Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.II. Per. C. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst. aber die Erwartung, daß sie selber sich dadurch sehrbereichern würde, ward bald getäuscht. Es ent- stand ein getheiltes Interesse zwischen ihren Actio- nairs, und zwischen den Directoren und ihren Be- dienten in Indien. Jenen blieb der mäßige Ge- winn des Handels zwischen Indien und Europa; aber sie wollten den bisherigen Handelsdividend be- deutend erhöht wissen durch die jetzigen Territorial- einkünfte; deren Ueberschüsse dagegen diese zu benutzen suchten. Den Bedienten in Indien muß- te man ohnehin die wichtigsten Zweige des Bin- nenhandels überlassen. So kam in dem unglückli- chen Bengalen Alles zusammen, was ein Volk zu Grunde richten kann: eine eben so verkehrte als tyrannische Administration, und die drückendsten Monopole. Die Hauptübel waren: 1. Die Veränderung der Erbpacht Die bey dem damals in England entstandenen Streit er- Con-
II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. aber die Erwartung, daß ſie ſelber ſich dadurch ſehrbereichern wuͤrde, ward bald getaͤuſcht. Es ent- ſtand ein getheiltes Intereſſe zwiſchen ihren Actio- nairs, und zwiſchen den Directoren und ihren Be- dienten in Indien. Jenen blieb der maͤßige Ge- winn des Handels zwiſchen Indien und Europa; aber ſie wollten den bisherigen Handelsdividend be- deutend erhoͤht wiſſen durch die jetzigen Territorial- einkuͤnfte; deren Ueberſchuͤſſe dagegen dieſe zu benutzen ſuchten. Den Bedienten in Indien muß- te man ohnehin die wichtigſten Zweige des Bin- nenhandels uͤberlaſſen. So kam in dem ungluͤckli- chen Bengalen Alles zuſammen, was ein Volk zu Grunde richten kann: eine eben ſo verkehrte als tyranniſche Adminiſtration, und die druͤckendſten Monopole. Die Hauptuͤbel waren: 1. Die Veraͤnderung der Erbpacht Die bey dem damals in England entſtandenen Streit er- Con-
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II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
aber die Erwartung, daß ſie ſelber ſich dadurch ſehr
bereichern wuͤrde, ward bald getaͤuſcht. Es ent-
ſtand ein getheiltes Intereſſe zwiſchen ihren Actio-
nairs, und zwiſchen den Directoren und ihren Be-
dienten in Indien. Jenen blieb der maͤßige Ge-
winn des Handels zwiſchen Indien und Europa;
aber ſie wollten den bisherigen Handelsdividend be-
deutend erhoͤht wiſſen durch die jetzigen Territorial-
einkuͤnfte; deren Ueberſchuͤſſe dagegen dieſe zu
benutzen ſuchten. Den Bedienten in Indien muß-
te man ohnehin die wichtigſten Zweige des Bin-
nenhandels uͤberlaſſen. So kam in dem ungluͤckli-
chen Bengalen Alles zuſammen, was ein Volk zu
Grunde richten kann: eine eben ſo verkehrte als
tyranniſche Adminiſtration, und die druͤckendſten
Monopole.
Die Hauptuͤbel waren: 1. Die Veraͤnderung der Erbpacht
der Zemindars und Ryots (großer und kleiner Paͤchter) in
jaͤhrliche Pacht. In einem Lande, wo faſt aller Landbeſitz
Pachtung iſt, verſchwand damit auf einmal alle Sicherheit
des Beſitzes; und zahlloſe Erpreſſungen traten an ihre Stelle.
2. Die ſchlechte Juſtiz und die Anwendung Brittiſcher Ge-
ſetze. 3. Das 1765 der Regierung bewilligte Monopol des
Salzes, Betels und Opiums, erſter Lebensbeduͤrfniſſe in
Indien. 4. Die jaͤhrliche Wegſchleppung des baaren Geldes
nach England und China. 5. Die durch das ſchlechte Muͤnz-
weſen entſtandene Agiotage. Auch ohne die ſchreckliche Hun-
gersnoth von 1770 und 1771 mußte das Land zu Grunde
geben.
Die bey dem damals in England entſtandenen Streit er-
ſchienenen Hauptſchriften ſind:
Con-
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