Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Per. B. II. Gesch. d. nördl. Eur. Staatensyst.
Schwedens war zu groß, als daß der Groll, der
hier zurückblieb, schnelle Folgen hätte haben kön-
nen. Unter den zwey nächsten Regierungen nach
Peter's Tode, sowohl der von Catharina I.,
als von Peter II., war auswärtige Politik nicht
der Gegenstand, der die Russische Regierung am
meisten beschäftigte; denn Menschikow, und nach
seinem Fall die Dolgorukys, hatten zu viel für
sich zu thun; was lag ihnen am Auslande? Auch
die Verbindung mit Oestreich, in welche Catha-
1726rina I. durch das Wiener Bündniß gezogen wurde
(s. oben S. 310.), blieb noch vor's erste ohne
Folgen.

Regierung von Catharina I., ganz unter Menschi-
kow's Leitung, 1725 9. Febr. bis 16. May 1727. Unter
ihrem Nachfolger Peter II. (+ 17. Jan. 1730) Fall von
Menschikow, Sept. 1727, und Herrschaft der Dolgorukys.

34. Aber ganz änders wurde es, seitdem die
1730
Fbr.
bis
1740
Oct.
Nichte Peter's des Großen, Anna, verwittwete
Herzogin von Curland, den Thron bestieg. Der
Versuch zur Beschränkung der höchsten Gewalt
stürzte die einheimischen Großen; und erst jetzt bil-
dete sich in Rußland ein Cabinet, bestehend aus
Fremden. Sehr verschieden in ihren Hoffnungen
und Entwürfen, bedurften doch Alle des äußern
Glanzes des Reichs; und schon eingeweiht in die
Mysterien der Politik suchten sie ihn in den auswär-

tigen

II. Per. B. II. Geſch. d. noͤrdl. Eur. Staatenſyſt.
Schwedens war zu groß, als daß der Groll, der
hier zuruͤckblieb, ſchnelle Folgen haͤtte haben koͤn-
nen. Unter den zwey naͤchſten Regierungen nach
Peter's Tode, ſowohl der von Catharina I.,
als von Peter II., war auswaͤrtige Politik nicht
der Gegenſtand, der die Ruſſiſche Regierung am
meiſten beſchaͤftigte; denn Menſchikow, und nach
ſeinem Fall die Dolgorukys, hatten zu viel fuͤr
ſich zu thun; was lag ihnen am Auslande? Auch
die Verbindung mit Oeſtreich, in welche Catha-
1726rina I. durch das Wiener Buͤndniß gezogen wurde
(ſ. oben S. 310.), blieb noch vor's erſte ohne
Folgen.

Regierung von Catharina I., ganz unter Menſchi-
kow's Leitung, 1725 9. Febr. bis 16. May 1727. Unter
ihrem Nachfolger Peter II. († 17. Jan. 1730) Fall von
Menſchikow, Sept. 1727, und Herrſchaft der Dolgorukys.

34. Aber ganz aͤnders wurde es, ſeitdem die
1730
Fbr.
bis
1740
Oct.
Nichte Peter's des Großen, Anna, verwittwete
Herzogin von Curland, den Thron beſtieg. Der
Verſuch zur Beſchraͤnkung der hoͤchſten Gewalt
ſtuͤrzte die einheimiſchen Großen; und erſt jetzt bil-
dete ſich in Rußland ein Cabinet, beſtehend aus
Fremden. Sehr verſchieden in ihren Hoffnungen
und Entwuͤrfen, bedurften doch Alle des aͤußern
Glanzes des Reichs; und ſchon eingeweiht in die
Myſterien der Politik ſuchten ſie ihn in den auswaͤr-

