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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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2. Veränd. d. einz. Hptst. d. w. Eur.--1786.
besonders in den Rechten und Verhältnissen der
Stände, die dieser so laut forderte, ganz außer
seinem Plan blieben?

31. Die Stärke des Staats, die in der Na-
tion und in der Verwaltung liegt, sah Friedrich blos
in seiner Armee, in Verbindung mit seinem Schatz.
"Auf ihr ruhe der Staat, wie die Welt auf den
Schultern des Atlas." So suchte er das Ideal
eines stehenden Heers zu realisiren, indem er es
möglichst zu einer kunstfertigen Maschine machte.
Daß es auch hier eine Grenzlinie gebe, über die
man nicht hinausgehen darf, ohne die Natur zu
beleidigen, gestand er sich nicht. Nirgends konnte
daher auch die Scheidewand zwischen dem Civil-
und Militairstande so stark werden, als in der
Preussischen Monarchie. Sie konnte wohl nicht
dazu beytragen die Stärke des Staatsgebäudes zu
befestigen.

32. Die schlimmste Folge der Selbstregierung
Friedrichs findet man in der Anwendung jenes
Grundsatzes auch auf die Civiladministration. Wie
mag man auch ganz die Wahrheit davon leugnen? Wo
fand sich in einem Staat, wo selbst die Minister
fast nur erste Commis waren, für große Köpfe ein
freyer Wirkungskreis? Wo eine practische Bil-
dungsschule? Wie viel mehr war nicht die Thätig-

keit

2. Veraͤnd. d. einz. Hptſt. d. w. Eur.--1786.
beſonders in den Rechten und Verhaͤltniſſen der
Staͤnde, die dieſer ſo laut forderte, ganz außer
ſeinem Plan blieben?

31. Die Staͤrke des Staats, die in der Na-
tion und in der Verwaltung liegt, ſah Friedrich blos
in ſeiner Armee, in Verbindung mit ſeinem Schatz.
“Auf ihr ruhe der Staat, wie die Welt auf den
Schultern des Atlas.” So ſuchte er das Ideal
eines ſtehenden Heers zu realiſiren, indem er es
moͤglichſt zu einer kunſtfertigen Maſchine machte.
Daß es auch hier eine Grenzlinie gebe, uͤber die
man nicht hinausgehen darf, ohne die Natur zu
beleidigen, geſtand er ſich nicht. Nirgends konnte
daher auch die Scheidewand zwiſchen dem Civil-
und Militairſtande ſo ſtark werden, als in der
Preuſſiſchen Monarchie. Sie konnte wohl nicht
dazu beytragen die Staͤrke des Staatsgebaͤudes zu
befeſtigen.

32. Die ſchlimmſte Folge der Selbſtregierung
Friedrichs findet man in der Anwendung jenes
Grundſatzes auch auf die Civiladminiſtration. Wie
mag man auch ganz die Wahrheit davon leugnen? Wo
fand ſich in einem Staat, wo ſelbſt die Miniſter
faſt nur erſte Commis waren, fuͤr große Koͤpfe ein
freyer Wirkungskreis? Wo eine practiſche Bil-
dungsſchule? Wie viel mehr war nicht die Thaͤtig-

keit
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[447/0485] 2. Veraͤnd. d. einz. Hptſt. d. w. Eur.--1786. beſonders in den Rechten und Verhaͤltniſſen der Staͤnde, die dieſer ſo laut forderte, ganz außer ſeinem Plan blieben? 31. Die Staͤrke des Staats, die in der Na- tion und in der Verwaltung liegt, ſah Friedrich blos in ſeiner Armee, in Verbindung mit ſeinem Schatz. “Auf ihr ruhe der Staat, wie die Welt auf den Schultern des Atlas.” So ſuchte er das Ideal eines ſtehenden Heers zu realiſiren, indem er es moͤglichſt zu einer kunſtfertigen Maſchine machte. Daß es auch hier eine Grenzlinie gebe, uͤber die man nicht hinausgehen darf, ohne die Natur zu beleidigen, geſtand er ſich nicht. Nirgends konnte daher auch die Scheidewand zwiſchen dem Civil- und Militairſtande ſo ſtark werden, als in der Preuſſiſchen Monarchie. Sie konnte wohl nicht dazu beytragen die Staͤrke des Staatsgebaͤudes zu befeſtigen. 32. Die ſchlimmſte Folge der Selbſtregierung Friedrichs findet man in der Anwendung jenes Grundſatzes auch auf die Civiladminiſtration. Wie mag man auch ganz die Wahrheit davon leugnen? Wo fand ſich in einem Staat, wo ſelbſt die Miniſter faſt nur erſte Commis waren, fuͤr große Koͤpfe ein freyer Wirkungskreis? Wo eine practiſche Bil- dungsſchule? Wie viel mehr war nicht die Thaͤtig- keit

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/485>, abgerufen am 25.11.2024.