derungen. Die Sachen in den Colonien giengen ihren Gang, wie so vieles zu Hause auch seinen Gang gieng; nur nicht immer zum Bessern. In Ostindien blieben die Holländer ohne Widerrede das erste Europäische Handelsvolk; Niemand ver- suchte es auch nur, auf ihren entlegenen Inseln sie zu stören; und doch datirt von hieran die Periode des allmähligen Verfalls ihrer Compagnie. In Westindien fieng die Colonie von Surinam, 1718durch den hier zuerst eingeführten Caffeebau, jetzt erst an, sich zu heben.
Die Geschichte des Verfalls der Holländisch-Ostindischen Compagnie documentirt zu geben, möchte leicht selbst aus den Archiven dieser Compagnie unmöglich seyn. Sie erlag dem Alter, wie zuletzt jedes menschliche Institut, wie viel mehr eine streng monopolisirende Handelsgesellschaft; in der der Keim des Verderbens sich endlich, wenn auch langsam, entwickeln muß. Die eigentlichen Aufschlüsse lie- gen ohne Zweifel in den Characteren ihrer ersten Beamten. Ob nicht auch der häufige Wechsel der Generalgouverneurs in diesem Zeitraum -- nicht weniger als 11 in noch nicht 40 Jahren, (1704-1741) -- zu dem allmähligen Verfall das Seinige beytrug?
17. Bey den großen Erschütterungen und Ver- änderungen, welche die Spanische Monarchie erlitt, hätte man auch davon große Rückwirkungen auf ihre Colonien erwarten sollen. Aber die Stür- me des Mutterlandes störten dort die Ruhe nicht. Der Spanische Suecessionskrieg ward durch das
Genie
II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
derungen. Die Sachen in den Colonien giengen ihren Gang, wie ſo vieles zu Hauſe auch ſeinen Gang gieng; nur nicht immer zum Beſſern. In Oſtindien blieben die Hollaͤnder ohne Widerrede das erſte Europaͤiſche Handelsvolk; Niemand ver- ſuchte es auch nur, auf ihren entlegenen Inſeln ſie zu ſtoͤren; und doch datirt von hieran die Periode des allmaͤhligen Verfalls ihrer Compagnie. In Weſtindien fieng die Colonie von Surinam, 1718durch den hier zuerſt eingefuͤhrten Caffeebau, jetzt erſt an, ſich zu heben.
Die Geſchichte des Verfalls der Hollaͤndiſch-Oſtindiſchen Compagnie documentirt zu geben, moͤchte leicht ſelbſt aus den Archiven dieſer Compagnie unmoͤglich ſeyn. Sie erlag dem Alter, wie zuletzt jedes menſchliche Inſtitut, wie viel mehr eine ſtreng monopoliſirende Handelsgeſellſchaft; in der der Keim des Verderbens ſich endlich, wenn auch langſam, entwickeln muß. Die eigentlichen Aufſchluͤſſe lie- gen ohne Zweifel in den Characteren ihrer erſten Beamten. Ob nicht auch der haͤufige Wechſel der Generalgouverneurs in dieſem Zeitraum — nicht weniger als 11 in noch nicht 40 Jahren, (1704-1741) — zu dem allmaͤhligen Verfall das Seinige beytrug?
