Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.II. Per. C. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst. 29. Diese Einheit der Verfassung ersetzte in 30. Nie verschmolz sich Friedrich mit seinem beson-
II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. 29. Dieſe Einheit der Verfaſſung erſetzte in 30. Nie verſchmolz ſich Friedrich mit ſeinem beſon-
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II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
29. Dieſe Einheit der Verfaſſung erſetzte in
dem allmaͤhlig zuſammengebrachten Staate moͤglichſt
den Mangel der Einheit der Nation und des Ge-
biets. Friedrichs Selbſtregierung — man ſah
noch nichts Gleiches in der Geſchichte — bildete
den vollkommenſten Mittelpunct der ganzen Ver-
waltung. Stets Herr ſeiner ſelbſt, fehlte er nie
auf ſeinem Platz; und der kaum angebrochene Tag
fand meiſtens ſchon die Geſchaͤfte des Tages been-
digt. Nur mit dem Gefuͤhl der tiefſten Ehrfurcht
blickt jeder edle Menſch zu dem ſeltnen Sterblichen
hinauf, der ſo faſt ein halbes Jahrhundert,
das erhabenſte Muſter hoher Pflichterfuͤllung, auf
ſeinem Poſten ſtand. Wer braucht ſo wenig wie
Er den Tadel zu ſcheuen? Seine Fehler ſelbſt giengen
aus ſeiner Groͤße hervor; aber ſie wirkten darum
nicht weniger auf den Staat zuruͤck.
30. Nie verſchmolz ſich Friedrich mit ſeinem
Volk. Nur der Herrſcher gehoͤrte dieſem, der
Menſch einem kleinen Kreiſe von Fremdlingen an.
Dieſe Trennung hatte die bedeutendſten Folgen. —
Er warf dadurch einen Schatten auf ſeine eigne Na-
tion; ein Ungluͤck fuͤr beyde. Er beſchraͤnkte unver-
meidlich ſeinen Geſichtskreis; er blieb hinter ſeinem
Volke, und dem Geiſte des Zeitalters zuruͤck. Lag
darin der Grund, daß wichtige Veraͤnderungen,
beſon-
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