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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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II. Per. C. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
Friedrich gegen Oestreich sich setzte, vernichtete
practisch die Einheit des Deutschen Staatskörpers,
wenn sie gleich der Form nach fortdauerte. Eine
allgemeine Vereinigung zu Einem Zweck, ein all-
gemeiner Reichskrieg, mußte nicht viel weniger als
unmöglich scheinen; seitdem Einer der Stände als
Rival auch im Frieden dem Kayser gegenüber-
stand. Und dennoch bestand nicht nur das Reich,
sondern sah seit dem Aachner und Hubertsburger
Frieden glücklichere Jahre, als es je sie gesehen
hatte. Auf den ersten Anblick eine befremdende
Erscheinung!

21. Die erste Ursache lag ohne Zweifel in
der Verbindung Oestreichs mit Frankreich.
Wann war je in Deutschland sicherer Friede, so
lange diese beyden Rivale waren? Von welchen
Kriegen zwischen ihnen hätte sich das Reich -- ihr
gewöhnlicher Schauplatz -- entfernt halten kön-
nen? Mit dieser Verbindung aber war die alte
Gefahr verschwunden, und die Sicherheit gegrün-
det. Zu Regensburg hätten Kaunitz und die
Pompadour ein Denkmal verdient!

22. Die zweyte war in den Verhältnissen
Friedrichs. Er mußte deutsche Verfassung auf-
recht erhalten; weil ihr Fall Oestreichs Vergröße-
rung gewesen wäre; was hatten also -- auch bey

sei-

II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Friedrich gegen Oeſtreich ſich ſetzte, vernichtete
practiſch die Einheit des Deutſchen Staatskoͤrpers,
wenn ſie gleich der Form nach fortdauerte. Eine
allgemeine Vereinigung zu Einem Zweck, ein all-
gemeiner Reichskrieg, mußte nicht viel weniger als
unmoͤglich ſcheinen; ſeitdem Einer der Staͤnde als
Rival auch im Frieden dem Kayſer gegenuͤber-
ſtand. Und dennoch beſtand nicht nur das Reich,
ſondern ſah ſeit dem Aachner und Hubertsburger
Frieden gluͤcklichere Jahre, als es je ſie geſehen
hatte. Auf den erſten Anblick eine befremdende
Erſcheinung!

21. Die erſte Urſache lag ohne Zweifel in
der Verbindung Oeſtreichs mit Frankreich.
Wann war je in Deutſchland ſicherer Friede, ſo
lange dieſe beyden Rivale waren? Von welchen
Kriegen zwiſchen ihnen haͤtte ſich das Reich — ihr
gewoͤhnlicher Schauplatz — entfernt halten koͤn-
nen? Mit dieſer Verbindung aber war die alte
Gefahr verſchwunden, und die Sicherheit gegruͤn-
det. Zu Regensburg haͤtten Kaunitz und die
Pompadour ein Denkmal verdient!

22. Die zweyte war in den Verhaͤltniſſen
Friedrichs. Er mußte deutſche Verfaſſung auf-
recht erhalten; weil ihr Fall Oeſtreichs Vergroͤße-
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[442/0480] II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Friedrich gegen Oeſtreich ſich ſetzte, vernichtete practiſch die Einheit des Deutſchen Staatskoͤrpers, wenn ſie gleich der Form nach fortdauerte. Eine allgemeine Vereinigung zu Einem Zweck, ein all- gemeiner Reichskrieg, mußte nicht viel weniger als unmoͤglich ſcheinen; ſeitdem Einer der Staͤnde als Rival auch im Frieden dem Kayſer gegenuͤber- ſtand. Und dennoch beſtand nicht nur das Reich, ſondern ſah ſeit dem Aachner und Hubertsburger Frieden gluͤcklichere Jahre, als es je ſie geſehen hatte. Auf den erſten Anblick eine befremdende Erſcheinung! 21. Die erſte Urſache lag ohne Zweifel in der Verbindung Oeſtreichs mit Frankreich. Wann war je in Deutſchland ſicherer Friede, ſo lange dieſe beyden Rivale waren? Von welchen Kriegen zwiſchen ihnen haͤtte ſich das Reich — ihr gewoͤhnlicher Schauplatz — entfernt halten koͤn- nen? Mit dieſer Verbindung aber war die alte Gefahr verſchwunden, und die Sicherheit gegruͤn- det. Zu Regensburg haͤtten Kaunitz und die Pompadour ein Denkmal verdient! 22. Die zweyte war in den Verhaͤltniſſen Friedrichs. Er mußte deutſche Verfaſſung auf- recht erhalten; weil ihr Fall Oeſtreichs Vergroͤße- rung geweſen waͤre; was hatten alſo — auch bey ſei-

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/480>, abgerufen am 22.11.2024.