tigen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0398" n="360"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">B. II.</hi> Ge&#x017F;ch. d. no&#x0364;rdl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
Schwedens war zu groß, als daß der Groll, der<lb/>
hier zuru&#x0364;ckblieb, &#x017F;chnelle Folgen ha&#x0364;tte haben ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Unter den zwey na&#x0364;ch&#x017F;ten Regierungen nach<lb/>
Peter's Tode, &#x017F;owohl der von <hi rendition="#g">Catharina</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi>,<lb/>
als von <hi rendition="#g">Peter</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi>, war auswa&#x0364;rtige Politik nicht<lb/>
der Gegen&#x017F;tand, der die Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Regierung am<lb/>
mei&#x017F;ten be&#x017F;cha&#x0364;ftigte; denn <hi rendition="#g">Men&#x017F;chikow</hi>, und nach<lb/>
&#x017F;einem Fall die <hi rendition="#g">Dolgorukys</hi>, hatten zu viel fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich zu thun; was lag ihnen am Auslande? Auch<lb/>
die Verbindung mit Oe&#x017F;treich, in welche <hi rendition="#g">Catha-</hi><lb/><note place="left">1726</note><hi rendition="#g">rina</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> durch das Wiener Bu&#x0364;ndniß gezogen wurde<lb/>
(&#x017F;. <hi rendition="#g">oben</hi> S. 310.), blieb noch vor's er&#x017F;te ohne<lb/>
Folgen.</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Regierung von <hi rendition="#g">Catharina</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi>, ganz unter Men&#x017F;chi-<lb/>
kow's Leitung, 1725 9. Febr. bis 16. May 1727. Unter<lb/>
ihrem Nachfolger <hi rendition="#g">Peter</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> (&#x2020; 17. Jan. 1730) Fall von<lb/>
Men&#x017F;chikow, Sept. 1727, und Herr&#x017F;chaft der Dolgorukys.</hi> </p><lb/>
              <p>34. Aber ganz a&#x0364;nders wurde es, &#x017F;eitdem die<lb/><note place="left">1730<lb/>
Fbr.<lb/>
bis<lb/>
1740<lb/>
Oct.</note>Nichte Peter's des Großen, <hi rendition="#g">Anna</hi>, verwittwete<lb/>
Herzogin von Curland, den Thron be&#x017F;tieg. Der<lb/>
Ver&#x017F;uch zur Be&#x017F;chra&#x0364;nkung der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gewalt<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzte die einheimi&#x017F;chen Großen; und er&#x017F;t jetzt bil-<lb/>
dete &#x017F;ich in Rußland ein <hi rendition="#g">Cabinet</hi>, be&#x017F;tehend aus<lb/><hi rendition="#g">Fremden</hi>. Sehr ver&#x017F;chieden in ihren Hoffnungen<lb/>
und Entwu&#x0364;rfen, bedurften doch Alle des a&#x0364;ußern<lb/>
Glanzes des Reichs; und &#x017F;chon eingeweiht in die<lb/>
My&#x017F;terien der Politik &#x017F;uchten &#x017F;ie ihn in den auswa&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tigen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0398] II. Per. B. II. Geſch. d. noͤrdl. Eur. Staatenſyſt. Schwedens war zu groß, als daß der Groll, der hier zuruͤckblieb, ſchnelle Folgen haͤtte haben koͤn- nen. Unter den zwey naͤchſten Regierungen nach Peter's Tode, ſowohl der von Catharina I., als von Peter II., war auswaͤrtige Politik nicht der Gegenſtand, der die Ruſſiſche Regierung am meiſten beſchaͤftigte; denn Menſchikow, und nach ſeinem Fall die Dolgorukys, hatten zu viel fuͤr ſich zu thun; was lag ihnen am Auslande? Auch die Verbindung mit Oeſtreich, in welche Catha- rina I. durch das Wiener Buͤndniß gezogen wurde (ſ. oben S. 310.), blieb noch vor's erſte ohne Folgen. 1726 Regierung von Catharina I., ganz unter Menſchi- kow's Leitung, 1725 9. Febr. bis 16. May 1727. Unter ihrem Nachfolger Peter II. († 17. Jan. 1730) Fall von Menſchikow, Sept. 1727, und Herrſchaft der Dolgorukys. 34. Aber ganz aͤnders wurde es, ſeitdem die Nichte Peter's des Großen, Anna, verwittwete Herzogin von Curland, den Thron beſtieg. Der Verſuch zur Beſchraͤnkung der hoͤchſten Gewalt ſtuͤrzte die einheimiſchen Großen; und erſt jetzt bil- dete ſich in Rußland ein Cabinet, beſtehend aus Fremden. Sehr verſchieden in ihren Hoffnungen und Entwuͤrfen, bedurften doch Alle des aͤußern Glanzes des Reichs; und ſchon eingeweiht in die Myſterien der Politik ſuchten ſie ihn in den auswaͤr- tigen 1730 Fbr. bis 1740 Oct.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/398
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/398>, abgerufen am 25.11.2024.