theils brachte es auch das Bedürfniß mit sich, daß sie in Rücksicht der Ausfuhr größere Freyheiten ver- statten mußten.
3. Wenn dadurch schon die wechselseitige Spannung erhalten ward, so trug dazu die geo- graphische Verflechtung der Colonien, beson- ders in dem beengten Westindien, nicht weniger bey. Ein wunderbares Spiel des Schicksals wollte es, daß gerade hier die Staaten von Westeuropa ihre Gärten angelegt hatten, in denen sie Producte zo- gen, die weit und breit auf Gottes Erde freywillig wachsen. So stieg mit der größern Wichtigkeit auch der Neid und die Eifersucht; und am Ende dieses Zeitraums brach zum erstenmal ein Krieg blos über das Colonialinteresse aus.
4. Unter den einzelnen Staaten fängt Eng- land in dieser Periode an, in dem Colonialhandel sich zuerst mächtig zu heben. Die Bewilligungen des Utrechter Friedens hatten ihm in mehrerer Hin- sicht ein Uebergewicht verschafft. Der Assiento- Tractat mit Spanien (s. oben S. 292.), der ihm das Recht der Versorgung des Spanischen Ame- ricas, und der Besuchung der Messe von Porto bello auf 30 Jahre gewährte, war zwar an und für sich nicht sehr vortheilhaft; aber er bahnte den
Weg
X 2
Geſch. d. Colonialweſens 1700--1740.
theils brachte es auch das Beduͤrfniß mit ſich, daß ſie in Ruͤckſicht der Ausfuhr groͤßere Freyheiten ver- ſtatten mußten.
3. Wenn dadurch ſchon die wechſelſeitige Spannung erhalten ward, ſo trug dazu die geo- graphiſche Verflechtung der Colonien, beſon- ders in dem beengten Weſtindien, nicht weniger bey. Ein wunderbares Spiel des Schickſals wollte es, daß gerade hier die Staaten von Weſteuropa ihre Gaͤrten angelegt hatten, in denen ſie Producte zo- gen, die weit und breit auf Gottes Erde freywillig wachſen. So ſtieg mit der groͤßern Wichtigkeit auch der Neid und die Eiferſucht; und am Ende dieſes Zeitraums brach zum erſtenmal ein Krieg blos uͤber das Colonialintereſſe aus.
4. Unter den einzelnen Staaten faͤngt Eng- land in dieſer Periode an, in dem Colonialhandel ſich zuerſt maͤchtig zu heben. Die Bewilligungen des Utrechter Friedens hatten ihm in mehrerer Hin- ſicht ein Uebergewicht verſchafft. Der Aſſiento- Tractat mit Spanien (ſ. oben S. 292.), der ihm das Recht der Verſorgung des Spaniſchen Ame- ricas, und der Beſuchung der Meſſe von Porto bello auf 30 Jahre gewaͤhrte, war zwar an und fuͤr ſich nicht ſehr vortheilhaft; aber er bahnte den
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Geſch. d. Colonialweſens 1700--1740.
theils brachte es auch das Beduͤrfniß mit ſich, daß
ſie in Ruͤckſicht der Ausfuhr groͤßere Freyheiten ver-
ſtatten mußten.
3. Wenn dadurch ſchon die wechſelſeitige
Spannung erhalten ward, ſo trug dazu die geo-
graphiſche Verflechtung der Colonien, beſon-
ders in dem beengten Weſtindien, nicht weniger bey.
Ein wunderbares Spiel des Schickſals wollte es,
daß gerade hier die Staaten von Weſteuropa ihre
Gaͤrten angelegt hatten, in denen ſie Producte zo-
gen, die weit und breit auf Gottes Erde freywillig
wachſen. So ſtieg mit der groͤßern Wichtigkeit auch
der Neid und die Eiferſucht; und am Ende dieſes
Zeitraums brach zum erſtenmal ein Krieg blos uͤber
das Colonialintereſſe aus.
4. Unter den einzelnen Staaten faͤngt Eng-
land in dieſer Periode an, in dem Colonialhandel
ſich zuerſt maͤchtig zu heben. Die Bewilligungen
des Utrechter Friedens hatten ihm in mehrerer Hin-
ſicht ein Uebergewicht verſchafft. Der Aſſiento-
Tractat mit Spanien (ſ. oben S. 292.), der
ihm das Recht der Verſorgung des Spaniſchen Ame-
ricas, und der Beſuchung der Meſſe von Porto
bello auf 30 Jahre gewaͤhrte, war zwar an und
fuͤr ſich nicht ſehr vortheilhaft; aber er bahnte den
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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