt erklärt, und es gewagt, den König aus seiner eigenen Residenz entführen zu lassen. Allein die Pfor-1771 3. Nov te hatte genug für sich zu thun; und die wachsende Uebermacht von Rußland schien endlich auch Oest- reich so bedenklich, daß eine weitere Verbreitung des Kriegs zu besorgen war.
Das Oestreichische Cabinet war entschlossen, kein Vor- dringen der Russen über die Donau -- das damalige Project -- zuzugeben. Auch hatte Oestreich den Zipser Comitat, als vormals an Polen verpfändet, vindicirt und besetzen lassen.
27. Unter diesen Umständen reifte -- bey Gelegenheit eines Besuchs des Prinzen Heinrich's von Preußen in Petersburg -- ein Project, auf
Kosten
K k 3
2. Von Cath. II. bis auf d. Verb. mit Joſ. II.
Principat wie in Polen gruͤnden ließ. Doch war Catharina genug Herrin ihrer ſelbſt, ihren Unwil- len zuruͤck zu halten. Sie war zu ſehr auf an- dern Seiten beſchaͤftigt.
Die Verlegenheit Friedrich's, als Garant der Schwedi- ſchen Verfaſſung gegen Rußland, ward durch Oeſtreichs Vermittelung gehoben: ſo wie wiederum ſeine Vermitte- lung das gute Vernehmen mit Daͤnemark erhielt, wo ſich nach Struenſee's Fall 17. Jan. 1772 die verwittwete Koͤnigin Juliane Marie vor kurzem des Staatsruders be- maͤchtigt hatte.
26. Das Schickſal Polens nahte ſich auf andre Art ſeiner Entſcheidung! Die Thaͤtigkeit der Barer Confoͤderation hatte waͤhrend des Tuͤrkenkriegs nicht nachgelaſſen; ſie hatte ſelbſt den Thron fuͤr erle- digt erklaͤrt, und es gewagt, den Koͤnig aus ſeiner eigenen Reſidenz entfuͤhren zu laſſen. Allein die Pfor-1771 3. Nov te hatte genug fuͤr ſich zu thun; und die wachſende Uebermacht von Rußland ſchien endlich auch Oeſt- reich ſo bedenklich, daß eine weitere Verbreitung des Kriegs zu beſorgen war.
Das Oeſtreichiſche Cabinet war entſchloſſen, kein Vor- dringen der Ruſſen uͤber die Donau — das damalige Project — zuzugeben. Auch hatte Oeſtreich den Zipſer Comitat, als vormals an Polen verpfaͤndet, vindicirt und beſetzen laſſen.
27. Unter dieſen Umſtaͤnden reifte — bey Gelegenheit eines Beſuchs des Prinzen Heinrich's von Preußen in Petersburg — ein Project, auf
Koſten
K k 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0555"n="517"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">2. Von Cath. <hirendition="#aq">II.</hi> bis auf d. Verb. mit Joſ. <hirendition="#aq">II.</hi></hi></fw><lb/>
Principat wie in Polen gruͤnden ließ. Doch war<lb/>
Catharina genug Herrin ihrer ſelbſt, ihren Unwil-<lb/>
len zuruͤck zu halten. Sie war zu ſehr auf an-<lb/>
dern Seiten beſchaͤftigt.</p><lb/><p><hirendition="#et">Die Verlegenheit Friedrich's, als Garant der Schwedi-<lb/>ſchen Verfaſſung gegen Rußland, ward durch Oeſtreichs<lb/>
Vermittelung gehoben: ſo wie wiederum ſeine Vermitte-<lb/>
lung das gute Vernehmen mit Daͤnemark erhielt, wo ſich<lb/>
nach <hirendition="#g">Struenſee's Fall</hi> 17. Jan. 1772 die verwittwete<lb/>
Koͤnigin Juliane Marie vor kurzem des Staatsruders be-<lb/>
maͤchtigt hatte.</hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>26. Das Schickſal Polens nahte ſich auf andre<lb/>
Art ſeiner Entſcheidung! Die Thaͤtigkeit der Barer<lb/>
Confoͤderation hatte waͤhrend des Tuͤrkenkriegs nicht<lb/>
nachgelaſſen; ſie hatte ſelbſt den <hirendition="#g">Thron</hi> fuͤr <hirendition="#g">erle-<lb/>
digt</hi> erklaͤrt, und es gewagt, den Koͤnig aus ſeiner<lb/>
eigenen Reſidenz entfuͤhren zu laſſen. Allein die Pfor-<noteplace="right">1771<lb/>
3.<lb/>
Nov</note><lb/>
te hatte genug fuͤr ſich zu thun; und die wachſende<lb/>
Uebermacht von Rußland ſchien endlich auch Oeſt-<lb/>
reich ſo bedenklich, daß eine weitere Verbreitung<lb/>
des Kriegs zu beſorgen war.</p><lb/><p><hirendition="#et">Das Oeſtreichiſche Cabinet war entſchloſſen, kein Vor-<lb/>
dringen der Ruſſen uͤber die Donau — das damalige Project<lb/>— zuzugeben. Auch hatte Oeſtreich den Zipſer Comitat, als<lb/>
vormals an Polen verpfaͤndet, vindicirt und beſetzen laſſen.</hi></p><lb/><p>27. Unter dieſen Umſtaͤnden reifte — bey<lb/>
Gelegenheit eines Beſuchs des Prinzen Heinrich's<lb/>
von Preußen in Petersburg — ein Project, auf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K k 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#g">Koſten</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[517/0555]
2. Von Cath. II. bis auf d. Verb. mit Joſ. II.
Principat wie in Polen gruͤnden ließ. Doch war
Catharina genug Herrin ihrer ſelbſt, ihren Unwil-
len zuruͤck zu halten. Sie war zu ſehr auf an-
dern Seiten beſchaͤftigt.
Die Verlegenheit Friedrich's, als Garant der Schwedi-
ſchen Verfaſſung gegen Rußland, ward durch Oeſtreichs
Vermittelung gehoben: ſo wie wiederum ſeine Vermitte-
lung das gute Vernehmen mit Daͤnemark erhielt, wo ſich
nach Struenſee's Fall 17. Jan. 1772 die verwittwete
Koͤnigin Juliane Marie vor kurzem des Staatsruders be-
maͤchtigt hatte.
26. Das Schickſal Polens nahte ſich auf andre
Art ſeiner Entſcheidung! Die Thaͤtigkeit der Barer
Confoͤderation hatte waͤhrend des Tuͤrkenkriegs nicht
nachgelaſſen; ſie hatte ſelbſt den Thron fuͤr erle-
digt erklaͤrt, und es gewagt, den Koͤnig aus ſeiner
eigenen Reſidenz entfuͤhren zu laſſen. Allein die Pfor-
te hatte genug fuͤr ſich zu thun; und die wachſende
Uebermacht von Rußland ſchien endlich auch Oeſt-
reich ſo bedenklich, daß eine weitere Verbreitung
des Kriegs zu beſorgen war.
1771
3.
Nov
Das Oeſtreichiſche Cabinet war entſchloſſen, kein Vor-
dringen der Ruſſen uͤber die Donau — das damalige Project
— zuzugeben. Auch hatte Oeſtreich den Zipſer Comitat, als
vormals an Polen verpfaͤndet, vindicirt und beſetzen laſſen.
27. Unter dieſen Umſtaͤnden reifte — bey
Gelegenheit eines Beſuchs des Prinzen Heinrich's
von Preußen in Petersburg — ein Project, auf
Koſten
K k 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/555>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.