17. Bey den großen Erſchuͤtterungen und Ver- aͤnderungen, welche die Spaniſche Monarchie erlitt, haͤtte man auch davon große Ruͤckwirkungen auf ihre Colonien erwarten ſollen. Aber die Stuͤr- me des Mutterlandes ſtoͤrten dort die Ruhe nicht. Der Spaniſche Sueceſſionskrieg ward durch das
Genie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0370"n="332"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Per. <hirendition="#aq">B. I.</hi> Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.</hi></fw><lb/>
derungen. Die Sachen in den Colonien giengen<lb/>
ihren Gang, wie ſo vieles zu Hauſe auch ſeinen<lb/>
Gang gieng; nur nicht immer zum Beſſern. In<lb/><hirendition="#g">Oſtindien</hi> blieben die Hollaͤnder ohne Widerrede<lb/>
das erſte Europaͤiſche Handelsvolk; Niemand ver-<lb/>ſuchte es auch nur, auf ihren entlegenen Inſeln ſie<lb/>
zu ſtoͤren; und doch datirt von hieran die Periode<lb/>
des allmaͤhligen Verfalls ihrer Compagnie. In<lb/><hirendition="#g">Weſtindien</hi> fieng die Colonie von <hirendition="#g">Surinam</hi>,<lb/><noteplace="left">1718</note>durch den hier zuerſt eingefuͤhrten Caffeebau, jetzt<lb/>
erſt an, ſich zu heben.</p><lb/><p><hirendition="#et">Die Geſchichte des Verfalls der Hollaͤndiſch-Oſtindiſchen<lb/>
Compagnie documentirt zu geben, moͤchte leicht ſelbſt<lb/>
aus den Archiven dieſer Compagnie unmoͤglich ſeyn. Sie<lb/>
erlag dem Alter, wie zuletzt jedes menſchliche Inſtitut,<lb/>
wie viel mehr eine ſtreng monopoliſirende Handelsgeſellſchaft;<lb/>
in der der Keim des Verderbens ſich endlich, wenn auch<lb/>
langſam, entwickeln muß. Die eigentlichen Aufſchluͤſſe lie-<lb/>
gen ohne Zweifel in den Characteren ihrer erſten Beamten.<lb/>
Ob nicht auch der haͤufige Wechſel der Generalgouverneurs<lb/>
in dieſem Zeitraum — nicht weniger als 11 in noch nicht<lb/>
40 Jahren, (1704-1741) — zu dem allmaͤhligen Verfall<lb/>
das Seinige beytrug?</hi></p><lb/><p>17. Bey den großen Erſchuͤtterungen und Ver-<lb/>
aͤnderungen, welche die <hirendition="#g">Spaniſche Monarchie</hi><lb/>
erlitt, haͤtte man auch davon große Ruͤckwirkungen<lb/>
auf ihre Colonien erwarten ſollen. Aber die Stuͤr-<lb/>
me des Mutterlandes ſtoͤrten dort die Ruhe nicht.<lb/>
Der Spaniſche Sueceſſionskrieg ward durch das<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Genie</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[332/0370]
II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
derungen. Die Sachen in den Colonien giengen
ihren Gang, wie ſo vieles zu Hauſe auch ſeinen
Gang gieng; nur nicht immer zum Beſſern. In
Oſtindien blieben die Hollaͤnder ohne Widerrede
das erſte Europaͤiſche Handelsvolk; Niemand ver-
ſuchte es auch nur, auf ihren entlegenen Inſeln ſie
zu ſtoͤren; und doch datirt von hieran die Periode
des allmaͤhligen Verfalls ihrer Compagnie. In
Weſtindien fieng die Colonie von Surinam,
durch den hier zuerſt eingefuͤhrten Caffeebau, jetzt
erſt an, ſich zu heben.
1718
Die Geſchichte des Verfalls der Hollaͤndiſch-Oſtindiſchen
Compagnie documentirt zu geben, moͤchte leicht ſelbſt
aus den Archiven dieſer Compagnie unmoͤglich ſeyn. Sie
erlag dem Alter, wie zuletzt jedes menſchliche Inſtitut,
wie viel mehr eine ſtreng monopoliſirende Handelsgeſellſchaft;
in der der Keim des Verderbens ſich endlich, wenn auch
langſam, entwickeln muß. Die eigentlichen Aufſchluͤſſe lie-
gen ohne Zweifel in den Characteren ihrer erſten Beamten.
Ob nicht auch der haͤufige Wechſel der Generalgouverneurs
in dieſem Zeitraum — nicht weniger als 11 in noch nicht
40 Jahren, (1704-1741) — zu dem allmaͤhligen Verfall
das Seinige beytrug?
17. Bey den großen Erſchuͤtterungen und Ver-
aͤnderungen, welche die Spaniſche Monarchie
erlitt, haͤtte man auch davon große Ruͤckwirkungen
auf ihre Colonien erwarten ſollen. Aber die Stuͤr-
me des Mutterlandes ſtoͤrten dort die Ruhe nicht.
Der Spaniſche Sueceſſionskrieg ward durch das
Genie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/370>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.